Schweizer Chemiker Kurt Wüthrich (79) erinnert sich an seinen Nobelpreis
«Das Komitee drohte meiner Sekretärin»

Der Nobelpreis für Chemie geht dieses Jahr an drei Personen. Auch Schweizer waren bereits Preisträger – 2002 erhielt ihn der Schweizer Chemiker Kurt Wüthrich (79). Seine Ernennung verlief chaotisch, erinnert er sich.
Publiziert: 03.10.2018 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2018 um 20:10 Uhr
Kurt Wüthrich erhielt 2002 den Nobelpreis. (Archivbild)
Foto: Gerry Nitsch
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Petar Marjanovic
Petar MarjanovicNews-Redaktor

Seit Mittwochmittag ist es bekannt: Die diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger heissen Frances Arnold, George Smith und Gregory Winter. Stunden zuvor wurden die Namen wie ein schwedisches Staatsgeheimnis behandelt: Das Komitee kennt kein Pardon, wenn es um das Veröffentlichen der Preisträger geht.

Das erlebte auch der Schweizer Chemiker Kurt Wüthrich (79). Ihm wurde der Nobelpreis im Oktober 2002 verliehen. In einem Gespräch mit BLICK letztes Jahr erklärte er, wie chaotisch seine Ernennung ablief. Es gab sogar eine Drohung. Der Grund: Das Nobelpreis-Komitee konnte Wüthrich nicht erreichen!

Nobelpreis-Komitee rief zuerst den Falschen an

Stockholm rief zuerst einem Krankenpfleger mit demselben Namen an. Der «Arme» habe in der Nacht davor die Ambulanz gefahren und wurde am Morgen vom Komitee gleich zweimal geweckt, wie Wüthrich erzählt. «Das Nobelpreiskomitee versuchte es dann bei meiner Sekretärin und drohte, sie werde Probleme kriegen, wenn sie den Anruf nicht durchstellt», erzählt der Nobelpreisträger.

Und es war denkbar knapp, wie Wüthrich erzählt: «Wenn ich mich recht erinnere, war die Bekanntgabe der Nobelpreisträger um 11 Uhr angesetzt. Das Komitee wollte mich vorher informieren – sie erreichten mich aber erst etwa um 10.42 Uhr!»

Wüthrich war der Schweiz zu alt

Eine intensive Zeit wartete auf ihn in den Tagen nach der Ernennung. «Ich konnte Leute treffen, die man sonst nicht trifft», sagt er und nennt Namen wie jenen des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush oder Michail Gorbatschow. «Andererseits durfte ich meine Arbeit als Forscher weiterführen», verrät er. Auch dank eines Gesetzes, das seinetwegen geschaffen wurde.

Wüthrich erinnert sich: «Das ist auch dem BLICK zu verdanken. Ihr habt darüber berichtet, dass ich jetzt ins Ausland müsse, weil ich nach der Pensionierung nicht mehr an der ETH forschen durfte.» Das zeigte Wirkung: Bundesrätin Ruth Dreifuss habe daraufhin gefordert, dass man das Gesetz ändert, damit er nicht als Forscher zurücktreten muss. «Das hatte dann einen weltweiten Einfluss darauf, wie Länder ihre Forscher nach Erreichen des Pensionsalters behandeln!»

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Keystone

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