Helferin starb beim Abbau am Openair Frauenfeld
Wer ist schuld an Delphines (†24) Tod?

Im Sommer 2012 stirbt die Thurgauer Studentin Delphine K. (†24) während der Aufräumarbeiten des Openairs Frauenfeld. Vor dem Bezirksgericht soll heute geklärt werden, ob der tragische Zwischenfall hätte verhindert werden können.
Publiziert: 17.12.2014 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:32 Uhr
Schlachtfeld: Das Unwetter in Frauenfeld hat viele Zelte komplett zerstört.
Foto: Marcel Sauder
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Der Sturm fegt mit Windspitzen von 90 km/h über das Festivalgelände auf der Frauenfelder Allmend, innert 20 Minuten fallen pro Quadratmeter 18 Liter Regen. Das grösste Hip-Hop-Festival Europas ist vorbei, nur noch die Helfer sind auf dem Areal am Aufräumen.

Unter ihnen auch die Studentin Delphine K. (†24). Als das Unwetter aufzieht, flüchtet sie sich mit einem damals 21-jährigen Kollegen in ein grosses Zelt, das durch das heftige Gewitter aus der Verankerung gerissen wird. Beide Thurgauer werden von herumfliegenden Teilen getroffen – Delphine stirbt noch in der Nacht.

«Das Schlimmste in meinem ganzen Leben»

Heute stehen der 63-jährige Bauchef sowie ein Helfer (25) vor dem Bezirksgericht Frauenfeld. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen fahrlässige Tötung vor. Trotz Sturmwarnung ordneten die Angeklagten keine Evakuierung des Geländes an. Ob sie somit ihre Sorgfaltspflicht verletzt haben, muss das Gericht nun klären. 

«Was passiert ist, ist das Schlimmste in meinem ganzen Leben», sagt der jüngere Angeklagte. Das OK-Mitglied wollte keine Aussage machen.

Wetter war «einschätzbar»

Die Staatsanwältin ist sich sicher: Delphines Tod hätte verhindert werden können. Beim Unwetter habe es sich nicht um ein normales Gewitter gehandelt – spätestens ab 15.15 Uhr sei die Wetterfront klar einschätzbar gewesen. Eine knappe Stunde später nahm das Unglück für Delphine seinen Lauf.

Für beide Männer fordert die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe. Dem Bauchef will sie 180 Tagessätze zu 110 Franken sowie eine Busse von 1300 Franken auferlegen, der 25-jährige Student muss mit 120 Tagessätzen zu 20 Franken sowie einer Busse von 160 Franken rechnen.

Die Verteidigung hingegen sagt, dass die Angeklagten keine Schuld treffe. Der Sturm sei «ein Jahrhundertereignis» und deswegen nicht voraussehbar gewesen. Beim Unfall habe es sich um «Schicksal» gehandelt. (lex/mko)

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