Wegen mangelnder Hygiene
Schweizer Spital darf keine Operationen mehr durchführen

Die Behörden haben bei einem Spital im Kanton Waadt die Stilllegung des OP-Betriebs angeordnet. Der Grund: mangelnde Hygiene. Diese scheint schweizweit ein Problem zu sein.
Publiziert: 27.11.2022 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2022 um 10:56 Uhr

Das Regionalspital Château-d'Oex im Kanton Waadt darf nicht mehr operieren. Nach einer Inspektion ordnete Swissmedic die Einstellung des Betriebs der Zentralsterilisation an. Für das Spital bedeutet das die Stilllegung des Operationsbetriebs.

Jedes Jahr führt ein vierköpfiges Team von Swissmedic zahlreiche Kontrollen in Schweizer Spitälern durch – manchmal mit, und manchmal ohne Ankündigung. Damit will die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel unter anderem sicherstellen, dass die geltenden Hygienestandards eingehalten werden.

Doch gerade bei der Hygiene stellen die Kontrolleure immer wieder schwere Missstände fest. Im letzten Jahr überprüften sie 20 Schweizer Spitälern. Dabei fiel laut «SonntagsZeitung» das genannte Regionalspital Château-d'Oex besonders negativ auf.

Operations-Verbot: Das Hôpital Pôle Santé du Pays-d'Enhaut in Château-d'Oex kam auf die schwarze Liste von Swissmedic. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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«Wussten, dass wir auf Schwierigkeiten stossen werden»

Für Pascale Castellani, Leiterin des Spitals, kommt die Anordnung von Swissmedic nicht ganz überraschend. Auf Anfrage der «SonntagsZeitung» erklärte sie: «Wir wussten, dass unsere Einrichtungen nicht ganz den neuesten Standards entsprechen, und erwarteten, dass wir bei einer Routinekontrolle auf Schwierigkeiten stossen würden.»

Die Standards seien laut Castellani zwar wichtig und ein Zeichen der Qualität. Aber die Einhaltung von «immer mehr und immer höheren Standards» habe für die Krankenhäuser immer schwerer zu tragende Kosten zur Folge. Zudem kritisiert Castellani, dass alle Spitäler nach denselben Kriterien beurteilt werden – «unabhängig von ihrer Grösse».

Damit das Regionalspital Château-d'Oex wieder operieren dürfte, wären Investitionen in Höhe von rund 800'000 Franken nötig. Deshalb beschloss die Spitalleitung, zunächst nur noch ein medizinisches Grundangebot anzubieten und Operationen an Partnerspitäler auszulagern. Um in Zukunft aber wieder OPs durchführen zu dürfen, ist ein Neubau geplant. Frühestens 2025 soll mit dem Bau begonnen werden.

Spitäler sind sich Risiken oft nicht bewusst

Als Zeichen mangelnder Hygiene gab es in der Schweiz zuletzt immer wieder signifikante Anstiege bei den Wundinfektionen nach Operationen. Die Raten in den Spitälern sind zwar sehr unterschiedlich – aber in der Schweiz höher als etwa in Deutschland oder den USA.

Rafael Moreno ist einer der Inspektoren von Swissmedic. Schon seit sieben Jahren führt er Kontrollen in Schweizer Spitälern durch. Die Bilder, die er dabei zu sehen bekäme, seien schon mal «ekelerregend», wie der Kontrolleur gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt.

Moreno erzählt: «Blutiges OP-Besteck liegt neben desinfizierten Endoskopen, die für eine Darmuntersuchung vorgesehen sind. Gleich nebenan im nächsten Raum wird gerade ein Patient operiert.» Oft seien sich die Spitalleitungen der Risiken für Patienten gar nicht bewusst, die mit der mangelnden Hygiene einhergehen. (obf)

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