Was ist denn hier los? Ein Leservideo zeigt, wie ein Reisecar mehrere Fahrzeuge auf dem Pannenstreifen (!) überholt. Die kuriose Szenerie spielte sich auf der A2 zwischen Quinto und Airolo TI ab. Der Chauffeur beförderte seine Gäste am vergangenen Freitag in Richtung Gotthard-Südportal. Ein Teil der Reise führte über den Pannenstreifen. Ein strafbares Verhalten? Der Betreiber des Reisecars erklärt sich.
«Ein erfahrener Berufschauffeur würde so etwas niemals ohne Anweisung machen», sagt Guido Koch. Er ist Betriebsleiter bei der Twerenbold Reisen AG, dessen Reisecar auf dem Pannenstreifen unterwegs war. Koch schildert, was aus seiner Sicht vorgefallen ist: «Bei der Ausfahrt 42 hat der Chauffeur die offizielle Anweisung erhalten, dass er mit dem Reisecar den Pannenstreifen benutzen soll.»
Sorgte der Cupra-Test für Verwirrung?
Beim Bundesamt für Strassen will man von einer solchen Mitteilung nichts wissen. «Wir können mit Sicherheit ausschliessen, dass einer unserer Mitarbeiter an diesem Tag eine solche Information verbreitete», schreibt der Astra-Medienverantwortliche Tosca Marci auf Anfrage.
Hinter dem kuriosen Vorfall steckt möglicherweise der sogenannte Cupra-Test. Cupra hiess der Pannenstreifen in Richtung Gotthardpassstrasse, als er zum Test vom 16. Juli bis 25. September 2022 als Schnellspur aktiviert wurde. Mit dem Ziel, den Verkehrsfluss zu erleichtern. Ein direkter Zugang zur Gotthardpassstrasse soll dies möglich machen. «Während dieser Testphase war die Nutzung des Pannenstreifens erlaubt», schreibt Astra.
«Wir haben keine Meldung erhalten»
Das oben genannte Überholmanöver ereignete sich am 30. September 2022. Fünf Tage nach Ablauf der Testsequenz. Droht dem Chauffeur jetzt Ärger? Die Kantonspolizei Tessin weiss von nichts: «Wir haben in dieser Angelegenheit keine Meldungen erhalten.»
Das Befahren des Pannenstreifens kann unterschiedliche Konsequenzen mit sich bringen, schreibt die Polizei. «Grundsätzlich wird es mit einer Geldstrafe von 140 Franken geahndet. Dann muss man die Geschwindigkeit, den seitlichen Abstand zu den überholenden Fahrzeugen, die Aggressivität des Manövers usw. beurteilen.» Wird der Verstoss als mittelschwer eingestuft, droht weiter Ungemach. «Es könnte eine Verwarnung ausgesprochen werden und im Wiederholungsfall droht der Entzug des Führerscheins für mindestens einen Monat.»
