Schiesserei in Rehetobel wegen Verdacht auf Hanfanlage
Schütze Roger S. (†33) war wegen versuchter Tötung vorbestraft

Im Kanton Appenzell Ausserrhoden fielen am Dienstagmorgen bei einer Hausdurchsuchung Schüsse. Zwei Polizisten wurden verletzt. Beim Versuch, den Täter festzunehmen, hat sich dieser umgebracht.
Publiziert: 03.01.2017 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:35 Uhr
Marco Latzer, Rehetobel

In Rehetobel AR fand am Dienstagmorgen ein Grosseinsatz der Sicherheitskräfte statt: Um 9 Uhr habe ein Mann (33) bei einer Hausdurchsuchung der Polizei das Feuer eröffnet, schreibt die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden. «Es kam zu einem Schusswechsel», sagt Polizeikommandant Reto Cavelti.

Der Schütze Roger S. (†33) war der Polizei bekannt.
Foto: zvg
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Durchsuchung wegen Verdacht auf Indoor-Hanfanlage

Alles begann mit dem Verdacht auf eine Hanf-Indooranlage beim vorbestraften Schweizer Roger S.: Aus diesem Grund musste er auf dem Polizeiposten in Heiden erscheinen. Dort wurde er über die Hausdurchsuchung informiert, die Polizei kontrollierte ihn.

Vorerst «kooperativ», habe die Hausdurchsuchung begonnen. Sie sei quasi abgeschlossen gewesen – als der Täter eine Waffe zückte und auf zwei Polizisten im Alter von 29 und 37 Jahren schoss. Dabei wurden die Männer schwer verletzt: Der jüngere der Beiden befindet sich noch immer in «kritischem Zustand».

Ein Zeuge beschrieb den Tathergang gegenüber BLICK: Es habe wohl vier bis fünf Mal geknallt. «Dann sah ich, wie zwei Polizisten am Boden lagen, die andern brachten sich hinter einem Auto in Deckung und schossen zurück.» Seinen Nachbarn beschreibt der Zeuge als «komisch», man habe gewusst, dass er schon einmal mit der Polizei zu tun hatte.

Täter drohte mit Splitterhandgranate

Roger S. flüchtete zu Fuss. Erst gegen Mittag konnten die Ermittler den Schützen «lokalisieren», ihn aber noch nicht festnehmen. Der Mann habe damit gedroht Splitterhandgranaten einzusetzen, sagt Polizeisprecher Hanspeter Saxer. «Er war nicht bereit, sich freiwillig zu stellen», sagt Einsatzleiter Kurt Lutz. «Er drohte laufend, den Rucksack zu sprengen.»

Ein Diensthund habe Roger S. gegen 17 Uhr überwältigt. Daraufhin habe sich der Schütze, unmittelbar vor dem Zugriff der Polizei, selbst gerichtet. Sprengstoff wurde bei der Leiche nicht gefunden, jedoch zwei Faustfeuerwaffen und mehrere Magazine Munition.

Roger S. war seit 2012 auf freiem Fuss

Der Schütze war der Polizei seit langer Zeit bekannt: 2003 habe er versucht, zwei Personen zu erschiessen, sagte der Ausserrhoder Staatsanwalt Bruno Werlen. 2004 wurde der Mann vom Ausserrhoder Kantonsgericht wegen mehrfacher versuchter Tötung, mehrfacher schwerer Körperverletzung und Widerhandlung gegen das Waffengesetz verurteilt. Es wurde eine Massnahme angeordnet.

Der Mann kam bis 2009 in eine Arbeitserziehungsanstalt in Basel, wie Werlen sagte. 2012 endete die Probezeit. Er sei aber wieder auffällig geworden. Es bestand der Verdacht auf Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei der heutigen Hausdurchsuchung habe man zwar keine Hanfanlage gefunden – jedoch Material, das auf eine Anlage hinweise.

Polizist hat «Herzsteckschuss» erlitten

Die angeschossenen Polizisten mussten mit der Rega ins Spital überführt werden. Beide wurden notoperiert. Der Zustand des 29-Jährigen sei äussert kritisch, sagte der Ausserrhoder Polizeikommandant Reto Cavelti. Er erlitt einen Herzsteckschuss. «Er kämpft um sein Leben», sagt Cavelti. Der zweite Beamte wurde im Bereich der Beine getroffen. Er sei ausser Lebensgefahr. Die Beamten hätten korrekt gehandelt, sagte Cavelti. Der Täter sei äusserst skrupellos vorgegangen.

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