St. Galler Schwerverbrecher von Sondereinheit verhaftet
Waffenhandel mit Politiker!

Ex-Waffenhändler will acht Pistolen von Ex-FPÖ-Politiker kaufen, doch das Treffen für die Waffen-Übergabe wird vom österreichischen Einsatzkommando Cobra gestürmt.
Publiziert: 23.02.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:59 Uhr
Von Adrian Schulthess

Der Deal soll gleich hinter dem Rhein über die Bühne gehen. Im österreichischen Grenzort Lustenau trifft sich c R.* (58), Ex-Zuhälter und Ex-Waffenhändler aus dem St. Galler Rheintal, mit Robert H.* (61), Ex-FPÖ-Politiker aus Linz (A).

Es geht um acht Pistolen aus dessen Arsenal. Waffen des österreichischen Herstellers Glock. Robert H. sitzt auf ­einem Schuldenberg, muss seine Waffensammlung abstossen. Der schillernde Militaria-Händler Angelo R. ist ein dankbarer Abnehmer.

Doch die Waffen-Übergabe Mitte Dezember in Lustenau wird zum Fiasko. Das Einsatzkommando Cobra, die Sondereinheit des österreichischen Bundesministeriums für Innere Sicherheit, stürmt das Treffen, verhaftet die beiden Waffenschieber.

Robert H. (61) stand am Dienstag in Linz vor Gericht.
Foto: Blick
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Denn das Arsenal des Österreichers ist illegal, stammt teilweise aus Kriegsbeständen vom Balkan. Und der Schweizer darf keine Waffen kaufen: Er ist vorbestraft, unter anderem wegen Betrug, Hehlerei, Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz und die kantonale Waffenordnung. Und wegen Gehilfenschaft zum Mord!

Perfide Paketbombe

Angelo R. war der Mann, der für die Paketbombe von Buchs SG eine Granate lieferte. Für einen der perfidesten Anschläge in der Geschichte der Schweiz (BLICK berichtete).

Es passiert am 15. November 1996: Nadja Stieger (13) sitzt in Buchs am Küchentisch, macht ein in Packpapier eingeschlagenes Päckchen auf. Als sie an der Packschnur zieht, löst sie einen hinterhältigen Mechanismus aus. Das Schnürchen lässt eine 355 Gramm schwere jugoslawische Splittergranate detonieren. 130 beigepackte Kugeln finden die Gerichtsmediziner später in Nadjas Leiche.

Das Mädchen hätte nicht sterben sollen, sondern ihre Mutter. Nadjas Vater wollte seine Frau aus dem Weg räumen. Sein Bruder organisierte den Anschlag. Ein Maschineningenieur baute die Bombe. Angelo R. lieferte den Sprengstoff.

Sie alle kassierten hohe Haftstrafen. Auch Angelo R. Dass er andere Ganoven verpfiff, nützte ihm nichts mehr.

Das Kantonsgericht St. Gallen verurteilte Angelo R. 2001 zu elf Jahren Zuchthaus. Wegen Gehilfenschaft zum Mord. Aber auch, weil er im Koksrausch mit Mannstoppmunition auf einen Neben­buh­ler geschossen hatte.

Illegaler Waffenhandel

Was hatte Angelo R. jetzt mit den acht Glocks vor? Die Untersuchung gegen ihn läuft noch. Sein Geschäftspartner Robert H. wurde Anfang Woche vom Landesgericht Linz zu 15 Monaten Haft verurteilt.

Angelo R. ist mittlerweile zurück im Land: «Der Beschuldigte wurde Ende letzter Woche in die Schweiz ausgeliefert. Er befindet sich nun in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen führt ein Strafverfahren wegen Verdachts auf illegalen Waffenhandel», sagt Sprecherin Natalie Häusler. «Die Ermittlungen laufen.»

*Namen der Redaktion bekannt

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