«Gab keine Anzeichen, dass bei ihnen etwas nicht stimmt»
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Nachbarin Adriana Z.«Gab keine Anzeichen, dass bei ihnen etwas nicht stimmt»

Mädchen (†3) stirbt in Glarus – Vater und Stiefmutter (24) verhaftet
«Mehrfache, schwere, stumpfe Gewalteinwirkung»

Ein Mädchen (†3) ist am Freitag gestorben. Das Kind wies «zahlreiche Verletzungen» auf, wie die Polizei mitteilte. Gegen die Eltern wird nun ermittelt. Die Grosseltern des Mädchens verstehen die Welt nicht mehr.
Publiziert: 05.06.2023 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 09:51 Uhr

Am vergangenen Freitag schien die Welt noch perfekt. Auf Instagram postete der Vater (24) aus dem Kanton Glarus ein Foto seiner Kinder am Rheinfall in Schaffhausen. Noch am selben Tag ist das älteste, ein Mädchen (†3), tot.

Der Vater und die Stiefmutter (24), beide serbischer Staatsangehörigkeit, werden verdächtigt, für den Tod der Kleinen verantwortlich zu sein. Das teilt die Staatsanwaltschaft des Kantons Glarus am Montag mit. Die beiden sitzen bereits in U-Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Wie es in der Mitteilung weiter heisst, sollen die Eltern am Freitag um 20.20 Uhr den Notruf gewählt haben, da ihre Tochter keine Luft mehr bekam. Die Rega rückte umgehend aus. Für die Kleine kam jedoch jede Hilfe zu spät – sie starb noch vor Ort. Erwin T.*, der in der Nachbarschaft wohnt, sagt zu Blick: «Am Freitagabend gab es beim Haus einen grossen Polizeieinsatz. Auch die Ambulanz und die Rega waren da. Ebenso kamen Schaulustige, um zu sehen, was passiert war.»

Vermeintliche Idylle: Am Todestag postete der Vater ein Foto des gemeinsamen Ausflugs zum Rheinfall auf Instagram.
Foto: Blick
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Kurz darauf habe man erkannt, was los war: «Plötzlich tauchte ein Leichenwagen auf. Da wussten wir, dass etwas Schlimmes passiert war. Sofort fingen die Leute an, über die Hintergründe des Vorfalls zu reden.»

«Die zahlreichen Verletzungen waren auffällig»

Das verstorbene Mädchen hatte zahlreiche Verletzungen aufgewiesen, wie die Polizei schreibt. Welche Art von Verletzungen vorlagen, will der Staatsanwalt Patrick Fluri Blick nicht sagen. Nur so viel: «Die Verletzungen waren auffällig», so der Staatsanwalt.

Am Montagabend liegen die Ergebnisse der Obduktion vor. Wie die Staatsanwaltschaft des Kantons Glarus mitteilt, ergab die Untersuchung am Institut für Rechtsmedizin Zürich (IRMZ), dass der Tod «auf eine mehrfache, schwere, stumpfe Gewalteinwirkung» zurückzuführen sei. Hinweise auf ein Ersticken durch Nahrung oder Gegenstände fanden sich nicht.

Grosseltern erfuhren aus Medien vom Tod ihrer Enkelin

Die Grosseltern des Mädchens können kaum fassen, dass ihre Enkelin nicht mehr unter ihnen ist. «Wir sind zutiefst traurig», so der Grossvater zu «20 Minuten». Die Kleine sei letzten Mittwoch noch bei ihnen gewesen. Sie seien auf dem Fussballplatz gewesen, die Kleine hätte fröhlich gespielt.

Ihre Enkelin, von deren Existenz die Grosseltern erst letztes Jahr erfahren hätten, habe keinen einfachen Start ins Leben gehabt. «Die leibliche Mutter kümmerte sich nicht um die Kleine, weshalb sie vorübergehend bei einer Pflegefamilie war», so die Grossmutter gegenüber dem Newsportal. Dort sei es offenbar zu einem Vorfall gekommen, bei dem das Mädchen verletzt worden sei.

Daraufhin hätte ihr Sohn das Mädchen zu sich geholt. Seither lebte das Kind mit seinem Vater, der Stiefmutter sowie den beiden Halbbrüdern. Das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Glarus gegenüber Blick. Demnach sei das verstorbene Mädchen in der Obhut ihres Vaters und der Stiefmutter gewesen.

Unfassbar: Dass ihre Enkelin nicht mehr lebt, mussten die Grosseltern aus den Medien erfahren. «Wir wurden nicht informiert, als wären wir Fremde. Ich weiss erst seit Montag, dass sie tot ist», so die Grossmutter.

Nachbarschaft steht unter Schock

Die beiden anderen Kinder des Ehepaares waren am Montag gemäss Fluri fremdplatziert. «Die Kleinkinder sind wohlauf», erklärte der Staatsanwalt.

Laut einer Nachbarin habe sie immer wieder Kinder aus der Wohnung schreien gehört. «Am späten Abend, so etwa zwischen 22 und 23 Uhr, habe ich das aus ihrer Wohnung gehört», so die Nachbarin zu Blick. Dass so etwas Schreckliches passiere, habe sie sich aber nicht vorstellen können.

Auch Adriana Z.* (17), die im betroffenen Gebäude wohnt, ist geschockt. «Es ist eigentlich eine recht ruhige Nachbarschaft. Hier passiert eigentlich nie etwas», so die Jugendliche zu Blick.

* Name geändert

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