«Ich weiss nicht, wo sein Menschenverstand geblieben ist»
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Mutter von Avi Motola:«Ich weiss nicht, wo sein Menschenverstand geblieben ist»

Jetzt spricht die Mutter des gesuchten Schweizer Scharfschützen Avi Motola (47)
«Er hielt mir in der Küche ein Messer an den Bauch»

Avi Motola (47) ist als Scharfschütze im Ukraine-Krieg. In der Schweiz war er kriminell unterwegs. Jetzt packt seine Mutter bei Blick aus.
Publiziert: 07.02.2023 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2023 um 15:06 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Er verkaufte sich als Lebensretter und Freiheitskämpfer: Der Schaffhauser Avi Motola (47) kämpft gegen Wladimir Putins (70) Armee in der Ukraine. «Ich bin nicht hier, um zu töten, sondern um Leben zu retten», sagte er in der «Rundschau» von SRF. Dies, obwohl ihm für das Kämpfen in einer fremden Armee in der Schweiz eine Haftstrafe droht.

Blick deckte auf, dass Motola in der Schweiz ein dickes Vorstrafenregister hat. Etliche Jahre sass er schon im Knast – unter anderem wegen Körperverletzung und Raub. Ihm drohte gar die Verwahrung. Dennoch kam er im August 2017 wieder frei.

Jetzt wird Motola schon wieder von den Schweizer Behörden gesucht – wegen eines Vermögensdelikts. Bei einer Rückkehr in die Schweiz oder in die Europäische Union droht ihm die Verhaftung.

Anita G. daheim im Kanton Schaffhausen. Sie ist die Mutter des gesuchten Scharfschützen Avi Motola.
Foto: Ralph Donghi
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Er machte schon früh Probleme

Doch wer ist Avi Motola? Blick sprach mit seiner Mutter im Kanton Schaffhausen. «Es ist viel gelaufen in all den Jahren», sagt Anita G.* (71). Avi, der mit einem anderen Namen zur Welt kam, habe «etwa 15 Jahre lang in Haft» gesessen.

Dann erzählt G., dass ihr Sohn schon früh Probleme gemacht habe. «Er war auffällig. Ab der 1. Klasse wurde ich in einer Woche viermal in die Schule zitiert.» Man habe bei ihrem Sohn viele Abklärungen gemacht. «Er hat einen relativ hohen IQ – nur was bringt ihm der?» Auch spezielle Schulen und erfahrene Pädagogen seien nicht weitergekommen.

Ihr Sohn sei früh straffällig geworden, erzählt G. weiter. Er habe kurz vor Ende der Rekrutenschule auch sie bedroht. «Er hielt mir in der Küche ein Messer an den Bauch. Nur weil ich mich nach ihm in der RS erkundigt hatte.»

Avi sei schon früh ausgezogen. «Ich hatte noch Kontakt mit ihm, er kam auch immer wieder vorbei», sagt Anita G. «Mein Fehler war, dass ich ihn immer wieder bei mir aufgenommen habe. So auch bei seiner letzten Entlassung.» Dabei habe ihr anderer Sohn, der zwei Jahre jünger als Avi und ganz anders sei, sie noch gewarnt. «Ich habe es trotzdem getan: Man bleibt Mutter.»

Motola hat Anita G. auch finanziell ausgenommen – deshalb wird er gesucht. «Er hat an meinem Pensionskassen-Konto herumgeschraubt, bevor er nach Israel ging», sagt Anita G. Sie habe ihn angezeigt. Auch in Israel sei eine Anzeige gegen ihn hängig. Dort habe ihr Sohn geheiratet und einen vierjährigen Sohn, den sie noch nie gesehen habe. Auch in der Schweiz habe Avi eine Ex-Frau und einen 15-jährigen Sohn. Kontakt gebe es nicht.

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«Avi hatte immer ein grosses Maul»

Zu den militärischen Aktivitäten ihres Sohnes sagt Anita G.: «Mein anderer Sohn hat es treffend gesagt: ‹Mami, jetzt ist er in seinem Element.›» Wirklich glauben tue sie die Geschichte aber nicht. «Avi hatte immer ein grosses Maul.»

Sie habe nach dem Bericht im Schweizer Fernsehen das letzte Mal Kontakt mit ihm gehabt, sagt Anita G. «Er schrieb mir, dass er in Israel jetzt seinen Sohn nicht mehr sehen dürfe.» Und, dass es ihm egal sei, ob er im Krieg erschossen werde.

Und was passiert, wenn Motola plötzlich auftauche? «Ich müsste die Polizei anrufen und würde wohl mit ihm reden», sagt Anita G. «Aber die Türe öffnen würde ich nicht.»

Für Anita G. gibt es nun nur noch eine Möglichkeit. «Ich muss mich abgrenzen. Denn ich schäme mich.» Sie habe viel gelitten. Doch damit sei es vorbei. Sie wünsche ihrem Sohn nichts Schlechtes. «Er soll in der Ukraine bleiben oder tun, was auch immer ihn glücklich macht – aber uns in Ruhe lassen.»

Bleibt die Frage, ob das Schweizer Fernsehen vom Vorleben von Avi Motola gewusst hat. Mario Poletti, Redaktionsleiter der «Rundschau», sagt: «Die entsprechenden Punkte waren der ‹Rundschau› nicht bekannt.» Vor Ausstrahlung des Beitrags hätten sie von ihm einen Strafregisterauszug verlangt. Poletti: «Dieser wies keine Einträge auf. Selbstverständlich hätten wir seine kriminelle Vergangenheit thematisiert, wenn sie uns bekannt gewesen wäre. Wir bedauern, dass wir ein unvollständiges Bild des Söldners wiedergegeben haben.»

Für Avi Motola gilt die Unschuldsvermutung.

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