Nach Ski-Unfall auf Intensivstation
«Mein Sohn dachte, ich sei tot»

Ein Skifahrer knallt in FDP-Ständerat Hans Wicki (55). Jetzt liegt der 55-Jährige auf der Intensivstation. Wie schnell so ein Unfall auf der Piste passieren kann, weiss Dominik Baumann. Aus seinem Skiurlaub wäre er beinahe querschnittsgelähmt zurückgekehrt.
Publiziert: 28.03.2019 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2019 um 15:20 Uhr
Der ehemalige Bundesratskandidat Hans Wicki wurde bei einem Skiunfall in Österreich verletzt. Ein Unbekannter fuhr in den 55-Jährigen, verletzte ihn schwer. Solche Kollisionen passieren leider immer wieder.
Foto: Stefan Bohrer
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Johannes Hillig

Mit sechs gebrochenen Rippen und einer verletzten Leber liegt Hans Wicki (55) momentan auf der Intensivstation im Regionalspital von Zams (A). Die Folge eines heftigen Skiunfalls im österreichischen Sölden. Ein Unbekannter war letzten Samstag in den ehemaligen Bundesratskandidaten der FDP geprallt – und danach einfach weitergefahren.

Kein Einzelfall: Immer wieder kommt es auf Skipisten zu verheerenden Zusammenstössen. Das Fatale: Die Zahl der Skiunfälle hat sich seit 20 Jahren nicht verändert – auch die Zahl der Kollisionen nicht. «Jährlich verletzten sich circa 51'000 Personen beim Skifahren. Sieben Prozent davon sind Kollisionen mit anderen Personen», sagt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) zu BLICK. 

Und die Verletzungen sind oft gravierend. Mindestens ein Wintersportler kommt pro Jahr auf Schweizer Pisten ums Leben. 

«Ich war sofort bewusstlos»

Wie schnell ein schöner Skitag im Spital enden kann, weiss auch BLICK-Fotograf Dominik Baumann (51) aus Uster ZH. Am 18. Februar ist er mit seinem Sohn (7) in Lermoos (A) in der Nähe der Talstation auf der blauen Piste unterwegs.

Als sie an den Punkt kommen, an dem sich zwei Pisten kreuzen, passiert es: Ein Skifahrer kommt von der roten Piste angerast, direkt auf Vater und Sohn zu. «Er kam wie aus dem Nichts um die Ecke geschossen, knallte mit seinem Helm gegen meinen Brustkorb. Ich war sofort bewusstlos», erinnert sich Baumann.

Unfallfahrer haute einfach ab

Als er wieder zu sich kommt, liegt er mehrere Meter neben der Unfallstelle. Neben ihm sein kleiner Sohn – unter Schock. «Er dachte, ich sei tot. Ich musste ihn erst mal beruhigen.» Vom Unfallfahrer fehlt jede Spur. Auch sonst ist niemand da.

Baumann rappelt sich auf, noch weiss er nicht, dass er zwei Rippen gebrochen hat. «Ich hatte zwar Schmerzen beim Atmen, konnte aber noch zur Arztpraxis nahe der Talstation fahren.» Als er dort ankommt, bricht er zusammen. Beim Röntgen wird klar, wie schwer Baumann verletzt wurde. Mit Blaulicht wird er sofort ins Spital nach Garmisch-Partenkirchen (D) gebracht.

Die Ärzte befürchten neben den Brüchen innere Verletzungen. Und eines macht ihnen Sorgen: Baumann hat eine Wirbelkörperfraktur. Wegen der Nähe zum Rückenmark könnte er querschnittsgelähmt werden.

«Ohne Helm wäre ich tot»

Zehn Tage muss er im Spital bleiben. Darf nicht sitzen, darf sich nicht viel bewegen, muss ruhig liegen. Dann wird er mit der Ambulanz in die Schweiz gebracht. Mittlerweile geht es dem Zürcher wieder besser. «Ich nehme noch starke Medikamente, brauche nun Physiotherapie.»

Baumann ist froh, dass er einen Helm getragen hat: «Die Ärzte sagten mir, dass ich jetzt tot wäre, wenn ich keinen Helm getragen hätte.»

Um solche Unfälle zu verhindern, ist die BfU dran, die Skipisten sicherer zu machen. Mögliche Unfallstellen früh zu erkennen und zu entschärfen. Aber auch die Wintersportler können etwas tun. «Defensiv und auf Sicht fahren», rät Kipfer. So könne das Risiko verringert werden. 

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