Streit um 3-Liter-Regel am Openair Frauenfeld
Kampf gegen Müll oder fiese Abzocke?

Das Schweizer Hip-Hop-Festival führt die 3-Liter-Regel ein, um die Abfallmengen zu verringern. Das stösst bei den Besuchern nicht nur auf Euphorie.
Publiziert: 30.06.2015 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:07 Uhr
Die Hip-Hopper sind aus Frauenfeld abgezogen, zurückgelassen haben sie eine Riesenschweinerei.
Foto: Jürg Müller
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Es waren unrühmliche Szenen, mit denen das Openair Frauenfeld letztes Jahr auf sich aufmerksam machte. Festivalbesucher hinterliessen Berge von Müll und statt sie mitzunehmen, schlugen sie ihre Zelte kurz und klein.

Bilder, die es diesen Sommer nicht mehr geben soll. «Letztes Jahr kam viel zusammen», sagt Openair-Sprecher Joachim Bodmer. Das extrem schlechte Wetter und die sintflutartigen Niederschläge vor und während des Festivals hätten dazu beigetragen, dass zu wenig Personal den Abbau auf dem Camping überwachen konnte. «Wir haben unsere Lehren gezogen. So werden zum Beispiel die Wege besser befestigt sein, damit es auch bei tagelangem starkem Regen keine Schlammlöcher mehr gibt.»

Nicht mehr als drei Liter Bier pro Person

Ganz ohne neue Verbote geht es allerdings nicht. Das Festival führt die 3-Liter-Regel ein: Die Besucher dürfen neu nicht mehr als ein Sixpack Bier aufs Gelände mitbringen. Wer übers Wochenende mehr trinken will, soll sich auf dem Gelände eindecken. Wasser gibts dafür gratis.

Eine Neuerung, wie sie andere Festivals bereits kennen – trotzdem führt sie in den sozialen Medien zu erbitterten Protesten. «Ihr wollt einfach mehr Einnahmen machen», so der vielstimmige Vorwurf. Fiese Abzocke! Doch die Festivalleitung bleibt hart. «Wir haben an einigen Orten auf dem Camping Hunderte von noch vollen Bierdosen aus dem Feld gesammelt», schreibt sie mit Blick auf das letzte Jahr. «Auf dem ganzen Feld mussten Tausende von Getränkedosen, Fässern und Verpackungen mühsam aus dem aufgeweichten Boden geklaubt werden, damit sich die später auf der Wiese grasenden Tiere nicht verletzen.»

Auch die teureren Bands sind schuld

Dabei gibt es durchaus auch wirtschaftliche Gründe für die neue Regel. Die Gagen der Bands seien in den letzten zehn Jahren stark gestiegen, die Ticketpreise jedoch nur um 18 Prozent erhöht worden, so die Begründung.

Zur Verringerung der Abfall-Produktion will man die Besucher auch mit weniger kontroversen Aktionen bringen. «Dieses Jahr bekommt jeder, der sein Zelt wieder mitnimmt, einen Stempel darauf. Wer über die Jahre mehrere davon sammelt, kriegt eine Belohnung», sagt Festival-Sprecher Bodmer. Ausserdem werden die Gäste die den Abfall recyclen, trennen und richtig entsorgen belohnt. (eg)

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