Daniel Stricker meldet sich per Video aus Florida
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Corona-Skeptiker in der USA:Jetzt meldet sich Daniel Stricker per Video aus Florida

Impf-Spekulation um Daniel Stricker (50), Mass voll bei Rimoldi (26), «Wir für euch»-Website nicht erreichbar
Zerfallserscheinungen bei den Skeptikern

Sie wollen die Corona-Massnahmen in der Schweiz bekämpfen. Über das Wie ist unter den führenden Exponenten der Skeptiker-Bewegung inzwischen aber ein Richtungsstreit entbrannt. Erste Zerfallserscheinungen scheinen sich anzudeuten.
Publiziert: 15.12.2021 um 01:25 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2021 um 14:37 Uhr
Marco Latzer

Seit dem klaren Ja zum Covid-Gesetz am 28. November zeigen sich gewisse Zerfallserscheinungen im Lager der Massnahmengegner. Grosse Kundgebungen mit teils mehreren Tausend Teilnehmern sind seither ausgeblieben. Das Hauptproblem: Die Corona-Skeptiker sind einem breiten Spektrum zugehörig. Was sie eint, ist in erster Linie ihre Ablehnung gegen die Corona-Massnahmen des Bundes.

Stricker stösst eigene Anhänger vor den Kopf

Das weitere Vorgehen nach der verlorenen Volksabstimmung sorgt für Uneinigkeit. Das zeigt sich am Beispiel von Daniel Stricker (50), einem der lautesten Massnahmenskeptiker. An dessen Einreise in die USA, die fast ausnahmslos Geimpften und Genesenen vorbehalten ist, manifestiert sich die Zersplitterung der gesamten Bewegung.

Während Strickers Anhänger überzeugt in ihrem Glauben sind, der Video-Blogger habe ein Schlupfloch gefunden oder den Behörden gar falsche Unterlagen vorgelegt, reagieren wieder andere irritiert und enttäuscht. Die Spekulation, dass einer der führenden Köpfe der Corona-Kritiker selbst vor dem in ihren Augen verhassten System eingeknickt sein könnte, sorgt für breites Unbehagen (Blick berichtete).

Massnahmengegner mit USA-Reise vor den Kopf gestossen: Daniel Stricker (50) sieht sich mit Impfspekulationen konfrontiert.
Foto: Marco Latzer
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Abspaltung bei «Mass-Voll»

Eine ähnliche Spaltung haben zuletzt die Massnahmengegner von Mass-Voll erlebt, wo sich ein neuer Verein namens Taraxxa loslöste. «Ein Grossteil unseres Teams wird nicht weiter den politischen Weg verfolgen, sondern sich einem sozialeren Weg annehmen», teilte die Jugendorganisation vor rund einer Woche mit.

Co-Präsident Nicolas Rimoldi (26), zugleich unbestrittenes Aushängeschild von Mass-Voll, versuchte, die Entwicklungen als ganz normale Sache zu verkaufen. «Nach zwei Abstimmungskämpfen, die viel Energie kosteten, waren Veränderungen absehbar», so sein Statement im Blick. Obwohl kein «böses Blut» geflossen sein soll, wie alle Beteiligten betonen, scheint offensichtlich, dass über die nächsten Schritte nach der Pleite an der Urne grosse Uneinigkeit bestand.

Auch um die im Abstimmungskampf kaum zu überhörenden «Freiheitstrychler» ist es zuletzt etwas leiser geworden. Die Exponenten treten inzwischen hauptsächlich bei kleineren regionalen und lokalen Anlässen auf. Mit dem Ausbleiben grosser nationaler Proteste scheint auch ihre Bühne deutlich kleiner geworden zu sein.

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Massnahmenkritische Polizisten sind offline

Ganz von der Bildfläche verschwunden zu sein scheint die Gruppe der massnahmenkritischen Polizisten und Staatsanwälte von «Wir für euch». Zwar haben sich mehrere führende Köpfe der zunächst anonym auftretenden Gruppierung nach ihrer Entlassung vor einem Monat an die Öffentlichkeit gewagt.

Ein reger Zulauf an neuen Unterstützern scheint sich nicht eingestellt zu haben. Beweisen lässt sich das allerdings kaum, da sich die effektive Grösse von «Wir für euch» und seinen Sympathisanten wegen der vorherrschenden Anonymität nicht eruieren lässt. Gehört hat man zuletzt nicht mehr viel.

Die Gruppe, die die vorherrschenden Corona-Massnahmen wiederholt als «verfassungswidrig» bezeichnete, ist zumindest für den Moment verstummt. Denn die Website von «Wir für euch» ist gemäss Blick-Informationen schon seit mehreren Tagen nicht mehr zu erreichen.

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Knall bei «Freunde der Verfassung»

Auch bei der Gruppe «Freunde der Verfassung» tut sich was. Sprecher und Vorstandsmitglied Michael Bubendorf hat seinen Rücktritt erklärt. Er verlässt den Verein. Bereits Anfang Oktober 2021 habe Bubendorf seinen Rücktritt eingereicht, berichtet die «Aargauer Zeitung». Der Verein begrüsst diesen Entscheid und schreibt in einer Mitteilung: «Die öffentlichen Auftritte, welche Michael Bubendorf seit anfangs Oktober hatte, repräsentieren seine private Meinung und nicht diejenige des Vereins. Wir distanzieren uns davon.»

Bubendorf hatte insbesondere im Sommer 2021 für Aufsehen gesorgt, als er zu Gast bei der SRF-Sendung «Club» war.

Das Problem an der Sendung: Mit Michael Bubendorf und Prisca Würgler waren zwei Corona-Skeptiker in der Sendung zu Gast. Auch wenn Infektiologe Manuel Battegay (61) und der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (58) versuchten, die Aussagen der beiden zu widerlegen, bekamen die Kritiker vom SRF eine Plattform. Das wurde im Nachhinein vor allem auf Twitter bemängelt. 27 Beschwerden gingen damals bei der Ombudsstelle ein.

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