Zürcher Beiz «Pumpstation» verwüstet
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Wetter lockt Vandalen an:Zürcher Beiz «Pumpstation» verwüstet

Das schöne Wetter lässt Corona-Regeln vergessen
Frühling lockt Vandalen und Partyvolk ins Freie

Das Hammer-Wetter hat am Wochenende den Corona-Koller verdrängt. Die Menschen zog es in Scharen ins Freie. Die Sicherheitsvorschriften wurden nicht überall strikt beachtet. Vandalen wüteten in Zürich.
Publiziert: 20.02.2021 um 21:32 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2021 um 20:17 Uhr
In Zürich wurde die Pumpstation am See beschädigt.
Foto: Facebook
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Das milde Wetter zieht die Schweizerinnen und Schweizer wieder hinaus. Corona hin oder her: Auch nachts sind das Partyvolk und Vandalen wieder unterwegs.

In der Stadt Zürich hatte die Polizei in der Nacht auf Sonntag alle Hände voll zu tun. In den Kreisen 1 und 2 waren grössere Gruppierungen von Autofahrern unterwegs. Die Beamten kontrollierten laut Mitteilung der Stadtpolizei 78 Fahrzeuge und sprachen gegenüber den Insassen 149 Wegweisungen aus. Um einen weiteren Zulauf zu verhindern, sperrte die Polizei Bereiche der Fraumünster- und der Börsenstrasse für kurze Zeit für den gesamten Verkehr.

Privatpartys aufgelöst

Daneben schritt die Polizei wegen illegalen Privatpartys ein. Eine davon wurde beim Schützenhaus Hasenrain mit rund 50 Personen gefeiert. Anwohner hatten kurz nach 19.30 Uhr ein grösseres Feuer im Wald entdeckt und den Behörden gemeldet. Daraufhin rückten mehrere Patrouillen aus. Die Party wurde umgehend aufgelöst. Alle Teilnehmenden wurden wegen Verstössen gegen die Covid-Verordnung gebüsst und weggewiesen.

Auch im Kreis 5 feierten rund ein Dutzend Personen in einer Liegenschaft gegen 23.30 Uhr eine private Party auf engstem Raum. Hier meldeten ebenfalls Anwohner der Polizei den Lärm. Alle Teilnehmenden wurden gebüsst. Sie mussten die Party auflösen. In der Schweiz sind derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie an Treffen mit Freunden oder der Familie nicht mehr als fünf Personen erlaubt. Insgesamt wurden über zweihundert Personen weggewiesen und über sechzig gebüsst.

Eltern sollen für Kinder büssen

Auch Vandalen waren wieder unterwegs. An mehreren Orten kam es zu Beschädigungen, etwa bei der Pumpstation im Zürcher Seefeld. Hier verschmierten Unbekannte die Fassaden und hinterliessen eine massive Sauerei. Andernorts wurden grosse Blumentöpfe umgekippt und beschädigt.

Pumpstation-Betreiber Michel Péclard (52) ist sauer. Im Gespräch mit Blick TV sagt er: «Es fängt wieder dort an, wo es letztes Jahr aufgehört hat. Diese Jugendlichen sind unglaublich!» Dabei lobt er die Polizeiarbeit, glaubt aber, dass die Gesetzeshüter teils machtlos seien. «Ein Polizist hat mir gesagt, dass er einen 17-Jährigen gar nicht anfassen darf. Deswegen spielen die Teenies ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Polizisten.»

Péclard plädiert für eine Alkoholkontrolle und ist der Ansicht, dass Eltern mehr in die Pflicht genommen werden müssen und für ihre Kinder Bussen zahlen sollen. «Es sind dort teils 13-jährige Mädchen, die voll zugedröhnt sind», sagt der Gastronom.

Gäste haben Angst vor Jugendlichen

Die Jugendlichen seien derzeit derart ausser Rand und Band, dass sich seine Gäste und das Personal am Abend nicht mehr wohl fühlen würden. «Sie sagen mir: ‹Michel, wir haben Angst vor diesen Kindern und Jugendlichen, die dort unten sind.› Das kann doch nicht sein!» Die Vandalen würden gar die WC-Schüsseln aus der Wand in den Toiletten rausreissen.

Was er kommendes Wochenende machen soll, um sein Geschäft zu schützen, wisse er nicht. «Leute kommen zu mir und sagen, ich solle jemanden dorthin schicken in der Nacht. Aber die haben ja Angst, dort zu bleiben. Sogar mein Mitarbeiter Baba, der seit 20 Jahren dort arbeitet, rief mich an und sagte, er gehe ab 22 Uhr nach Hause. Er werde dort nicht bleiben.»

Viele Leute in den Bergen

Viele Leute gingen am Sonntag in die Berge. Schon am Morgen waren vielerorts die Parkplätze belegt, wie etwa im Langis-Glaubenberg OW auf 1450 Metern über Meer. Auch an Bahnhöfen herrschte grosser Betrieb.

Schon am Samstag genossen viele den Frühling. In Sitten VS stieg die Temperatur am späten Samstagnachmittag auf 18,6 Grad. In Vaduz in Liechtenstein wurden gar 18,7 Grad gemessen. Dies teilt der Wetterdienst Meteo News mit. Auch im restlichen Flachland war es mit verbreitet 15 Grad frühlingshaft warm.

Stimmung blieb friedlich

In Basel genossen die Menschen das Wetter am Rheinufer, wie Fotos von Leserreportern zeigen. «Corona-Schutzmassnahmen in Basel? Fehlanzeige!», schreibt ein Augenzeuge, der das Treiben aus der Ferne beobachtete.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei beliebten Ausflugszielen und in den Bergen. Etwa bei der Firstbahn in Grindelwald BE oder auf der Belalp im Wallis.

Wie die Waadtländer Polizei auf Twitter schreibt, mussten die Parkplätze in den Skigebieten Pillon, Les Diablerets, Villars und Marchairuz wegen des massiven Andrangs vorübergehend geschlossen werden. Es wurde ausserdem darum gebeten, dass keine zusätzlichen Gäste in die betreffenden Gebiete kommen sollten.

In Appenzell Ausserrhoden fanden sich in Schönengrund am Samstag etwa 200 Menschen auf den Strassen sowie weitere 100 bei einem Mehrzweckgebäude ein, weil sie auf den Beginn eines Fasnachtsumzuges warteten. Die Gruppierungen lösten sich nach Eintreffen der Polizei auf. Diese sah von Bussen ab. In Herisau intervenierten die Beamten auf einem Sportplatz, weil sich dort rund 150 Personen versammelten. Diese machten sich danach aus dem Staub. (noo/gf/man)

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