Unfall in Gimmelwald BE
Kanadierin (†31) stürzt von Nepalbrücke in den Tod

Eine Frau wollte mit einer Gruppe die Nepalbrücke bei Gimmelwald begehen. Dabei stürzte die Kanadierin in den Tod – laut Polizei war sie ungesichert auf dem Klettersteig unterwegs.
Publiziert: 09.06.2023 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 19:07 Uhr

Tragisches Unglück in Lauterbrunnen BE: Am Donnerstagnachmittag ist eine Frau (†31) beim Begehen der Nepalbrücke in Gimmelwald in die Tiefe gestürzt und dabei tödlich verunglückt. Es handelt sich um eine Kanadierin, wie die Kantonspolizei Bern schreibt. Ein Unfallgeschehen steht im Vordergrund.

Gegen 14 Uhr erhielt die Polizei die Meldung, dass eine Frau von der Hängebrücke gestürzt sei. Gemäss ersten Erkenntnissen war die Frau im Beisein mehrerer Personen auf dem Klettersteig von Mürren nach Gimmelwald unterwegs.

Beim Begehen der Brücke stürzte sie aus noch zu klärenden Gründen in die Tiefe. Die umgehend an die Unfallstelle ausgerückten Einsatzkräfte konnten nur noch den Tod der Frau feststellen.

Unfall bei Gimmelwald BE. Von dieser Hängebrücke stürzte die Frau in den Tod – die Nepalbrücke ist Teil eines Klettersteigs (Archivbild).
Foto: Jungfrau Region Tourismus AG
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«Das Kletterabenteuer wird nur erfahrenen Berggängern empfohlen»

Eigentlich gilt auf dem Klettersteig strikte Anseilpflicht. Dabei werden zwei Karabiner in ein Stahlseil geklinkt – je nach System ist es gar nicht möglich, beide Karabiner gleichzeitig auszuhängen.

Auf Anfrage von Blick sagt Polizeisprecher Joel Regli: «Sie war zum Zeitpunkt des Sturzes ungesichert.» Wie das passieren konnte, müsse nun abgeklärt werden. «Das nötige Equipment trug sie bei sich», stellt er klar. Es gebe keine Hinweise, dass Brücke oder Ausrüstung mangelhaft seien.

«Ungesichert ist man bei korrekter Handhabung nie»

«Für den Klettersteig braucht man ein Klettersteigset, an welchem Seilstücke und Klettersteigkarabiner angebracht sind», sagt Samuel Zeller (60), Präsident des Bergführervereins Lauterbrunnen BE. Er kennt den Weg gut. «Wenn man sich bewegt, ist man mit zwei Karabinern gesichert und wenn man sich umhängt, ist man mindestens an einem Karabiner gesichert», sagt er. Und: «Ungesichert ist man bei korrekter Handhabung nie – aber das liegt in der Eigenverantwortung eines jeden.» Wenn man mit einem Bergführer unterwegs sei, könne dieser einen Gast zusätzlich mit einem Seil sichern.

Auf der lokalen Webseite wird der Schwierigkeitsgrad des Klettersteigs mit «K3, mittelschwer» angegeben. Und weiter: «Das Kletterabenteuer wird nur erfahrenen Berggängern empfohlen, die mit Klettergurt und Helm ausgerüstet sind. Höhepunkte der Begehung sind die Traversierung der Schlucht mit einer Tyrolienne und die Überquerung der Hängebrücke am Ende des Klettersteigs.» Der Kletterweg führt drei Stunden über einen steilen Abgrund nach Gimmelwald und bietet spektakuläre Aussichten auf hohe Gipfel. Zeller erklärt: «Man muss es gewohnt sein, sich in einem steilen und ausgesetzten Gelände zu bewegen. Wenn jemand sportlich und beweglich ist, ist das machbar. Und Anfängern ohne Vorkenntnisse empfehle ich, einen Bergführer zu nehmen.»


Die «Hüsler-Skala» teilt Klettersteige in folgende Schwierigkeitsgrade ein:

K1 (leicht)

In der Regel trassierte Steige, Sicherungen in Relation zum Gelände komfortabel.

K2 (mittel)

Man bewegt sich abschnittsweise bereits in steilerem Felsgelände, die Route ist aber aufwändig gesichert.

K3 (ziemlich schwierig)

Die Route verläuft über längere Strecken in steilem, auch ausgesetztem Felsgelände (III. Schwierigkeitsgrad entsprechend), ist aber eher grosszügig gesichert.

K4 (schwierig)

Steiles Felsgelände mit senkrechten Stellen, es gibt auch kleine, gut abgesicherte Überhänge. Vielfach verläuft die Route beträchtlich ausgesetzt, natürliche Tritte und Griffe sind oft klein.

K5 (sehr schwierig)

Klettersteige in schwierigstem Felsgelände.

K6 (extrem schwierig)

Klettersteige für die Cracks mit starken Oberarmen, solidem Nervenkostüm und tadelloser Kondition.

Im Einsatz standen Gebirgsspezialisten sowie weitere Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern, Mitarbeitende der Alpinen Rettung Schweiz und ein Helikopter von Air-Glaciers. Unter der Leitung der regionalen Staatsanwaltschaft Oberland wurden Ermittlungen zum genauen Unfallhergang aufgenommen.

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Der Klettersteig in Gimmelwald entwickelte sich in den letzten Jahren zum Instagram-Hype. Das Publikum weltweit staunt über die spektakuläre Route im Fels hoch über dem Tal.

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