Neue DNA-Analyse möglich
Werden diese Rätsel-Morde jetzt endlich gelöst?

Seit dem 1. August ist eine neue DNA-Analyse in der Schweiz möglich. Damit könnten ungelöste Fälle neu aufgerollt werden. Denn: Jetzt können nicht nur das Geschlecht, sondern auch weitere Merkmale ermittelt werden.
Publiziert: 04.08.2023 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2023 um 09:15 Uhr

Sie dachten, dass sie ungeschoren davon gekommen sind. Doch jetzt müssen heimliche Mörder zittern: Ein neues Gesetz eröffnet Ermittlern in der Schweiz neue Möglichkeiten. Seit dem 1. August können DNA-Spuren auch für die Phänotypsierung ausgewertet werden. Jetzt kann nicht nur allein das Geschlecht bestimmt werden, sondern auch Details über das Alter, Augen-, Haar- und Hautfarbe können nun ermittelt werden. Das Fedpol nennt diese Möglichkeit einen «Meilenstein für die Strafverfolgung».

Auslöser für die Gesetzesänderung ist der Fall Emmen. Eine damals 26-jährige Frau wurde im Juli 2015 an der Reuss vom Velo gerissen und vergewaltigt. Sie ist seitdem querschnittgelähmt. Der Täter ist bis heute nicht ermittelt.

Am Tatort wurde die mutmassliche DNA des Täters sichergestellt, doch die Ermittler durften mangels gesetzlicher Grundlagen nicht auf die vollständigen genetischen Informationen zugreifen. Jetzt ist es anders. Und die DNA-Analyse könnte weitere ungelöste Fälle zum Abschluss bringen.

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Psychoanalytikerin in Zürich erstochen

Zum Beispiel den Mord an Ana Maria M.* (†56). Die Psychoanalytikerin wurde am 15. Dezember 2010 in ihrer Praxis im Züricher Seefeld erstochen. Damals ordnete die Polizei einen DNA-Massentest an. 400 Männer mussten eine Probe abgeben. Ohne Erfolg. Noch immer läuft ihr Killer frei herum.

Warum Ana Maria M. sterben musste, ist bis heute unklar. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel. Den Durchbruch könnte jetzt die Analyse der DNA-Spuren liefern. «Seit Beginn der Ermittlungen betreffend dieses Tötungsdelikt ging und geht man allen Ermittlungsansätzen nach, um das Tötungsdelikt aufzuklären», sagt Christian Philipp von der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft zu Blick. Ob hier die neuen DNA-Analyse-Möglichkeiten genutzt werden, wollte Philipp nicht sagen.

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Berner Ehepaar in alter Käserei getötet

Auch im Kanton Bern dürfte die Gesetzesänderung einen ungelösten Fall ins Rollen bringen. Fünf Jahre nach dem Mord an Ana Maria M. wurde auf den Tag genau in Laupen BE das Ehepaar Gerda K.* (†64) und ihr Ehemann Georges S.* (†74) in ihrer Wohnung in der ehemaligen Käserei erstochen. Und auch hier fanden die Ermittler die DNA des Killers. Sie stimmte mit der DNA des Seefeld-Mörders überein. Auch in Laupen BE mussten Dutzende eine DNA-Probe abgeben. Wieder kein Treffer.

Nun könnte die Akte wieder geöffnet werden. «Wir können versichern, dass sämtliche am Fundort erhobenen DNA- und anderen Spuren – soweit möglich, erforderlich und auch zulässig – ausgewertet werden», sagt Christof Scheurer von der Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern zu Blick.

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Prostituierten-Mord von Allschwil BL

Eine Joggerin fand am 2. September 2006 im Wald in Allschwil BL eine nackte Frauenleiche. Bei der Toten handelte es sich um die brasilianische Prostituierte Ana Paula (†31). Sie war kurz zuvor Opfer eines Verbrechens geworden.

Die Frau wurde erwürgt. Das zeigten die Spuren an der Leiche. Auf dem Körper der Frau wurden auch DNA-Spuren des Täters sichergestellt. Doch diese konnten bis heute niemandem zugeordnet werden. Vom Mörder fehlt jede Spur. Selbst eine Belohnung für Hinweise von 20'000 Franken brachte keinen Erfolg.

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