Drohnen-Aufnahmen zeigen Ausmass der Zerstörung
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Brand in Thusis GR:Drohnen-Aufnahmen zeigen Ausmass der Zerstörung

Max W. (17) fackelte Landi ab
Therapie für den Brand-Stift!

Er galt als geständig und einsichtig. In der vergangenen Woche musste sich der ehemalige Landi-Lehrling Max W. vor Gericht verantworten. Der Teenager wurde wegen Brandstiftung und Körperverletzung verurteilt.
Publiziert: 14.11.2018 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:15 Uhr
  • - Max W. richtete eine Inferno in seinem Lehrbetrieb an
  • - Die Landi von Thusis GR wurde dem Erdboden gleichgemacht
  • - Die Verhandlung gegen den Teenager fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt
Fackelte seinen Lehrbetrieb ab: Max W. ist der Brand-Stift von Thusis GR!
Foto: zVg
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Marco Latzer

Knapp ein Jahr nach dem Inferno in der Landi von Thusis GR musste sich Max W.* (17) in der vergangenen Woche vor dem Regionalgericht Albula verantworten. Die Verhandlung gegen den einstigen Landi-Lehrling ging am letzten Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne (BLICK berichtete). 

Dies um die Persönlichkeitsrechte des vollumfänglich geständigen Teenagers zu schützen und die Konsequenzen für sein späteres Leben abzumildern.

An einer Strafe kommt W. aber trotzdem nicht vorbei: Er wird wegen Brandstiftung sowie mehrfacher einfacher Körperverletzung mit einem bedingten Freiheitsentzug von 10 Monaten verurteilt.

Darüber hinaus wurde gegen W. die Unterbringung in einer offenen Jugendeinrichtung sowie eine ambulante psychotherapeutische Behandlung angeordnet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Drama beginnt beim Etiketten-Drucken

Rückblende: Es ist der 14. Dezember 2017. Max W., Detailhandelsfachmann im 1. Lehrjahr, wird um 10.20 Uhr damit beauftragt, Preisschilder für Plastikchristbäume anzufertigen. Und dreht durch!

«Max W. hatte am Morgen geringfügige Kopfschmerzen verspürt. Diese verstärkten sich plötzlich, als das Ausdrucken der Preisschilder nicht funktionierte», heisst es dazu in der Anklageschrift. Der Lehrling schüttet Öl oder Benzin vor einem Regal mit äusserst brennbaren Materialien aus. Zückt ein Feuerzeug – und löst das Inferno aus.

Dieses nimmt ein halbwegs glimpfliches Ende. Wie durch ein Wunder können sich alle Angestellten und Kunden rechtzeitig in Sicherheit bringen. Zwei Arbeitskollegen von Max W. ziehen sich aber bei Löschversuchen leichte Rauchvergiftungen zu.

Zwei Leichtverletzte, enormer Sachschaden

Die Landi selbst ist dagegen nicht mehr zu retten und brennt bis auf ihre Grundmauern ab. Der Totalschaden an Gebäude und Inventar kostet gemäss Schlussrechnung 6'417'577 Franken und 5 Rappen. Hier konnten Max W. und seine Eltern schon früh aufatmen: Im Frühling gab Landi bekannt, auf Regressforderungen gegenüber der Familie verzichten zu wollen.

Lange wurde in Thusis über die Beweggründe des Brand-Stifts gerätselt. «Max war ein ganz aufgestellter Bub, der half, wo er nur konnte. Alles ganz normal: keinen Alkohol, keinen Tabak, keine Drogen. Es kam wie aus heiterem Himmel», sagte Vater Thomas (47) noch im Frühling. Ein eigentliches Tatmotiv gab es nicht

Impulsstörung mit hoher Rückfallgefahr

Nun ist klar: Max W. leidet laut Gutachten an einer Impulsstörung, die ihn seine Überforderung und Anspannung mittels strafbarer Handlungen abbauen lässt. Die Rückfallgefahr wird als hoch eingeschätzt.

Trotzdem wirkt der Schuldspruch auf den ersten Blick milde. «Im Jugendstrafrecht geht es in erster Linie nicht um die Bestrafung, sondern die Erziehung des Delinquenten», erklärt Gerichtspräsident Hermann Laim. Das eben gesprochene Urteil hält am eingeschlagenen Therapie-Weg fest. 

«Er ist nicht bösartig»

An diesen konnte sich Max W. im vergangenen Jahr bereits gewöhnen. Schon kurz nach seinem Geständnis wurde der Teenager in eine geschlossene Klinik eingeliefert. Seit Frühling ist er in einer offenen Einrichtung untergebracht und darf seine Familie an den Wochenenden besuchen.

«Vor uns liegt noch ein langer Weg. So wie es ausschaut, wird man Max aber behandeln können», hoffte sein Vater schon im Frühling. Der Bub habe eine zweite Chance verdient. «Er ist nicht bösartig.»

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