Regelung sei zu überdenken
Krebs-Organisationen besorgt wegen Triage-Richtlinien

Bei Krebspatienten sei bereits unter normalen Bedingungen eine Übernahme durch die Intensivstation schwierig, heisst es in einem Schreiben einer Dachgesellschaft von Krebs-Organisationen. Die bestehenden Triage-Richtlinien seien deshalb zu überprüfen.
Publiziert: 09.12.2021 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2021 um 16:33 Uhr

Schweizer Krebs-Organisationen sind besorgt, dass sich für Krebskranke wegen Corona-Patienten Schwierigkeiten im Zugang zur Intensivpflege verstärken werden. Sie rufen die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) in einem offenen Brief dringlich dazu auf, ihre Triage-Richtlinien zu überprüfen.

Die medizinisch-ethischen Richtlinien der SAMW bezüglich Triage seien zu überdenken, heisst es in der Mitteilung von Oncosuisse, der Dachgesellschaft von acht grossen Krebsorganisationen vom Donnerstag.

Knackpunkt «bessere Kurzfristprognose»

Bei Krebspatienten sei bereits unter normalen Bedingungen eine Übernahme durch die Intensivstation schwierig. Dies, weil die Kenntnisse über die Erfolgsaussichten von Krebsbehandlungen manchmal ungenügend seien. Hinzu komme aber auch eine utilitaristische Haltung der Ethikkommission der SAMW, wonach Patienten mit einer «besseren Kurzfristprognose» bevorzugt Zugang zur Intensivpflege haben sollen.

Ein Spitalangestellter kümmert sich um einen Covid-Patienten auf der Corona-Intensivabteilung im Zürcher Stadtspital Triemli.
Foto: Keystone

Ein starres Festhalten an der Richtlinie der «besseren Kurzfristprognose» unterstütze jedoch die Botschaft nicht, sich gegen Sars-CoV-2 impfen zu lassen. Würde vermittelt, dass beispielsweise im Falle einer schweren Lungenentzündung die Geimpften präferentiell behandelt würden, könne dies den Druck auf die Impfbereitschaft möglicherweise erhöhen, so Oncosuisse.

Angespannte Situation in Spitälern

Nach Angaben der SAMW ist die Lage in den Spitälern angespannt. Sollte die Zahl der Infizierten weiter steigen, sei eine Triage von Patienten für die kommende Zeit nicht auszuschliessen, hiess es vor Kurzem. Gemäss Richtlinien der SAMW und der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) ist es übergeordnetes Ziel, möglichst viele Menschenleben zu retten.

Für die Triage bleibt demnach die kurzfristige Überlebensprognose das erste und wichtigste Entscheidungskriterium. Die Ressourcen seien ohne Diskriminierung zu verteilen. Merkmale wie Alter, Geschlecht, Behinderung, soziale Stellung oder Impfstatus dürfen demnach nicht als Triagekriterien herangezogen werden. (SDA)

Danny Schlumpf zur Situation in den Schweizer Spitälern
7:22
«Es kam bereits zu Triagen»:Danny Schlumpf zur Situation in den Schweizer Spitälern
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