Mutter der Tessiner Messerstecherin
«Meine Tochter war immer krank»

Nach dem gescheiterten Tötungsversuch in Lugano wird Jessica M. von der Polizei in Bern verhört. Die Eltern der 28-Jährigen sind derweil der Überzeugung, die psychischen Probleme und die abgebrochene Therapie ihrer Tochter hätten zur Tat geführt.
Publiziert: 26.11.2020 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 16:06 Uhr
Am Dienstag kam es in Lugano zu einem Messerangriff. Es handelte sich um einen Terrorakt.
Foto: Keystone
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Jessica M.* (28) geht am Dienstagnachmittag in der Manor-Filiale in Lugano TI mit einem Messer auf eine Frau los. Schneidet ihr fast die Kehle durch. Die Frau überlebt schwer verletzt die Attacke. Eine zweite Frau wird ebenfalls Opfer der psychisch kranken Frau, die offenbar «Allahu akbar» bei ihrem Angriff ruft. Sie wird von der 28-Jährigen gewürgt.

Die Täterin wird verhaftet, die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Verdacht auf versuchte vorsätzliche Tötung, schwere Körperverletzung und verbotene Zugehörigkeit zu den Gruppierungen Al Kaida und Islamischer Staat. Wie RSI berichtet, befindet sich dieJessica M. aus Vezia TI in Bern in Polizeigewahrsam. Am Mittwoch wurde sie erstmals vernommen.

Seit Jahren radikalisiert

M. ist aktenkundig, gilt seit Jahren als radikalisiert. Sie war in der Vergangenheit mit einem Afghanen verheiratet, später trennte sich das Paar. 2015 verliess er Lugano, schreibt «Tio.ch».

2017 verliebt sich M. übers Internet in einen IS-Kämpfer und versucht, zu ihm nach Syrien zu reisen. Sie wird festgenommen und in der Schweiz in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Frau leide an manischer Depression, heisst es.

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Therapieabbruch soll Schuld an Attacke sein

Ihre Krankheit soll Schuld an der Tat sein, ist die Familie der Tessinerin überzeugt. Die Mutter von Jessica M. sagt zum «Corriere del Ticino»: «Meine Tochter war immer krank: Sie nimmt Medikamente, und wir sind überzeugt, dass das, was am Dienstag passiert ist, darauf zurückzuführen ist, dass sie die Therapie abgebrochen hat.»

Die Eltern glauben, ihre Tochter habe nach ihrem misslungenen Versuch, 2017 nach Syrien auszureisen, alle Beziehungen zu diesen Leuten abgebrochen. Dass sie eine Terroristin sein soll, sei für sie unvorstellbar. Vom Vorfall hat die Familie über die Medien erfahren. In einer Mitteilung erklärten die Eltern, sie wünschten den Opfern eine gute Genesung.

Onkel kann sich Tat nicht erklären

Der Onkel von Jessica M. lebt in Ebikon LU – auch er kann sich die Tat nicht erklären. «Klar, wir wussten von ihren psychischen Problemen. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig ist», sagt er zu BLICK. Seine Nichte sei eine sehr zierliche Person: «Sie wiegt nicht mehr als 40 Kilo.» Im Sommer sah er sie das letzte Mal: «Sie wirkte gefasst, ich dachte noch, dass sie auf einem guten Weg sei.»

Nun sollen unter anderem die Bilder der Überwachungskameras, die die Messerattacke gefilmt haben, Licht ins Dunkel bringen. Die Polizei hat die Videoaufnahmen konfisziert. (man)

* Name geändert


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