Wegen Rassismus-Vorwürfen
Kult-Glacé Winnetou wird gecancelt!

Das Kult-Glacé Winnetou steht seit Jahren in der Kritik. Grund dafür sind die kulturelle Aneignung beim Logo und beim Namen. Nun wird der Häuptling entfernt – doch der Name bleibt.
Publiziert: 15.06.2023 um 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2023 um 09:48 Uhr

Winnetou-Glacé ist ein Schweizer Sommer-Klassiker. Das Glacé ist beliebt – die Verpackung weniger. Denn darauf ist eine indigene Person abgebildet. Auch der Name des Kult-Eis bringt harsche Kritik mit sich.

Schon seit mehreren Jahren heisst es, die Firma würde aus rassistischen Motiven Gewinn ziehen und sich der kulturellen Aneignung bereichern, da ein Häuptling das Logo ziert. Hinzu kommt, dass der fiktive Charakter Winnetou hart umstritten ist. Im gleichnamigen Roman vom deutschen Autor Karl May werden rassistische Stereotype reproduziert, lautet die Kritik.

Schon im Jahr 2020 prüfte die Firma Froneri, welche zu Frisco gehört und das Eis herstellt, ob der Name geändert werden sollte. Doch passiert ist daraufhin erstmal nichts.

Das Winnetou-Eis wird ab sofort ohne Häuptling verkauft. Stattdessen schmücken Federn die Verpackung.
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Name bleibt, Häuptling geht

Erst jetzt tut sich was bei der Firma, an welcher auch der Nestlé-Konzern Anteile hält. Eine Froneri-Sprecherin gibt gegenüber «Watson» bekannt: «Wir haben uns entschieden, auf die diesjährige Glacé-Saison das Logo von Winnetou anzupassen. Entsprechend wurde das Indianergesicht mit Federschmuck entfernt und gegen eine Abbildung von zwei bunten Federn ausgetauscht.» Diese Entscheidung soll bereits vor einem Jahr getroffen worden sein. Man habe auf den Sommer gewartet, um die neue Verpackung an den Mann und die Frau zu bringen.

Keine Änderungen gibt es hingegen beim Namen. Dieser bleibt erhalten, wie die Sprecherin bekannt gibt: «Gleichzeitig haben wir uns entschieden, den ikonischen, fiktiven Markennamen Winnetou beizubehalten.»

Kritiker finden, das reicht nicht. Auch der Name muss weg. Eine von ihnen: Susan Arndt, Professorin für Anglistik und Kulturwissenschaften an der Universität Bayreuth. Sie erzählt der Zeitung: «Bei Mays Erzählungen handelt es sich um eine Romantisierung einer in Tat und Wahrheit gewaltsamen rassistischen Geschichte. Dass mit der Kolonialisierung von Nordamerika ein Genozid einherging, bei dem 80 bis 90 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung ermordet wurden, wird komplett ausgeblendet.» (mrs)

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