Illegale Preisabsprachen
Weko büsst Baufirmen im Unterengadin mit 7,5 Millionen Franken

Im Unterengadin manipulierten Bauunternehmen über Jahre hinweg Beschaffungen im Hoch- und Tiefbau. Die Wettbewerbskommission hat sieben Firmen mit insgesamt rund 7,5 Millionen Franken gebüsst, wie sie am Donnerstag mitteilte.
Publiziert: 26.04.2018 um 07:17 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2024 um 07:46 Uhr

Die Wettbewerbsbehörde (WEKO) stellte fest, dass Bauunternehmen in verschiedenen Kartellen mehrere hundert Ausschreibungen im Hoch- und Tiefbau abgesprochen hatten. Die Bauunternehmen stimmten jeweils untereinander ab, welches von ihnen den Auftrag erhalten soll. Meist wurden gleichzeitig die Offertpreise bestimmt.

Betrogen wurden damit die öffentliche Hand und Private. Um welche Summen geht es wirklich? Das von der Wettbewerbskommission (Weko) geschätzte Beschaffungsvolumen, das von Kartellen über die Jahre im Unterengadin betroffen war, übersteigt 100 Millionen Franken deutlich. Die Weko schreibt, gemäss jüngeren empirischen Studien lägen die Preise nach kartellistischen Absprachen um durchschnittlich über 45 Prozent höher.

So lief der Bschiss:

An Treffen des bündnerischen Baumeisterverband wurde in Vorversammlungen abgesprochen, welche Firma zum Zug kommt. Danach reichte diese Firma eine Offerte zu einem Preis ein, an dem sie gut verdiente. Alle anderen Firmen reichten eine massive höhere Offerte ein – so dass Behörden oder Private dann gar nicht anders konnten, als die «richtige» Firma auszuwählen.

Im Unterengadin manipulierten Bauunternehmen über Jahre hinweg Beschaffungen im Hoch- und Tiefbau. Die Wettbewerbskommission hat sieben Firmen mit insgesamt rund 7,5 Millionen Franken gebüsst. (Symbolbild)
Foto: Keystone/OLIVIER MAIRE

Die WEKO büsste die folgenden Unternehmen in einer Gesamthöhe von über 7,5 Millionen Franken: 

  • Foffa Conrad AG
  • Bezzola Denoth AG
  • Zeblas Bau AG
  • Lazzarini AG
  • Koch AG Ramosch,
  • Alfred Laurent AG
  • René Hohenegger Sarl.

Die ausgesprochenen Sanktionen bewegen sich pro Unternehmen entsprechend der Schwere und Anzahl der Kartellgesetzverstösse zwischen einigen zehntausend bis rund fünf Millionen Franken.

Bei einem Teil der Unternehmen wurde die Sanktion reduziert, da sie mit der WEKO kooperierten. Die Impraisa da fabrica Margadant erhält infolge Verjährung ihres Gesetzesverstosses keine Sanktion. Der Graubündnerische Baumeisterverband zahlt zwar keine Busse, ihm wurden aber Verfahrenskosten auferlegt, da er zum Teil an der Organisation dieser Kartelle beteiligt war.

Die Spur führt bis in die hohe Politik

Über den Baumeisterverband führen die Spuren auch in die Politik, wie das Online-Magazin «Republik» in seiner Serie zum Fall darlegt. Geschäftsführer Andreas Felix präsidiert die BDP Graubünden und sitzt im Grossen Rat von Chur. Im Juni will er einen Sitz im Regierungsrat erobern. Von den Verstössen will er nichts gewusst haben.

Auch Jon Domenic Parolini, damals Gemeindepräsident in Scuol und heute BDP-Regierungsrat soll dabei gewesen sein, als die Absprachen beschlossen wurden. Das schreibt das Online-Magazin.

Die Weko-Untersuchung hat Adam Quadroni angestossen. Wie die «Republik» in einer Serie berichtete, war der Baumeister aus Ramosch im Unterengadin selbst Teil des Kartells. Bevor er 2009 die Ämter auf die Preisabsprachen aufmerksam machte. Im vergangenen Sommer wurde er zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen.

Die Weko beschäftigte sich seit Ende des Jahres 2012 mit dem Fall aus Graubünden. Die illegalen Methoden der Bündner Baufirmen sind laut Weko-Vizedirektor Stüssi der bisher grösste Fall von Preisabsprachen im Schweizer Baugewerbe. So teilte die Behörde ihre Untersuchung dann auch in insgesamt zehn Tranchen. Der heutige Entscheid betrifft einen der beiden grössten Fälle, die Absprachen im Unterengadin (Fallname Engadin I). Die letzten beiden Entscheide sind für Ende Sommer oder Herbst geplant. (bö/jfr)

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