Hier verunglückt Philipp M. auf den Malediven
3:22
Kitesurf-Unfall:Hier verunglückt Philipp M. auf den Malediven

Uni-Spital entlässt Patienten mitten in der Nacht
«Zuhause waren die Schmerzen wieder voll da»

Der sportliche Unternehmer Philipp M. (44) erlebt nach einem schlimmen Kite-Unfall auf den Malediven einen Horror nach dem anderen. Nach der schmerzvollen Heimreise schickt ihn das Unispital Zürich nach Hause, obwohl er kaum stehen konnte.
Publiziert: 25.12.2021 um 00:34 Uhr
|
Aktualisiert: 25.12.2021 um 09:25 Uhr
Beat Michel

Es passierte am zweitletzten Tag der Flitterwochen von Philipp M. (44) und seiner Frau. Nach zwei Wochen Traumferien auf den Malediven stürzt der erfahrene Wassersportler so unglücklich beim Kite-Surfen, dass er vor Schmerzen kaum noch atmen konnte. «Ich wusste sofort, dass ich mir mehrere Knochenbrüche geholt habe», erzählt er.

«Es stauchte mich wie eine Handorgel zusammen. Ich konnte das Bein nicht mehr bewegen und jeder Atemzug schmerzte höllisch.» Der Unfall war nur der Anfang einer wochenlangen Tortur, die für den sportlichen Geschäftsmann noch heute nicht ausgestanden ist.

Ehefrau filmte den Unfall

Den Sturz filmt per Zufall seine Frau vom Strand aus. Im Vergleich zu den wilden Manövern, die Philipp M. sonst beherrscht, sieht der verhängnisvolle Sprung aus wie ein kleiner Hüpfer. «Ich wollte einen Back-Roll machen», erinnert sich der selbständige Unternehmer. «Weil das Brett schwerer und härter war als mein eigenes, ging es schief.»

Philipp M. (44) im Spitalbett in Male vor der Abreise. Er hatte unglaubliche Schmerzen durch die gebrochenen Rippen, den Bänderriss und den Bruch unterhalb des Knies.
Foto: zVg
1/10

Erst als Philipp M. bewegungslos über ein Riff gezogen wird, bemerkt seine Frau die Katastrophe. Sie alarmierte sogleich die Rettung. Endlich am Strand wurde das ganze Ausmass der Situation klar. «Ich hatte Schwierigkeiten zu atmen und ich konnte nicht mehr auf das rechte Bein stehen. Ich brauchte dringend medizinische Hilfe.»

Seine Frau musste ihn beatmen

Beim Transport mit einem Schnellboot setzt von den Schlägen auf das Wasser die Atmung des Verletzten aus. Seine Frau, eine Medizinische Praxisassistentin, musst ihn mehrmals beatmen. Aber noch schlimmer sei der Transport mit dem Krankenwagen vom Ufer bis ins Spital in Male gewesen. «Die harte Pritsche und die unebene Strasse waren die Hölle», sagt der Geschäftsmann.

Zwei Tage nach dem Unfall schaffen sie es schliesslich in das Flugzeug nach Zürich. Wegen der Schmerzen buchen sie ein Upgrade in die Business-Klasse. «Ich konnte weder liegen noch sitzen. In der Economy-Klasse hätte ich den Transport nicht überlebt», sagt Philipp M. Am Flughafen Zürich wartet schon der Krankenwagen auf der Runway.

Philipp M. kann sich zum ersten Mal entspannen: «Ich dachte, jetzt wird alles gut. Ich bekam zum ersten Mal ein starkes Schmerzmittel. Im Unispital wurde ich im Notfall untersucht und schliesslich mit noch mehr Medikamenten schlafen gelegt. Ich fühlte mich top versorgt.» Doch dann begann der nächste Alptraum.

Austritt in der Nacht

Um halb zwei in der Nacht weckt ihn der Arzt. «Er sagte, mir fehle nichts, ich könne jetzt nach Hause. Ich war komplett benommen von den Schmerzmitteln.» Der Patient versucht den Arzt zu überzeugen, dass eine Entlassung keine gute Idee ist. «Ich sagte ihm, dass ich nicht stehen kann. Und dass ich immer noch schlecht atme. Er sagte einfach, ich soll es doch probieren.»

Dank der Schmerzmittel konnte er tatsächlich stehen. Vor dem Spital wartete bereits das Taxi. «Ich wurde noch nie so schnell aus einem Spital entlassen. Es dauerte knapp länger als zehn Minuten», erinnert sich Philippe M.

Kaum Zuhause holen ihn die Schmerzen ein. «Ich rief den Assistenzarzt an, er soll mich bitte abholen lassen. Es ging mir wieder so schlecht wie vor der Einlieferung. Er hängte mir aber das Telefon auf.» Beim Oberarzt hatte er auch kein Glück: «Der meinte nur, ich soll doch schlafen gehen, später könne ich ja wieder anrufen, falls es nicht besser wird.»

Fraktur und Läsion

Der Unternehmer aber hat genug vom Unispital. Er fragt bei der Schulthessklinik an. Er kann sich noch am gleichen Tag untersuchen lassen. Bereits mit den Röntgenbildern vom Unispital hat der Arzt den Verdacht, dass der Knochen unterhalb des Kniegelenks beschädigt ist. Ein MRI bestätigt: Es ist eine Tibiaplateau-Fraktur. Dazu eine Peronealsehnenläsion am Fuss. Zu Deutsch: Ein Bruch am Kniegelenk und ein Bänderriss am Fussgelenk.

Die Folge: Der Patient muss sich sechs Wochen schonen, das rechte Bein darf nur mit 15 Kilogramm belastet werden. Hätte er nicht eine Zweitmeinung eingeholt, hätte es schlimm enden können. Bis jetzt hat Philipp M. noch keine Entschuldigung vom Unispital für das forsche Vorgehen bekommen.

USZ wehrt sich

Auf Anfrage von Blick schreibt das Spital: «Das USZ hat eine starke Prellung des Knies festgestellt. Weitere Verletzungen waren auf den Röntgenaufnahmen nicht ersichtlich. Das USZ hat im Austrittsbericht jedoch explizit darauf hingewiesen, dass ein MRI des betroffenen Knies angezeigt ist, sollten die Schmerzen nicht nachlassen, um Schäden an beispielsweise den Bändern auszuschliessen.»

Für Philippe M. beginnt ein langer Weg der Genesung. Seit Monaten bereitet er sich darauf vor, als erster Gleitschirmflieger von der Dufourspitze zu starten. Der Rekordversuch muss jetzt erst eine Weile warten.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?