Verwahrung trotzdem kein Thema
Mörder von Adeline (†34) ist unheilbar

Vier Psychiater kommen im Fall Adeline Morel (†34) zum Schluss, dass ihr Mörder Fabrice Anthamatten (41) nicht therapiert werden kann. Trotzdem soll er nicht lebenslang verwahrt werden.
Publiziert: 04.03.2016 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:10 Uhr
Gabriela Battaglia

Der Fall der Genfer Sozialtherapeutin Adeline Morel (†34) schockierte vor zweienhalb Jahren die Schweiz. Die junge Mutter starb am 12. September 2013. Sie hatte den verurteilten Vergewaltiger Fabrice Anthamatten (41) vom Gefängnis zur Reittherapie begleitet – alleine. Anthamatten schnitt ihr die Kehle durch und floh nach Polen.

Der Täter sass im Therapiezentrum La Pâquerette in der Strafanstalt Champ-Dollon. Das Therapiezentrum ist mittlerweilen geschlossen. Eine Untersuchung ergab: Der Freigang von Adelines Mörder war ungenügend vorbereitet und lückenhaft gemeldet (BLICK berichtete).

Prozess im Herbst

Der Prozess gegen Anthamatten findet voraussichtlich im Herbst statt. Vier Psychiater kommen jetzt zum Schluss, dass Anthamatten derzeit unheilbar ist. Der Mörder von Adeline ist demnach ein sadistischer Psychopath, der sich allmächtig und dominant fühlt. Derzeit gebe es keine Möglichkeit, Anthamatten zu therapieren, schreibt die Zeitung «Tribune de Genève».

Trotzdem sprechen sich die Gutachter nicht für eine lebenslange Verwahrung aus. Die Psychiater seien nicht sicher, ob sich Anthamatten nicht doch einmal weiter entwickle. Die Psychiater sprechen sich für eine klassische Haftstrafe aus. Sein Zustand würde regelmässig überprüft und Anthamatten käme nicht frei, solang er als gefährlich eingestuft wird.

Kein eindeutiges Geständnis

Entscheidend wird sein, ob der Mord an Adeline als vorsätzlich eingestuft wird. Anthamatten machte diesbezüglich bisher kein eindeutiges Geständnis. An die eigentliche Tat will sich der Adeline-Mörder nicht erinnern können. Sein Gedächtnis sei wie von einem «schwarzen Schleier» verdeckt. «Ich wollte sie nicht töten», sagte Anthamatten in Einvernahmen.

Gegenüber den Psychiatern sprach er aber von Fantasien. Als er immer wieder die Erdrosselungsszene im Film Braveheart anschaute, habe er ständig an Adeline gedacht. Anthamatten ist auch fasziniert von Serienkillern.

Adelines Familie ohne Zweifel

Für den Anwalt der Familie von Adeline Morel gibt es keinerlei Zweifel, dass Anthamatten den Mord minuziös plante. «Er überliess nichts dem Zufall. Der Mord an Adeline war seit langem geplant», sagt Simon Nath. Anthamatten durfte auf dem Weg zur Reittherapie ein Messer kaufen, um Hufe zu putzen. Mit diesem Messer tötete er dann die Sozialtherapeutin. 

Als Folge des Mordes an Adeline müssen Therapeuten und Psychiater in Genfer Gefängnissen künftig den Justizbehörden Auskunft über die Gefährlichkeit ihrer Patienten geben.

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