Reise-Hammer wegen neuer Variante
So greift das BAG gegen Omikron durch

Landeverbote für Flieger aus sieben afrikanischen Ländern, schärfere Einreisebestimmungen. Das BAG greift durch, während die neue Omikron-Variante, bis gestern noch als Ny-Variante bekannt, die Welt in Atem hält.
Publiziert: 27.11.2021 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2021 um 09:47 Uhr
Marco Latzer

Eine Buchstaben-Zahlenkombination versetzt die Welt in Aufregung: B.1.1.529 – die sogenannte Omikron-Variante. Bis gestern Abend war B.1.1.529 noch weithin als Ny-Variante bekannt – dann entschied die WHO, sie nach dem 15. Buchstaben des griechischen Alphabets zu benennen.

Die Entdeckung der womöglich hochansteckenden Omikron-Mutation sorgt rund um den Erdball für Verunsicherung. Wegen der Virus-Angst müssen in Amsterdam Passagiere stundenlang in zwei Flugzeugen ausharren, die aus Kapstadt und Johannesburg gekommen sind.

Der Grund: Die niederländischen Behörden wissen nicht, wie sie mit den Reisenden aus dem Risikogebiet Südafrika umgehen sollen! Nach fünf Stunden ist klar: Alle Passagiere dürfen den Flieger zwar verlassen, müssen sich aber testen lassen und anschliessend sofort in Isolation begeben. Doch es bleibt chaotisch! «Die Leute erhalten ihre Testresultate am Telefon und wissen nicht, was als Nächstes passiert», ärgert sich eine Passagierin auf Twitter.

Sass während Stunden am Flughafen fest: Passagierin Paula Zimmerman reiste von Südafrika nach Amsterdam.
Foto: Twitter/paula zimmerman
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Passagiere in Amsterdam dürfen Flugzeug nicht verlassen
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Wegen Omikron-Variante:Passagiere in Amsterdam dürfen Flugzeug nicht verlassen

Sieben Länder von Einreisesperre betroffen

Immer mehr Länder erlassen gestern Quarantänemassnahmen (Deutschland), Landeverbote (Frankreich) und Einreisesperren (Grossbritannien). Das BAG wartet zunächst ab und verweist auf eine Krisensitzung der WHO. Am Abend folgt dann der Omikron-Hammer: «Sämtliche Flüge aus Botswana, Eswatini, Lesotho, Mosambik, Namibia, Simbabwe und Südafrika sind für unbestimmte Zeit verboten», heisst es in einer Mitteilung.

Die WHO hat die neue Variante gestern Abend als besorgniserregend eingestuft. Es besteht die Möglichkeit, dass die bisherigen Impfstoffe dagegen weniger wirksam sind.

Ein entschiedenes Vorgehen hatten zuvor auch Experten gefordert: «In der Vergangenheit galten Reisebeschränkungen oft viel länger als nötig. Wenn ein Land sich für diesen Schritt entscheiden sollte, müsste das jetzt und sehr rasch passieren. Wenn man zwei Wochen wartet, ist es zu spät», sagte Emma Hodcroft, Epidemiologin an der Universität Bern, dem «Tages-Anzeiger».

Die neue Corona-Mutation
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Bei Delta-Variante warteten die Behörden zu lange

Während die Airlines Swiss und Edelweiss stornieren, will das BAG die Fehler vom Auftreten der Delta-Variante im letzten Jahr nicht wiederholen. Für die Wintersaison waren damals rund 7000 Feriengäste aus Grossbritannien in die Schweiz eingereist, obwohl das Land als Hochrisikogebiet galt. Die Abreisen erfolgten chaotisch, die Behörden wirkten überfordert – und Delta verbreitete sich über den gesamten Kontinent.

Dieses Mal gibt es keine Kompromisse: Nebst dem Reisebann für das südliche Afrika müssen sich ab sofort alle Einreisenden aus Hongkong, Israel und Belgien bei ihrer Einreise testen lassen und sich danach unabhängig vom Ergebnis in eine zehntägige Quarantäne begeben. Denn in die drei betroffenen Länder war die Omikron-Variante bereits eingeschleppt worden.

Impfstoffe lassen sich an Omikron-Variante anpassen

In Belgien wurde gestern der erste Fall von B.1.1.529 auf europäischem Boden registriert. Laut den Behörden handelt es sich um eine junge Frau, die nicht geimpft gewesen und am 11. November aus Ägypten zurückgekehrt sei.

Ob sich die Variante mit den getroffenen Massnahmen noch aufhalten oder zumindest abbremsen lässt, wird sich zeigen. Impfstoff-Hersteller Biontech prüft nun, ob und wie gut sein Corona-Vakzin auch gegen die Omikron-Variante wirkt. «Spätestens in zwei Wochen erwarten wir weiterführende Daten aus den Labortests», so das Pharma-Unternehmen.

Der mRNA-Impfstoff könne innerhalb von sechs Wochen angepasst werden, was die Auslieferung erster Chargen innerhalb von 100 Tagen ermögliche.

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