Publizistische Leitlinien
SRF dementiert Abschaffung des Gendersterns

Der Genderstern sorgt oft für rote Köpfe: Um der SVP keine Angriffsfläche zu bieten, soll er beim SRF derzeit nur zurückhaltend eingesetzt werden.
Publiziert: 22.08.2023 um 05:24 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2023 um 22:56 Uhr

In den publizistischen Leitlinien des SRF stand seit dem Jahr 2021 unter der Überschrift «Genderneutral und diskriminierungsfrei berichten» folgender Satz: «Auf den sozialen Plattformen kann man auch den Genderstern einsetzen, wenn es den Erwartungen der Zielgruppe entspricht.»

Dieser Satz sei nun gestrichen worden, berichten die Zeitungen von CH Media. Das ist falsch, teilt das SRF in einer Stellungnahme mit. «Dies ist falsch und irreführend. Der Genderstern wurde in den Publizistischen Leitlinien von SRF nie empfohlen, die Leitlinien wurden auch nicht entsprechend angepasst», wird Lis Borner, Chefredaktorin Audio, zitiert. Sie ist verantwortlich für die Überarbeitung der Publizistischen Leitlinien. 

Die aktuelle Überarbeitung der Publizistischen Leitlinien habe erst gerade begonnen und sei Teil eines ganz normalen Prozesses, der alle zwei Jahre stattfindet und verschiedene Themen umfasst. Ob dabei der Umgang mit der Gendersprache überhaupt angepasst wird, stehe noch gar nicht fest. 

SRF-Direktorin Nathalie Wappler lässt die publizistischen Leitlinien überarbeiten.
Foto: Thomas Meier
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SRF-Quellen berichteten der Zeitung, dass intern dazu aufgerufen worden sei, zurückhaltender beim Gendern zu sein. Ein Vorgesetzter habe es damit begründet, dass man den Unterstützerinnen und Unterstützern der 200-Franken-Initiative keine Angriffsfläche bieten wolle. 

Schweizer Fernsehen passt derzeit die Leitlinien an

Das Initiativ-Komitee aus dem Umfeld der SVP will mit der Halbierungs-Initiative die Serafe-Gebühren von 335 auf 200 Franken pro Jahr senken. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (61) bezeichnete die Initiative in einem Interview mit dem SonntagsBlick als «Attacke auf die Schweiz und ihre Vielfalt». Sie sei für den ganzen Medienplatz gefährlich.

Roger Muntwyler, Mediensprecher von SRF, sagt gegenüber CH Media, dass ihm der Aufruf zur Zurückhaltung beim Thema Gendern nicht bekannt sei. Das Schweizer Fernsehen passe die publizistischen Leitlinien derzeit an. Das sei ein laufender Prozess, der sich nicht nur auf die Genderrichtlinie beziehe.

Beim SRF wird laut der Zeitung vor allem auf den sozialen Kanälen der Genderstern verwendet – auf der Website fehlt er. Auch im Radio wird keine Genderpause gesprochen. (neo) 

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