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Trotz brisanter Vorgeschichte
Läster-Offizier wird Präsident von Heiden AR

Die Ausserrhoder Gemeinde Heiden hat einen neuen Präsidenten. Robert Diethelm (56) wurde von den Stimmberechtigten souverän zum neuen, politischen Oberhaupt gewählt – nach pikanten Blick-Enthüllungen zu den Umständen seines Abgangs beim VBS in Bern.
Publiziert: 16.04.2023 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2023 um 14:22 Uhr
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Sebastian BabicReporter Blick

Am Sonntagmorgen wurde Robert Diethelm mit 733 von 909 möglichen Stimmen zum neuen Gemeindepräsidenten in Heiden AR gewählt. Einen Gegenkandidaten hatte der Offizier und ehemalige Stabsmitarbeiter des VBS nicht, weil ihn zuvor eine breit-abgestützte Findungskommission als alleinigen Kandidaten vorgeschlagen hatte. Trotz dieser klaren Ausgangslage ist seine heutige Wahl nicht selbstverständlich.

Wenige Tage vor der Wahl machte Blick nämlich publik: Bei Diethelm handelt es sich um jenen «geschwätzigen Offizier», der laut CH Media auf einer Zugfahrt zwischen Bern und Zürich pikante Informationen zum Ukrainekrieg preisgegeben haben soll («Putin handelt nicht irrational») und sich despektierlich über die Bundesräte Amherd und Cassis («Schwache Figuren») äusserte. Weil einer seiner Sitznachbarn Journalist war und das lautstarke Telefongespräch rapportierte, rückte diese mutmassliche Indiskretion letztes Jahr ins mediale Schlaglicht. Als Konsequenz daraus kündigte Diethelm nach eigenen Angaben «frustriert» bei seinem Arbeitgeber und wurde letztendlich im gegenseitigen Einvernehmen «unter Verdankung seiner Dienste» freigestellt.

Grosses Medienecho nach Blick-Enthüllung

Beim Ostschweizer Sender TVO relativierte Diethelm einen Tag nach Bekanntwerden seiner Vorgeschichte in einem Beitrag das verhängnisvolle Telefonat: «Der Journalist hat nur einen Bruchteil des Gespräches – nämlich meine Aussagen – gehört. Folglich konnte er den korrekten Kontext nicht wiedergeben».

Robert Diethelm wurde heute zum Gemeindepräsidenten von Heiden AR gewählt.
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Die Präsidentin der Findungskommission, Nicole Nobs, bekräftigte zudem im St. Galler Tagblatt ihre früheren Aussagen, dass man nichts von den Umständen seines Abgangs beim VBS gewusst habe. Die Kommission hielt trotz der aktuellen Blick-Enthüllungen weiter am Kandidaten fest: «Wir wissen nicht, was tatsächlich passiert ist. Gemäss den uns vorliegenden Informationen erscheint uns Robert Diethelm jedoch nach wie vor als geeigneter Kandidat.»

So sah es auch die Mehrheit der Stimmberechtigten in Heiden. Nicht überraschend, angesichts Diethelms Vita, als Mitarbeiter der Uno in Bosnien und Genf und als langjähriger Stabsmitarbeiter des VBS. Im beschaulichen Appenzellerland wagt Diethelm nun einen Neuanfang.

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