«Ein Jahr Arbeit und dann keine Ernte»
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Winzer verzweifelt:«Ein Jahr Arbeit und dann keine Ernte»

Erst der Hagel, dann der Pilz: Seeländer Winzer weinen um ihre Reben
«So etwas habe ich in 50 Jahren noch nicht erlebt!»

Die Blätter haben braune Flecken vom Pilzbefall und Löcher vom Hagel. Bislang war es ein rabenschwarzes Jahr für die Schweizer Winzer. Blick hat zwei Weinbauern im Seeland besucht. Noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben!
Publiziert: 07.08.2021 um 01:10 Uhr
|
Aktualisiert: 09.08.2021 um 09:11 Uhr
Luisa Ita

Mit ernster Miene stapft Charles Steiner (72) im Nieselregen durch den matschigen Rebberg in Schernelz BE. Er zwackt ein paar Blätter von den Reben ab. Diese sind entweder durchlöchert vom Hagel oder haben Flecken vom Pilzbefall. «So etwas habe ich in 50 Jahren noch nicht erlebt», meint der diplomierte Winzer, der sein Weingut bereits an die nächste Generation übergeben hat und mittlerweile nur noch auf dem Betrieb aushilft.

«Den Reben geht es momentan nicht gut. Wir rechnen damit, dass etwa die Hälfte der Ernte ausfällt», sagt er niedergeschlagen. Schuld am schlechten Zustand ist der Falsche Mehltau – eine Pflanzenkrankheit. «Es hat extrem viel geregnet und ist immer nass. Genau das sind optimale Bedingungen für diesen Pilz», erklärt der erfahrene Weinbauer. «Er überwintert jeweils im Boden, und je nachdem ob ihm Temperatur und Feuchtigkeit passen, breitet er sich sehr rasch aus.»

Ohne gesunde Blätter keine süssen Früchte

Gegen den Befall helfe einzig Pflanzenschutzmittel. Da aber das Weingut Krebs & Steiner auf Bio setze, gebe es eine weitere Hürde zu meistern. «Diese Mittel haften weniger gut auf den Pflanzen als die konventionellen», so der 72-Jährige. «Der Regen wäscht das Mittel immer wieder ab, und wir haben viel mehr Aufwand.» In einem trockenen Sommer oder mit konventionellen Mitteln werde jährlich etwa 6 oder 7 Mal gespritzt, sagt er weiter. «Dieses Jahr mussten wir jedoch 12 bis zu 15 Mal dahinter.»

Charles Steiner zeigt die kaputten Trauben.
Foto: Luisa Ita
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Auch Robert Andrey (65) aus Schafis BE kann sich in seinen knapp fünf Jahrzehnten als Winzer nicht an ein Jahr wie dieses erinnern. Er zupft ein Blatt von einer Pflanze ab und zeigt auf eine weissliche Stelle: «Den Pilz sieht man hier auf der Unterseite. Dadurch geht das ganze Blatt kaputt, und zum Schluss wird das komplett dürr sein.» Und für die Süsse der Früchte seien gesunde Blätter zentral, führt er aus.

Gute Tropfen gegen schlechtes Wetter

Schweizer Wein ist Weltklasse. Das sind die Besten der Besten! Und es hat Vertreter für jedes Portemonnaie. Die Schweizer Favoriten von Blick-Weinnase Alain Kunz:

Weiss

  • Chasselas: Domaine Cornulus, Clos des Corbassières Vieilles Vignes amphore 2020, Savièse VS. Ein Chasselas der Sonderklasse, mineralisch, Feuerstein, floral. 17.90 Franken
  • Chardonnay: Donatsch Unique 2018, Malans GR. Viel Exotik, komplex, tief und ein sensationelles Finish. Die besten Schweizer Chardonnays konkurrieren mit dem Burgund. 78 Franken
  • Petite Arvine: Les Pyramides, Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen AG 2019, Salgesch VS. Petite Arvine ist die beste einheimische weisse Rebsorte, diese hier ein Vorzeigevertreter: knackig, cremige Textur, lang. 24.50 Franken
  • Süsswein: Marie-Thérèse Chappaz, Petite Arvine Grain par Grain 2016. Die Schweizer Süssweine gehen bei Parker durch die Decke. Der Octobre 240° Oechsle erhielt unfassbare 99 Punkte! Dieser hier 97, weil er ein Gedicht ist von Karamell, Honig und süsser Frucht. 150 Franken
  • Schaumwein: Henri Cruchon Cœur de Cuvée 2013, Echichens VD. CH-Winzer entdecken den Schaumwein – und das richtig! Dieses Paradebeispiel bezirzt mit Hefe-, Brioche-, Marzipannoten und feiner Perlage. 29 Franken
Rot
  • Pinot Noir: Churer Blauburgunder Gian-Battista 2016, Weinbau von Tscharner, Reichenau GR. Der Sieger des grössten helvetischen Pinot-Tastings von Blick besticht mit sich wandelnden Fruchtaromen, Mundfülle und einem sensationellen Finish. 49 Franken
  • Pinot Noir: Auvernier, La Maison Carrée 2016, Auvernier NE. Das ist vielleicht der Wein mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der Schweiz. Ein Schmeichler, samtig, elegant, süffig. Der Jahrgang 2019 kommt bald raus. 24 Franken
  • Merlot: Balin, Cantina Barbengo, Kopp von der Crone Visini 2017, Barbengo TI. Kein Tessiner Merlot ist zart-kräutiger, feingliedrig-eleganter und länger als dieser. 47 Franken
  • Merlot: Sassi Grossi Gialdi Vini 2017, Mendrisio TI. Das Flaggschiff von Weindinosaurier Gialdi hat in den letzten Jahren zu alter Stärke zurückgefunden: Röstaromen, Druck, Tiefe, Superlänge. 48 Franken
  • Cornalin: Denis Mercier 2018, Sierre VS. Nebst Syrah hat Cornalin das grösste Rotwein-Potenzial im Wallis. Dieser Vertreter ist ein Monument: viel frische Würze, Brombeeren, Wahnsinnsfinish. 50 Franken

(Das sind nicht immer die aktuellen Jahrgänge. Diese findet man auf den Webseiten der Winzer)

Schweizer Wein ist Weltklasse. Das sind die Besten der Besten! Und es hat Vertreter für jedes Portemonnaie. Die Schweizer Favoriten von Blick-Weinnase Alain Kunz:

Weiss

  • Chasselas: Domaine Cornulus, Clos des Corbassières Vieilles Vignes amphore 2020, Savièse VS. Ein Chasselas der Sonderklasse, mineralisch, Feuerstein, floral. 17.90 Franken
  • Chardonnay: Donatsch Unique 2018, Malans GR. Viel Exotik, komplex, tief und ein sensationelles Finish. Die besten Schweizer Chardonnays konkurrieren mit dem Burgund. 78 Franken
  • Petite Arvine: Les Pyramides, Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen AG 2019, Salgesch VS. Petite Arvine ist die beste einheimische weisse Rebsorte, diese hier ein Vorzeigevertreter: knackig, cremige Textur, lang. 24.50 Franken
  • Süsswein: Marie-Thérèse Chappaz, Petite Arvine Grain par Grain 2016. Die Schweizer Süssweine gehen bei Parker durch die Decke. Der Octobre 240° Oechsle erhielt unfassbare 99 Punkte! Dieser hier 97, weil er ein Gedicht ist von Karamell, Honig und süsser Frucht. 150 Franken
  • Schaumwein: Henri Cruchon Cœur de Cuvée 2013, Echichens VD. CH-Winzer entdecken den Schaumwein – und das richtig! Dieses Paradebeispiel bezirzt mit Hefe-, Brioche-, Marzipannoten und feiner Perlage. 29 Franken
Rot
  • Pinot Noir: Churer Blauburgunder Gian-Battista 2016, Weinbau von Tscharner, Reichenau GR. Der Sieger des grössten helvetischen Pinot-Tastings von Blick besticht mit sich wandelnden Fruchtaromen, Mundfülle und einem sensationellen Finish. 49 Franken
  • Pinot Noir: Auvernier, La Maison Carrée 2016, Auvernier NE. Das ist vielleicht der Wein mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der Schweiz. Ein Schmeichler, samtig, elegant, süffig. Der Jahrgang 2019 kommt bald raus. 24 Franken
  • Merlot: Balin, Cantina Barbengo, Kopp von der Crone Visini 2017, Barbengo TI. Kein Tessiner Merlot ist zart-kräutiger, feingliedrig-eleganter und länger als dieser. 47 Franken
  • Merlot: Sassi Grossi Gialdi Vini 2017, Mendrisio TI. Das Flaggschiff von Weindinosaurier Gialdi hat in den letzten Jahren zu alter Stärke zurückgefunden: Röstaromen, Druck, Tiefe, Superlänge. 48 Franken
  • Cornalin: Denis Mercier 2018, Sierre VS. Nebst Syrah hat Cornalin das grösste Rotwein-Potenzial im Wallis. Dieser Vertreter ist ein Monument: viel frische Würze, Brombeeren, Wahnsinnsfinish. 50 Franken

(Das sind nicht immer die aktuellen Jahrgänge. Diese findet man auf den Webseiten der Winzer)

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Wenigstens von Hagel verschont

Um die Weinernte dieses Jahr zu retten, ist dem Seeländer jedes Mittel recht. «Eigentlich wollten wir komplett auf Bio umstellen, jedoch mussten wir in dieser Situation auf konventionelle Pflanzenschutzmittel zurückgreifen», so der Chef des Familienbetriebs, den er bald seiner Tochter übergeben will. Doch auch mit dem Wechsel des Fungizids sei das Problem nicht einfach gelöst: «Damit wir die Pflanzen einsprühen können, müssen sie komplett trocken sein, und es sollte danach auch nicht direkt wieder regnen. Und so einen Zeitpunkt zu erwischen, ist aktuell fast unmöglich oder halt einfach Glückssache.»

Immerhin: Vom Hagel blieb Andrey grösstenteils verschont. Wenn es jedoch weiterhin so feucht bleibe, werde ihm das nichts nützen. «Dieses Jahr könnte in einer Tragödie enden», meint der Weinbauer. Hoffnungsvoll fügt er jedoch an: «Sollte sich das Wetter bald ändern und uns einen goldenen Herbst bescheren, dann könnte sich noch alles zum Guten wenden.»

Versöhnen sich die Winzer bald mit Petrus?

Dieser Meinung ist auch der Präsident der Rebgesellschaft Bielersee, Michael Teutsch (36). Auch sein Rebberg leidet: «Ich selbst werde etwa 30 Prozent Ernteausfall wegen des Hagelschlags und 20 Prozent wegen des Mehltaus haben.»

Dennoch zeigt sich der Winzer und Önologe optimistisch: «Wir schliessen das Jahr immer erst ab, wenn der Wein im Keller ist.» Wie auch seine Kollegen hofft er auf eine bessere Laune von Petrus – und wäre sogar bereit, das Kriegsbeil zu begraben: «Wenn es jetzt schön wird und schlussendlich die Qualität der verbleibenden Trauben stimmt, dann werde ich mich wieder mit dem Jahr versöhnen.»

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