Trophäenjagd im Ausland
Schweizer töten jährlich 50 geschützte Tiere – aus reinem Vergnügen

Jedes Jahr reisen Schweizer Trophäenjäger ins Ausland, um Wildtiere zu töten und als Trophäen mit nach Hause zu nehmen. Eine Liste zeigt nun, wie viele solcher umstrittener Einfuhren in die Schweiz passieren.
Publiziert: 20.08.2020 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 10:22 Uhr

Etliche Schweizer gehen jedes Jahr in Afrika auf Trophäenjagd. Ziel der Jäger: Ein imposantes Fell oder ein stattliches Geweih, um es daheim auszustellen.

Schweizer Safarianbieter, wie Stephan Stamm, bieten ausländischen Touristen Jagdreviere für exklusive Safaris an. Stephan Stamm hat in Tansania ein Jagdrevier gepachtet, das so gross wie der Kanton Obwalden ist, wie die Sendung «Rundschau» von SRF berichtet.

Auch geschützte Tiere dürfen getötet werden

Besonders problematisch: Unter den getöteten Tieren befinden sich jedes Jahr etwa 50 geschützte Tiere. Der internationale Handel mit gefährdeten Tieren wurde mit dem «Washingtoner Artenschutzabkommen» eingeschränkt. Jäger brauchen eine Bewilligung, um Trophäen von gemäss dem Abkommen geschützten Tieren mit in die Schweiz nehmen zu können.

Auf der Liste erlegter Tiere befinden sich unter anderem 16 Löwen ...
Foto: imago images/UIG
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Zwischen 2010 und 2018 töteten Schweizer Jäger 423 geschützte Tiere im Ausland und durften die Trophäen in die Schweiz mitnehmen, wie eine Auswertung des Bundes für die «Rundschau» zeigt. Darunter sind auch einige höchst umstrittene Trophäen.

Umstrittene Einfuhren erlegter Tiere in die Schweiz

  • 20 Leoparden
  • 16 Löwen
  • 6 Geparden
  • 2 Breitmaulnashörner
  • 22 Flusspferde
  • 25 Wölfe
  • 11 Argali-Schafe
  • 43 Elefanten

Die Tiere schützen, um sie zu jagen

Stephan Stamm ist selber passionierter Jäger. Er erklärt den Reiz gegenüber der Sendung damit, dass es sich bei der Grosswild-Jagd um ein «Duell auf Augenhöhe handle». Der Unternehmer ist der Meinung, dass das Reservat Selous ohne Trophäenjagd «zum Niemandsland verkommen würde».

Für einen erlegten Leoparden zahle man bei Stamm über 50'000 Dollar. 30 bis 40 Prozent davon flössen als Gebühren an den Staat. Mit diesem Geld könne man den Lebensraum der Tiere schützen und Wilderei und illegale Abholzung verhindern.

Meret Schneider kämpft gegen die Trophäenjagd

Die grüne Nationalrätin und Tierschützerin Meret Schneider hält es für «zynisch, dass man Tiere erhalten will, um sie töten zu können». Die Aufrechterhaltung der Lebensräume für Wildtiere könnte ihrer Meinung nach mit Beobachtungssafaris oder Spenden besser finanziert werden.

Mit einem Vorstoss fordert sie einen Import-Stopp für Jagdtrophäen bedrohter Tierarten. Ihre Befürchtung: «Wir rotten damit Tiere aus – zum blossen Vergnügen!» (zbc)

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