Risiko steigt wegen Gluthitze
Experten warnen vor Hitze-Schlaganfällen

Die Schweiz und Europa stecken wieder mitten in einer Hitzewelle. Deutsche Experten warnen nun alte Menschen vor Schlaganfällen – denn das Risiko dafür ist auch wetterabhängig.
Publiziert: 03.08.2022 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2022 um 12:57 Uhr

Es wird heiss und noch viel heisser: Der nächste Hitze-Hammer ist da. Bereits am Mittwoch steigen die Temperaturen deutlich über 30 Grad. Am Donnerstag sind nach aktuellem Stand schliesslich teilweise über 35 Grad zu erwarten.

Laut Roger Perret von Meteo News ist dann die vorläufige Spitze erreicht: «Am Donnerstag wirds am heissesten.» Besonders betroffen von der Hitze seien wie immer die Nordwestschweiz, Genf und Zentralwallis. Dort kann es gut und gern 36 Grad heiss werden. In Spanien wurde bereits am 1. August weit über 40 Grad gemessen.

Während die ganze Nation schwitzt, kann die aktuelle Hitzewelle besonders für ältere Personen und für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar gefährlich werden. Das Risiko für lebensbedrohende Akuterkrankungen wie Schlaganfälle steigt während sommerlicher Hitzewellen vor allem durch Flüssigkeitsmangel. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) warnte am Mittwoch vor einem erhöhten Risiko.

Am Mittwoch wird es heiss: Das sind die Höchsttemperaturen für Europa.
Foto: MeteoNews
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Schlaganfall-Risiko auch von Wetterlage abhängig

Die DSG rät deshalb dringend, dass sich die Risikogruppen bei diesem Wetter vermehrt in kühlen Räumen aufhalten und unbedingt ausreichend trinken sollten. Sie sollten zudem auch auf Warnsignale wie beispielsweise einen schnelleren Herzschlag, Luftnot oder die typischen Schlaganfallzeichen – zum Beispiel auf plötzliche halbseitige Schwäche, Seh- oder Sprachausfall – achten, schrieben die Experten.

Bei der häufigsten Form des Schlaganfalls, dem ischämischen Schlaganfall, kommt es zu einer durch einen Thrombus hervorgerufenen Verstopfung eines hirnversorgenden (Blut-)Gefässes, sodass das umliegende Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Dann geht Hirngewebe zugrunde. Bleibende Schäden sind häufig.

«Die klinische Erfahrung und wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass diese Form des Schlaganfalls im Zusammenhang mit der Wetterlage steht», erklärte DSG-Sprecher Wolf-Rüdiger Schäbitz. «Hitze führt gerade bei älteren Personen, die sowieso häufig zu wenig trinken, zu einem relativen Flüssigkeitsmangel und erhöht damit die Zähflüssigkeit des Blutes. In der Summe erhöht sich damit das Risiko vor allem für ischämische Schlaganfälle.»

Diese Anzeichen weisen auf einen Schlaganfall hin

Da eine schnelle Diagnose bei einem Schlaganfall entscheidend für das weitere Leben des Patienten ist, sollte jeder Mensch den FAST-Test kennen: Hinweise auf das mögliche Vorliegen eines solchen Insults zeigen sich im Gesicht (Face), Beweglichkeit der Arme (Arm), in der Sprache (Speech) sowie im plötzlichen Auftreten von Symptomen (Time).

«Hat der Betroffene einen herabhängenden Mundwinkel? Kann er beide Arme gleichmässig heben? Hat er eine Sprachstörung oder kann er einfache kurze Sätze nicht klar wiederholen?», formulierte die Fachgesellschaft die einfachen Kriterien. Im Fall des Falles sollte sofort ein Notarzt alarmiert werden. Binnen weniger Stunden gibt es nämlich die Möglichkeit zur medikamentösen Auflösung eines Blutgerinnsels im Gehirn oder für eine Katheterintervention. Das kann potenziell lebensrettend sein und Invalidität verhindern.

Allerdings können ein Flüssigkeitsmangel, die Austrocknung des Körpers und daraus resultierende Symptome wie Apathie, Sprachstörungen, Anfälle und Kreislaufkollapse einen Schlaganfall auch nur vortäuschen. Eine Rehydrierung kann dann schnell wieder zu einer Besserung und Normalisierung der Symptomatik führen. Aber ob nicht doch ein Schlaganfall vorliegt, das muss möglichst schnell ärztlich abgeklärt werden.

«Wir raten daher älteren Menschen und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen dringend, sich vor der Hitze zurückzuziehen, die Wohnungen nachts zu lüften und tagsüber mit Rollläden zu schützen, und vor allem ausreichend zu trinken», schrieb die deutsche Fachgesellschaft.

Täglich 1,5 bis zwei Liter Wasser trinken

Die DSG empfiehlt, täglich mindestens 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen und auf Alkohol zu verzichten. Ausserdem ist leichte Kost zu empfehlen, Joghurt, Obst und Gemüse, bevorzugt Fisch anstatt Fleisch.

Besonders gefährdete Menschen sollten vor dem Sommer mit ihrem Arzt über Hitze und eine mögliche Anpassung ihrer Medikation sprechen. «Achten Sie auch auf alte alleinstehende Nachbarn», so Schäbitz abschliessend. (SDA/chs)

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