«Wir können es schaffen, wenn alle mitmachen»
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Berset über neue Massnahmen:«Wir können es schaffen, wenn alle mitmachen»

Nach neuen Corona-Massnahmen des Bundes wächst der Testeifer
Bewältigen die Testzentren den Advents-Ansturm?

Mit den Fallzahlen steigen auch Nervosität und Vorsicht. Immer mehr Schweizer wollen sich auf Corona testen lassen. Spitäler, Labore, Check-Points, Ärzte und Apotheken rüsten auf.
Publiziert: 04.12.2021 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2021 um 08:53 Uhr
Beat Michel und Myrte Müller

Knapp 10'000 Neuinfektionen am Tag. Hiobs-Botschaften von der Supervariante Omikron, die auch hierzulande um sich zu greift. Dazu kommen die neuen, verschärften Corona-Massnahmen des Bundes. Die Adventszeit in der Schweiz wird immer ungemütlicher. Die Sorge, sich und die Lieben anzustecken, wächst – und damit der Test-Eifer. Anlaufstellen in vielen Kantonen sind ausgebucht. Überlastet jedoch sind die meisten Testzentren noch nicht.

Im kantonalen Testzentrum Bern wurde die Kapazität in den letzten Wochen mehr als verdoppelt. Eine weitere Aufstockung sei für die nächsten Tage geplant, so Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion. «Derzeit werden wöchentlich knapp 50'000 Tests durchgeführt, die dem BAG gemeldet werden.»

Im Basler Unispital hat sich die tägliche Zahl an Testwilligen in den vergangenen drei Wochen fast verdoppelt. «An den Wochentagen nehmen wir etwa 500 Tests vor, an den Samstagen und Sonntagen zwischen 250 und 330», sagt Mediensprecherin Caroline Johnson. «Wir rechnen mit einem weiteren Andrang. Die Menschen lassen sich testen als Vorsichtsmassnahme für Besuche bei Verwandten, für Feiern und Reisen.» Die Testkapazität würde gut reichen. Nur räumlich würde es zu bestimmten Zeiten eng, sagt Johnson weiter.

Das Testzentrum des Universitätsspitals in Basel meldete in den vergangenen Wochen fast eine Verdoppelung der Testanfragen.
Foto: Keystone
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Getestet im Fünf-Minuten-Takt

Auch im Zentrum für Labormedizin St. Gallen (ZLSG) krempelt man die Ärmel hoch. Über zehn Stunden am Tag (an Wochenende etwas weniger) würde im Fünf-Minuten-Takt getestet. «Maximal 130 Mal pro Tag», sagt Sprecherin Diana Schönenberger Wick. Eine Zunahme der PCR-Abstriche sei bereits seit über einer Woche bemerkbar. «Wir sind aktuell ausgebucht. Falls unumgänglich, könnten wir unsere Kapazitäten durch zusätzliche Zeitslots oder Aufstockung des Personals ausweiten», so die Marketing-Leiterin optimistisch. Getestet wird nur auf Termin. Walk-ins sind nicht mehr möglich. Lieferengpässe gebe es jedoch keine.

Der Kanton Tessin testet in den Check-Points in Bellinzona TI und Lugano TI. Jedoch nur, wer Symptomen hat und vom Arzt geschickt wurde. Den Run auf Tests wird es vor allem auf die 120 autorisierten Apotheken geben. Der Sprecher der Tessiner Apothekenkammer, Federico Tomà, bleibt entspannt. «Wir sind vorbereitet. Seit Dezember 2020 bieten Apotheken Tests sieben Tage die Woche an», sagt der Besitzer der Apotheke Malé in Bellinzona. «Schon im Sommer standen Deutschschweizer für Tests Schlange, um nach Italien reisen zu können.» Tamò rechnet mit einer steigenden Nachfrage, vor allem von Infizierten. Wer nicht geimpft ist, muss blechen: für den Schnelltest zwischen 25 und 50 Franken und für den PCR-Test 120 bis 200 Franken.

Auch der Kanton Zürich ist gerüstet. Es habe derzeit noch genügend freie Testtermine, sagt Jérôme Weber. «Wir empfehlen, dass sich Menschen, welche zum Zweck einer Familienfeier einen Test machen lassen wollen (nicht symptombasierte Tests), rechtzeitig um ihren Testtermin kümmern», sagt der Sprecher der Gesundheitsdirektion. Zudem könne sich die Testinfrastruktur flexibel der Nachfrage anpassen.

Die Crews kommen ans Limit

Die Anfrage bei den Labors zeigt hingegen eine angespannte Situation. So schreibt zum Beispiel das führende Zürcher Labor Analytica, dass ihr Institut die Kapazitätsgrenze an Corona-PCR-Tests erreicht hat. Aline Sattler, Fachärztin und medizinische Leiterin schreibt Blick: «Eine Steigerung der Kapazität ist ohne Qualitätsverlust und Verzögerungen nicht möglich. Entsprechend ist das für uns keine Option. Für die Festtage liegt unser Fokus auf den medizinisch relevanten Testungen kranker Personen. Die Versorgung dieser Personen hat oberste Priorität und ist auf jeden Fall sichergestellt.»

Auch bei der Dr. Risch-Gruppe, die im Moment bei den PCR-Tests eines der grössten Labors ist, kommt die Crew ans Limit. Lorenz Risch, Chief Medical Officer, schreibt Blick: «Aufgrund des enormen Probenaufkommens dauert es derzeit ab Probeneingang im Labor bis zur Resultatübermittlung bis zu 48 Stunden, situativ auch länger.» In den letzten zwei Wochen hat sich das Volumen bei den Corona-Proben in der Dr. Risch-Gruppe etwa verdoppelt. Als Begründung schreibt Risch: «Durch das starke Infektionsgeschehen in den letzten Wochen hat das Probenaufkommen enorm zugenommen. Zudem müssen bei den repetitiven Testungen zahlreiche Poolproben einzeln aufgelöst und nachgetestet werden, was sehr zeitaufwändig ist.»

Dank der Beschaffung von vollautomatischen Hochleistungsanlage erwartet der Chef der Laborgruppe aber eine baldige Entspannung der Situation. Bereits im Lauf der kommenden Woche nähere man sich wieder den normalen Durchlaufzeiten an. Auch Tiago Stämpfli, Deutschschweizer Geschäftsleiter der grössten Online-Buchungsplattform der Schweiz, OneDoc, schaut optimistisch auf die Situation während der Feiertage. Er sagt: «Im Moment kann man noch fast zu jedem Tag freie Termine buchen. Wir hatten im Oktober, als die Tests kostenpflichtig wurden, eine Abnahme an Buchungen, gleichzeitig aber fuhren die Test-Anbieter die Kapazitäten nicht herunter, sondern weiter hoch. Seit November wird wieder vermehrt getestet und mit dem erhöhten Angebot hat es immer noch viele freie Termine.»

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