Verzichtet aufs Töfffahren
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Walliser Polizei bittet:Verzichtet aufs Töfffahren

Nicht nur Walliser Polizei will, dass Töff-Fahrer zuhause bleiben
Biker drehen wegen Corona im roten Bereich

Eigentlich könnte die Töff-Saison beginnen. Doch wegen Corona sollen Motorradfahrer auf Ausfahrten verzichten, bittet die Kantonspolizei Wallis. Unfälle würden Spitäler und Rettungskräfte unnötig belasten. Das macht viele Biker wütend.
Publiziert: 02.04.2020 um 09:43 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2020 um 15:41 Uhr
Doch in Zeiten von Corona bittet die Kantonspolizei Wallis, auf solche Touren zu verzichten.
Foto: imago/imagebroker
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Johannes Hillig

Darauf haben viele Biker sehnsüchtig gewartet: den Beginn der Töffsaison. Endlich können sie wieder mit ihren Maschinen durch die Schweiz kurven. Ganz besonders am kommenden Wochenende. Die Bedingungen sind ein Traum! Der Wetterbericht verspricht Temperaturen bis zu 20 Grad.

Normalerweise würden sich an solchen Tagen Tausende auf ihre Töffs schwingen. Doch genau das versucht die Kantonspolizei Wallis zu verhindern. Ihre grosse Bitte: Keine Motorradausflüge! Der Grund: Corona.

Im Wallis gibt es inzwischen über 1000 Infizierte. Spitäler und Rettungskräfte haben schon jetzt jede Menge zu tun. «Bereits ein relativ einfacher Sturz mit einem Motorrad könnte einen Spitalaufenthalt von mehreren Tagen zur Folge haben. In der gegenwärtigen Situation sind jedoch freie Kapazitäten in den Spitälern absolut notwendig», gibt die Kapo Wallis zu Bedenken. Und ist damit nicht allein.

«Einfach an die Regeln halten und die Fahrt geniessen»

Auch andere Kantonspolizeien halten ein Ausflugsverzicht für Töfffahrer für sinnvoll. Zum Beispiel im Graubünden. Kapo-Sprecher Roman Rüegg zu BLICK: «Wichtig in der aktuellen Phase ist, dass sich alle ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sind und das Gesundheitssystem, auch unter Inkaufnahme von persönlichem Verzicht, zu entlasten versuchen.» Rüegg fährt selbst gerne Motorrad. Doch für ihn ist klar: Seine Maschine bleibt vorerst in der Garage. Solange bis es die Lage wieder zulässt.

Nicht alle Biker verstehen den Aufruf. Viele fühlen sich diskriminiert. «Es ist wichtig, dass jeder Verkehrsteilnehmer gleich behandelt wird, ob auf zwei oder vier Rädern», sagt Töfffahrer Michel Blumenthal zu BLICK. Nicht jeder Motorradfahrer sei wie ein Verrückter unterwegs. Für den 51-Jährigen aus Zermatt VS ist daher klar: «Einfach an die Regeln halten und die Fahrt geniessen.» Und genau das lasse er sich nicht nehmen.

Dieser Meinung sind viele Zweirad-Begeisterte. So auch Reto Müller aus Gächlingen SH. Der 60-Jährige sagt zu BLICK: «Nicht alle Motorradfahrer sind potenzielle Raser und Verkehrssünder. Somit ist die Unfallgefahr kaum grösser als mit anderen Verkehrsmitteln, beispielsweise dem Auto.»

Fast 1000 Schwerverletzte Töfffahrer

Doch ein Blick auf die Unfallzahlen zeigt: Biker leben gefährlicher als Autofahrer – viel gefährlicher. Während die Zahlen verletzter Autofahrer jedes Jahr zurückgehen, bleiben die Zahlen für das Motorrad praktisch konstant.

Oft sind nicht die Töfffahrer schuld, erklärt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU).

Autofahrer würden die Zweiräder übersehen oder zu spät erkennen. Schuld oder nicht schuld: Am Ende landen Biker oft im Spital. Letztes Jahr gab es fast 1000 Schwerverletzte, so der BfU-Sprecher. Nun gehe es darum, die Zahl der Verletzten zu reduzieren. Daher unterstütze auch das BfU die Bitte der Kapo Wallis, dass Biker auf Touren verzichten sollen – auch wenn ein Traumwochenende vor der Türe steht.

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