Nadja R. (34) tötete ihren Freund Godzilla (†34)
«Ich habe einfach weitergeschossen»

Nadja R. erschoss ihren langjährigen, gewalttätigen Freund Luis C. Die Staatsanwaltschaft fordert 13 Jahre Gefängnis, die Verteidigung will einen Freispruch.
Publiziert: 04.03.2015 um 18:40 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:40 Uhr
So hart konnte «Godzilla» zuschlagen
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:So hart konnte «Godzilla» zuschlagen
Von Jessica von Duehren

Es war eine kranke Beziehung, die Nadja R.* (34) und ihr On-Off-Freund Luis C.* († 34) führten. Er schlug sie, hatte immer wieder Affären mit anderen Frauen. Sie hatte panische Angst vor ihm – und kehrte trotzdem immer wieder zu ihm zurück.

So wie am Abend des 17. November 2012. Doch dieses Mal hat die zierliche Frau ihre Pistole dabei, als sie Türsteher und Kampfsportler Luis C. (Kampfname Godzilla) in seiner Wohnung an der Wehntalerstrasse in Zürich-Affoltern besucht. Nach einem Streit tötet sie ihn mit fünf Schüssen. Selbst als der 115-Kilo-Mann am Boden liegt, hört sie nicht auf: «Ich habe einfach weiter geschossen», sagte sie gestern vor dem Zürcher Bezirksgericht.

Wieso sie überhaupt zu ihm gefahren sei, will der Richter wissen. Die Angeklagte: «Er wollte, dass ich vorbeikomme. Ich ging aus Angst zu ihm, damit er ruhig bleibt.» Als Luis C. um 17 Uhr die Wohnungstür öffnet, ist er «voll drauf», zieht vor seiner Freundin noch eine Linie Kokain rein. Sie streiten, es geht um seine krankhafte Eifersucht und die gemeinsame Zukunft.

2008 wurden die beiden ein Paar – und trennten sich immer wieder. Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Luis C. punktete nicht nur im Ring, sondern auch bei den Frauen. Während der Beziehung mit Nadja R. zeugt er sogar ein Kind mit einer anderen.

Nach einer halben Stunde eskaliert der Krach. «Ich wollte einfach nur weg, habe meine Jacke angezogen und Hand- und Bauchtasche genommen», sagt sie. Aber der 1,90-Meter-Riese lässt sie nicht gehen. Sie rennen um das Sofa – bis das Muskelpaket die 2,50 Meter lange Couch einfach wegschleudert.

Dann geht alles ganz schnell: «Er wollte mich packen, da hab ich die Pistole gezogen und durchgeladen.» Sie schreit ihn an, er lässt nicht von ihr ab – sie schiesst. Nach dem dritten Schuss liegt Luis C. am Boden. Nadja R. ballert weiter. «Ich hatte das Gefühl, dass er immer noch hinter mir ist. Es war einfach alles grau wie Nebel», sagt sie.

13 Jahre will der Staatsanwalt Nadja R. dafür in den Knast schicken – wegen vorsätzlicher Tötung. Stimmt nicht, widerspricht die Verteidigung. Sie plädiert auf Notwehr und fordert einen Freispruch. Und sie will, dass Nadja R. für die neun Monate, die sie in U-Haft sass, eine Genugtuung bekommt. Das Urteil folgt am 12. März.

* Name der Redaktion bekannt

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