Familie stürzt von Balkon – nur der Sohn (15) überlebt
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Drama in Montreux VD:Familie stürzt von Balkon – nur der Sohn (15) überlebt

Familie springt vom Balkon in den Tod – neue Details zum Todesdrama in Montreux VD
Mutter war «dominant und besitzergreifend»

Eine fünfköpfige Familie aus Montreux stürzte sich von ihrem Balkon in die Tiefe, als Polizisten an die Wohnungstür klopften. Nun kommen die Ermittler zum Schluss: Es war ein geplanter Suizid. Die Mutter und ihre Schwester hatten in der Familie das Sagen.
Publiziert: 21.03.2023 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 18:14 Uhr
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Fabian BabicRedaktor News

Knapp ein Jahr ist die Tragödie von Montreux VD her: Eine Familie stürzte sich am 24. März 2022 aus dem siebten Stock in die Tiefe. Vier Menschen starben. Nur der Sohn (16) überlebte.

Nach Abschluss der Untersuchung will die Staatsanwaltschaft nun das Verfahren einstellen. Die Familie habe vorsätzlich Suizid begangen.

Selbstmord war lange geplant

Die Ermittler fanden heraus, dass der Vater (†40), die Mutter (†41), ihre Zwillingsschwester (†41), die Tochter (†8) und der Sohn kaum Kontakt zur Aussenwelt hatten.

Ein Jahr nach der Tragödie von Montreux beantragt die Staatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Mutter und die Tochter waren nicht bei der Gemeinde registriert. Beide Kinder wurden zu Hause unterrichtet. Die Familie war von Verschwörungstheorien besessen. Sie hamsterte Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel. Gemäss ihren religiösen Überzeugungen bereitete sich die Familie auf eine Abreise in «eine bessere Welt» vor. Die Familie hegte grosses Misstrauen gegenüber dem Staat.

Zudem fanden die Ermittler heraus, dass die Mutter und ihre Zwillingsschwester das Sagen in der Familie hatten. Sie seien dominant und besitzergreifend gewesen. Der Vater war zurückhaltend. Über die Kinder übten die Frauen eine starke Kontrolle aus und hielten sie im Glauben, dass die Welt ihnen feindlich gesinnt sei.

Sie sprangen schweigend

Für die Abreise in «eine bessere Welt» wartete die Familie auf «ein auslösendes Ereignis». Dies geschah, als Polizei im März 2022 an die Tür klopfte. Die Beamten wollten den Vater zum Homeschooling des Sohnes befragen. Zuvor hatte der Vater Briefe der Behörden ignoriert.

Durch die Tür fand ein kurzer Austausch statt. Die Tür war verriegelt und mit Gegenständen verbarrikadiert. Die Familie begab sich auf den Balkon und stürzte sich der Reihe nach und schweigend in die Tiefe.

Nur der Sohn überlebte. Körperlich hat er sich erholt. Er wird immer noch betreut. Laut der Staatsanwaltschaft ist der Bub nicht in der Lage, zu beschreiben, was am Tag des Dramas passiert sei.

Keine Einmischung von aussen

Für die Ermittler ist nun klar, dass sich die Tragödie ohne Fremdeinwirkung ereignete. In der Wohnung gab es keine Spuren eines Kampfs. Zudem fanden die Ermittler keine Hinweise auf eine Verbindung zu Personen oder Gruppen, die die Familie dazu gebracht hätten, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Zudem sind keine Spuren von Verletzungen, die nicht mit dem Sturz zusammenhängen, gefunden worden. Die Mediziner entdeckten keine Drogen oder andere chemische Substanzen in den Körpern.

Zuletzt, so schreibt die Staatsanwaltschaft, untermauern eine Trittleiter auf dem Balkon, mit der das Geländer überstiegen wurde, sowie die fehlenden Schreie die These: Es war ein geplanter Suizid.

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