Dieses London-Taxi ist ein Postauto
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Pilot-Projekt im Verzascatal
Dieses London-Taxi ist ein Postauto

Seit Anfang Juli kurvt ein elektrisches Yellow Cab durch das beliebteste Tal im Tessin. Es könnte das Postauto der Zukunft sein.
Publiziert: 14.07.2020 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2020 um 13:17 Uhr
Myrte Müller

Es ist knatschgelb. Hat Platz für sechs Personen. Und stiehlt zurzeit sogar der römischen Brücke und den Bungee-Jumps von der Staumauer die Show. Die Rede ist vom abgefahrensten Postauto der Schweiz.

Seit Anfang Juli kurvt das London-Taxi in Gelb durchs Verzascatal. Das Yellow Cab ist Teil eines dreiwöchigen Pilotprojekts der Autopostale. Das Verkehrsunternehmen prüft neue Wege, um den Personentransport in Randgebieten attraktiver zu gestalten und dabei die Kosten zu optimieren. So könnte das gelbe Elektro-Taxi bald ein ÖV der Zukunft sein.

Das London-Taxi wird über eine App bestellt

Und so funktioniert das «Postauto on Demand»: Über die Publicar-App können Ausflügler, Feriengäste und Anwohner das gelbe Taxi bestellen. Ist es einmal unterwegs, können alle, die zur gleichen Zeit eine Fahrt in die gleiche Richtung gebucht haben, zusteigen – solange es Platz hat.

Passt gut ins Panorama: Das gelbe Post-Taxi überquert die Brücke des malerischen Dörfchens Lavertezzo.
Foto: Myrte Müller
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Auch gestern war das Postauto im Verzascatal unterwegs. Testen durften es Thea Polgar (22) aus Varese (I) und ihr Freund Adrian Lopez (24) aus Madrid. Das Touristenpaar ist begeistert. «Das Auto ist sehr geräumig und bequem», schwärmt die italienische Kommunikationsstudentin. Auch der Spanier lobt das London-Taxi: «Der Motor ist extrem leise. Wir konnten uns gut während der Fahrt unterhalten.» Auf jeden Fall sei das Taxi spannender als ein normaler Linienbus.

«Der reine Tafelfahrplan ist nicht mehr zeitgemäss»

Am Steuer sass Emanuele Chiesa (37). Seit 15 Jahren fährt der Buschauffeur die Postautos der Verzasca-Linie. «Das Taxi ist viel kleiner. Man muss sich daran gewöhnen», sagt der Tessiner. Aber ja: «Praktisch ist es schon.»

Riet Denoth (52), Leiter des Betriebsgebietes Süd, und Postauto-Mediensprecher Benjamin Küchler (36) sind sich einig: Für einen guten ÖV brauche man flexible Lösungen, die zudem auch nachhaltig seien. Eben ein Elektro-Taxi. «Wenn es dann auch noch ein Eyecatcher ist, umso besser», sagt Sebastian Küchler. Die Mobilität ändere sich zurzeit: «Der reine Tafelfahrplan ist nicht mehr zeitgemäss.»

«Am kommenden Wochenende kann das öffentliche Publikum im Verzascatal über die App das Taxi testen», fügt Riet Denoth an. Und: Ab August geht das Pilotprojekt in Brig VS weiter.

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