Unwetter
Heftige Unwetter fegten über die Schweiz

Über die Schweiz sind in der Nacht auf Samstag schwere Unwetter hinweggefegt. Im Muotathal SZ wird ein Mann vermisst. Zum Teil wurden Strassen verschüttet, vielerorts gab es Starkregen und auch Hagel.
Publiziert: 25.06.2016 um 21:44 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2019 um 09:37 Uhr
Die Bahnverbindung am Ufer des Walensees zwischen Mols und Murg im Kanton St. Gallen wurde überschwemmt. (Bild Kapo SG)
Foto: Kantonspolizei St. Gallen

Das Fahrzeug des 67-jährigen vermissten Lenkers war am Freitagabend zwischen Stalden und dem Dorf Muotathal von dem über die Ufer getretenen Fluss Muota mitgerissen worden. Der Mann wurde von den Wassermassen aus dem Auto gespült. Das Auto konnte aus der Muota geborgen werden, vom Vermissten fehlte aber bis am Samstagnachmittag jede Spur. Die Suche soll in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Seit Freitagnachmittag wurden über 100'000 Blitze registriert, davon schlugen über 70'0000 ein. Laut einer Mitteilung von SRF Meteo fielen von der Ost- über die Zentralschweiz bis in den Kanton Freiburg grosse Regenmengen: In Interlaken wurden 66 Millimeter Niederschlag gemessen - fast die Hälfte des durchschnittlichen Juniregens zusammen. In Schaffhausen waren es mit 56 Millimeter gar 60 Prozent des ganzen Juniniederschlags.

Schwer von Unwettern getroffen wurde Unterterzen am Walensee. Nach heftigen Niederschlägen im St. Galler Oberland trat der Chammenbach über die Ufer, spülte Geröll ins Tal und überfluteten das Dorf Unterterzen, wie die St. Galler Kantonspolizei am Freitagabend mitteilte. Zudem kam es zu mehreren Erdrutschen, Personen kamen keine zu Schaden.

Auf dem Gemeindegebiet von Quarten schwollen sechs Bäche an. Die Einsatzkräfte waren am Samstag mit über 100 Personen daran, Schäden zu beheben. Am Freitagabend war erstmalig auch der Regionale Führungsstab Walensee einberufen worden.

Der Bahnverkehr zwischen Mols und Murg SG musste wegen Überflutung des Bahntrasses eingestellt werden. Ebenso wurden die Strassen zwischen Mols und Murg, sowie die Zufahrtsstrasse von Unterterzen nach Oberterzen für den Verkehr gesperrt.

Im Kanton Bern erhielt die Kantonspolizei bis am Samstagmorgen rund 140 Schadenmeldungen. Betroffen war insbesondere das Seeland, vorab mit Wassereinbrüchen in Gebäude. Aber auch Strassen wurden mit Geröll und Schlamm bedeckt. Die Hauptstrasse Interlaken-Thun mussten zwischen Beatenbucht und Unterseen bis gegen 08.30 Uhr gesperrt werden. In Rüschegg und Sumiswald schlugen Blitze in Gebäude ein, ohne dass es jedoch zu Bränden kam.

Stromausfälle in der Region Bern-West störten am Samstag auch den Betrieb des Erlebnisbades Bernaqua. Weil die Wasserpumpen ausfielen, konnten die Rutschen nicht mehr mit Wasser versorgt werden. Darauf entschied die Leitung des Bernaqua um 14 Uhr, das Bad zu evakuieren.

Im Kanton Basel-Landschaft hielten am Samstagnachmittag starke Gewitter Polizei und Feuerwehren ebenfalls auf Trab. Bei den Einsatzkräften gingen zwischen 13.30 und 17 Uhr mehrere hundert Notrufe ein. Die 29 Feuerwehren und der Zivilschutz stehen seither im Dauereinsatz. Die Einsätze dürften noch mehrere Stunden anhalten, wie die Baselbieter Polizei am Abend mitteilte. Alleine in Muttenz, wo bis 19 Uhr 80 Schadenmeldungen eingingen, standen 130 Helfer im Einsatz.

Bei der Kantonspolizei Schwyz waren neben dem Vermisstenfall aus dem Muotathal über 50 Meldungen aufgrund von über die Ufer tretenden Bächen sowie überfluteten Strassen und Kellern eingegangen.

Im Kanton Luzern wurden mehrere Strassen verschüttet. Die Polizei verzeichnete in der Nacht innerhalb von zwei Stunden 37 Unwettermeldungen. In Uffikon, Dagmersellen und im Lutherntal kam es zu Hangrutschen und Strassensperrungen. Zudem mussten diverse Keller ausgepumpt erden. Auf dem Gemeindegebiet von Küssnacht SZ und Meggen LU fiel für zwei Stunden teilweise der Strom aus. Betroffen waren 2400 Kunden der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW).

Im Kanton Zürich verzeichnete die Polizei rund ein Dutzend Meldungen über umgestürzte Bäume oder Bauabschrankungen, die zu Verkehrsbehinderungen führten. Vier Autos und ein Gebäude wurden beschädigt. Auf dem Zürichsee rissen sich drei Schiffe los und trieben führerlos auf dem See oder strandeten. Teilweise wurde auch Geröll auf Strassen gespült oder Unterführungen überflutet.

Auch Baden-Württemberg war erneut von schweren Niederschlägen betroffen. Beim «Southside Festival» im Kreis Tuttlingen mit Zehntausenden Musikfans gab es am Freitagabend 25 Verletzte. Die Feiernden flüchteten vor Blitz, Donner und Starkregen. «Fünf von ihnen kamen ins Spital», sagte ein Sprecher der Polizei.

Die Veranstaltung wurde daraufhin abgesagt. Die Sicherheit auf dem Gelände könne nicht mehr gewährleistet werden, teilten die Veranstalter mit.

In Pfullingen, sh von Stuttgart, tuttgart, traten zwei kleine Bäche über die Ufer und trieben die hilflosen Bewohner in die Enge. In Rheinland-Pfalz nahe Bacharach entgleiste am Samstagmorgen ein Regionalzug bei einem Unwetter. Es gab einen Verletzten. Ursache war auf die Gleise gerutschtes Geröll.

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