Bereits Hunderte geliefert
Schweizer Start-up schickt heimlich Drohnen an die Ukraine

Einem Bericht zufolge liefert das Schweizer Start-up Destinus schon seit vergangenem Jahr Drohnen an die Ukraine – unter völliger Geheimhaltung. Der Gründer des Unternehmens ist ein Geschäftsmann, der seine russische Staatsbürgerschaft vor kurzem abgab.
Publiziert: 02.02.2024 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2024 um 09:19 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Destinus gilt als vielversprechendes Start-up. Das Unternehmen mit Sitz in Payerne VD entwickelt ultraschnelle Flugzeuge, sowohl für den Fracht- als auch für den Passagiermarkt. Gegründet wurde die Firma vom in Russland geborenen Unternehmer und Putin-Kritiker Michail Kokorich (47). Der Destinus-Chef hat am 14. Januar seine russische Staatsbürgerschaft aufgegeben.

Destinus scheint allerdings nicht nur mit Wasserstoff betriebene Hyperschallflugzeuge zu entwickeln. Laut einem Bericht des französischen Wirtschaftsmagazins «Challenges» liefert das Unternehmen unter höchster Geheimhaltung auch Militärdrohnen an die Ukraine.

Gründer bestätigt Lieferungen

Demnach hat Destinus seit dem zweiten Quartal 2023 Hunderte preiswerte Langstrecken-Drohnen nach Kiew geliefert. Die Lord genannten Flugobjekte haben je nach Ausführung eine Reichweite von 750 bis 2000 Kilometern und sind dafür ausgelegt, Bodenziele anzugreifen. Zusätzlich können sie auch für Aufklärungsmissionen verwendet werden oder als Störsender fungieren. Drohnen sind für die von Russland überfallene Ukraine extrem wertvoll. Denn: Viele der unbemannten Luftfahrzeuge werden von den Russen abgeschossen, dementsprechend hoch ist der Bedarf.

Destinus-Gründer Michail Kokorin hat bestätigt: Sein Start-up liefert Drohnen an die Ukraine.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Reichweite der Lord-Drohnen soll die Reichweite vieler UAVs aus ukrainischer Fertigung übertreffen. Bisher hat das Start-up nur die Lord-Drohnen geliefert. In Zukunft könnten weitere Modelle folgen: Ruta, ein düsengetriebenes Luftfahrzeug, das wie ein gefiederter Marschflugkörper aussieht, und ebenfalls für Aufklärungsmissionen und Angriffe auf Bodenziele genutzt werden kann, und Hornet, eine Minidrohne, die aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit (ca. 300 km/h) in der Lage ist, feindliche Drohnen auszuschalten.

Gegenüber «Challenges» bestätigt Kokorich die Lieferungen an die Ukraine. «Wir gehören bereits zu den grössten Drohnenherstellern Europas», brüstet sich der Destinus-Gründer. «Wir liefern jeden Monat mehr als hundert grosse Drohnen, und die Ukraine ist einer unserer Hauptkunden. Bei unseren Produkten handelt es sich um Dual-Use-Geräte, die sowohl zivile als auch militärische Aufgaben gleichermassen gut lösen.» Und es sollen noch mehr werden: «Wir planen, ein Liefervolumen von mehreren Hundert Drohnen pro Monat zu erreichen.»

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Hauptsitz soll nach Frankreich verlegt werden

Das Unternehmen hat seit seiner Gründung etwa 70 Millionen Franken eingesammelt und brachte es im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 16 Millionen Franken. Der Umsatz wurde laut Kokorich vor allem im letzten Quartal erwirtschaftet. «Der Umsatz im Jahr 2024 könnte den Vorjahreswert um ein Vielfaches, möglicherweise sogar um das Zehnfache übertreffen», prognostiziert der Manager. 2024 will man die Gewinnschwelle erreichen.

Zwar wird das Start-up weiter im Waadtland aktiv sein, Kokorich will den Hauptsitz nun aber nach Paris verlegen. Die Drohnen wurden bisher in Deutschland (München), Spanien (Madrid) und den Niederlanden (Hengelo) hergestellt. Auch die Drohnenproduktion soll künftig in die Nähe von Paris umziehen. Die Neutralität der Schweiz erschwere den Export, in Deutschland sei die Rüstungspolitik zu restriktiv. In Frankreich sei es dagegen einfacher, Exportlizenzen zu erhalten.

Die Fracht- und Passagierprojekte will Destinus dabei trotz des gut laufenden Drohnengeschäfts nicht aus den Augen verlieren. 2025 sollen erste Tests mit dem Überschallflugzeug Destinus 3 durchgeführt werden.

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