So gehen Luzerner Fasnächtler gegen Belästiger und Betatscher vor
«Wir beschützen unsere Frauen!»

Morgen geht die Luzerner Fasnacht 2016 richtig los – und alle stellen sich die Frage: Steht der Stadt eine Fummel-Fasnacht bevor? «Nicht mit uns!», sagen die Fasnächtler.
Publiziert: 02.02.2016 um 21:39 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:40 Uhr
«Nicht mit uns! Wir beschützen unsere Frauen»: Andreas Arpagaus (48), Roland Barmet (55), Josef Kreyenbühl (52), Michael Mathis (48) und Beni Matter (43, v.l.n.r.)
Foto: Mirko Ries
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Michael Sahli

Die Gassen sind verwinkelt, die Menschenmenge ist unübersichtlich – und die Kostüme sind freizügig. Es ist die perfekte Gelegenheit für Sextäter. Wie an Silvester in Köln (D), wo ein Sexmob aus unzähligen Männern Hunderte Frauen betatschte und beklaute. Morgen geht es richtig los – und alle stellen sich die eine Frage: Steht Luzern eine Fummel-­Fasnacht bevor?

«Nicht mit uns! Wir beschützen unsere Frauen», sagen die Fasnächtler geschlossen. Und schwingen bedrohlich ihre Zepter. Der oberste Luzerner Fasnächtler, Roland Barmet (55), sagt: «Wir schauen schon, dass so etwas bei uns nicht passiert.» Die Zünfter Kurt Amrein (52) und Daniel Peter (54) werden noch deutlicher: «Die Polizei hört es zwar nicht gerne. Aber wir Fasnächtler haben einen Pakt geschlossen. Wer belästigt wird, kann sich jederzeit an uns wenden. Wir greifen sofort ein.»

Dass es eine Grapsch- und Klau-Orgie wie in Köln gibt, glauben die beiden Mitglieder des Fasnachts-Komitees nicht: «Die Stadt hat viel Prävention gemacht. Sogar Flyer mit Benimmregeln wurden in den Asylheimen verteilt.»

Wichtigste Regel im Flüchtlings-Knigge der Luzerner Behörden: Sexuelle Gewalt ist verboten. Körperkontakt gibt es nur zwischen Personen, die sich kennen. Und: Beide müssen mit dem sexuellen Kontakt einverstanden sein.

Bei den Fasnächtlerinnen tönt es nicht überall so unerschrocken wie bei den Herren. Guggenmusikerin Denise (31) verrät: «Ich habe mir extra einen Pfefferspray gekauft. Nach Köln habe ich schon ein mulmiges Gefühl, alleine nach Hause zu gehen.» Viele ihrer Kolleginnen hätten sich ebenfalls einen Abwehr-Spray zugetan: «Die Spray-Flüssigkeit leuchtet unter UV-Licht. So können Täter auch identifiziert werden, wenn sie Stunden später erwischt werden.» Auch ihre Guggenmusik-Kollegen würden ihr im Notfall beistehen, ist Denise überzeugt.

Andere Frauen nehmen es mit Humor. So auch Daniela Troxler (48): «Wenn mich einer antatscht, tatsche ich einfach zurück», sagt sie und lacht. Und weiter: «Irgendwann spürt man die Hände auf dem Füdli auch gar nicht mehr.» Sie ist sicher: Die Frauen grapschen genau gleich oft wie die Männer.

Die Luzerner Polizei habe die Lage im Griff, sagt Sprecher Kurt Graf: «Vorfälle wie an Silvester in Köln sind in unsere Lagebeurteilung eingeflossen.»

Bisher verlief die Luzerner Fasnacht immer mehrheitlich friedlich: «In den letzten Jahren hatten wir nur jeweils ein bis zwei Anzeigen wegen sexueller Übergriffe.»

Damit das auch so bleibt, plädiert der Polizeisprecher an die Eigenverantwortung der Frauen: «Grundsätzlich gilt, je freizügiger das Outfit, desto grösser das Risiko.» Ansonsten gelten die gleichen Regeln wie an anderen Grossanlässen: Wertgegenstände unter der Kleidung tragen, keine Getränke von Fremden annehmen und sich am besten in der Gruppe­ bewegen.

In Luzern ist man sich der Risiken bewusst. Doch die Fasnächtler sind sich einig: Sie lassen sich die schönste Zeit des Jahres nicht vermiesen.

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