«Risikopersonen haben nicht genug Antikörper»
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«Nicht genug Antikörper»:Infektiologe befürwortet Booster-Shot bei Risikopersonen

USA, Deutschland und Israel machen es schon
Das müssen Sie zur Booster-Impfung wissen

Während in den USA, Israel und Deutschland bereits der dritte Piks verabreicht wird, ist die Schweiz noch zurückhaltend. Was sind die Gründe?
Publiziert: 05.10.2021 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2021 um 13:52 Uhr
Johannes Hillig

Doppelt geimpft und trotzdem an Corona erkrankt – in der Schweiz nehmen diese Fälle langsam zu. Es betrifft vor allem ältere Menschen, da deren Impfung mittlerweile einige Monate her ist. Von 10'542 Patienten, die wegen Covid ins Spital mussten, verzeichnet das BAG Ende September lediglich 261 vollständig geimpfte Personen. Und von diesen waren über 100 Patienten über 80 Jahre alt.

Schuld daran ist zum einen die Delta-Variante. Sie ist aggressiver als das ursprüngliche Virus. Dazu kommt: Mit der Zeit lässt die Wirkung der Impfung offenbar nach.

Die mögliche Lösung: ein dritter Piks, die Booster-Impfung. Blick erklärt dazu die wichtigsten Fragen.

US-Präsident Joe Biden hat sich zum dritten Mal impfen lassen.
Foto: AFP
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Was ist eine Booster-Impfung?

Der Begriff Booster-Impfung ist ein anderes Wort für Auffrischung. Wer doppelt gegen Corona geimpft ist, der kann eine dritte Spritze verabreicht bekommen. Dadurch soll der Schutz vor einem schweren Verlauf und damit das Risiko, an Corona zu sterben, deutlich verbessert werden.

Seit wann werden Booster-Impfungen verabreicht?

Vorreiter war Israel. Das Land tat sich bereits früh als «Impfweltmeister» hervor. Trotzdem stiegen die Fallzahlen wieder an. Der Grund: Offenbar verliert das Vakzin nach sechs Monaten an Wirkung. Es musste etwas geschehen. Als erstes Land weltweit fing Israel damit an, Booster-Impfungen zu verabreichen. Voraussetzung für die dritte Spritze ist nur, dass die zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Nun ziehen andere Länder nach. Zum Beispiel Deutschland. Dort werden Personen der Risikogruppe seit dem 1. September dieses Jahres zum dritten Mal geimpft.

Auch in den USA werden Menschen zum dritten Mal geimpft. US-Präsident Joe Biden (78) liess sich bereits eine Booster-Impfung verabreichen.

Für wen ist eine Booster-Impfung sinnvoll?

Eine Impfauffrischung ist für besonders gefährdete Menschen empfohlen, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa aufgrund von Organtransplantationen, Krebs oder Niereninsuffizienz. Aber auch ältere Menschen, deren Immunsystem nicht mehr so gut arbeitet, werden derzeit in Israel, den USA und Deutschland geimpft.

Was sagen Experten dazu?

Die Frage einer Auffrischungsimpfung ist grundsätzlich umstritten. Befürworter argumentieren, eine zusätzliche Impfdosis erhöhe den Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus. Dies gelte insbesondere in Anbetracht der Ausbreitung der Delta-Variante und einer über die Zeit nachlassenden Immunität.

Gegner einer Auffrischungsimpfung erklären dagegen, zwei Impfdosen würden bereits ausreichenden Schutz bieten, insbesondere vor schweren und tödlichen Krankheitsverläufen. Sie sind der Auffassung, der Schwerpunkt müsse darauf liegen, nicht geimpfte Menschen zu impfen.

Was sagt die Eidgenössische Kommission für Impffragen?

Bislang können sich immungeschwächte Personen in der Schweiz den dritten Piks abholen. Eine allgemeine Auffrischungsimpfung soll es in der Schweiz mit Ausnahmen vorerst nicht geben, wie Christoph Berger, Präsident der Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif), diese Woche erklärte. Der Impfschutz mit zwei Dosen reiche gegen einen schweren Krankheitsverlauf.

Warum die Zurückhaltung?

Weil besser die generelle Impfquote in der Schweiz steigen sollte. Im Moment sei es wichtiger, diejenigen zu impfen, die noch nicht geimpft seien, als den Fokus auf Booster-Impfungen zu legen, erklärte Ekif-Präsident Berger diese Woche.

Zudem zeigen laut Swissmedic klinische Daten der beiden in der Schweiz eingesetzten Impfstoffe und Beobachtungsstudien, dass der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch zweifach verabreichte Dosen anhalte.

Wie gut ist der Bund auf eine dritte Impfung vorbereitet?

Sollte es zu einer allgemeinen Booster-Impfung kommen, hat die Schweiz vorgesorgt. Genug Vakzin stünde bereit. Schon vor Monaten hatte sich der Bund auf eine schlechtere Wirkung der Corona-Impfstoffe vorbereitet. Deswegen wurde bei den Herstellern nachbestellt. Genug Vakzin für 17 Millionen Menschen.

Zudem hat der Bund erneut einen Vertrag mit dem Pharmaunternehmen Moderna abgeschlossen. Es geht um sieben Millionen Impfdosen. Dazu wurde die Option für weitere sieben Millionen Dosen gesichert.

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