Flugzeug-Wrack aus dem Jahr 1968 gefunden
Beim Absturz auf dem Aletschgletscher starben drei Zürcher

Mysteriöser Fund auf dem Aletschgletscher: Das schmelzende Eis hat Teile eines offenbar abgestürzten Kleinflugzeugs freigegeben. Bei der Maschine handelt es sich um ein Piper-Flugzeug, mit dem 1968 drei Zürcher abgestürzt seien.
Publiziert: 05.08.2022 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2022 um 18:56 Uhr

Auf einer Tour vom Jungfraujoch zur Konkordiahütte hat ein Bergführer am vergangenen Dienstag im Bereich des Konkordiaplatzes auf dem Aletschgletscher Teile eines Kleinflugzeugs entdeckt. Dies berichtet die «Berner Zeitung» unter Berufung auf den Hüttenwart der Konkordiahütte, Stefan Gafner (37). «Die Teile liegen in einem Umkreis von etwa 200 Metern verstreut», sagt der Hüttenwart auf Anfrage von Blick.

Für den Bergführer Dominik Nellen (38), der das Wrack fand, war es ein besonderes Erlebnis: «Von Weitem dachte ich, es handle sich um zwei Rucksäcke», so Nellen zu Blick. Als er und seine sechsköpfige Bergsteiger-Gruppe sich dann näherten, erkannten sie, dass es sich um ein Flugzeug handelte.

Im Umkreis von 100 Metern entdeckten sie dann zahlreiche Einzelteile. In und um das Wrack lagen gar noch Gegenstände herum: «Wir fanden ein Brillenentui, einen nassen Hut und auch Einzelteile des Fliegers wie den Sitz und die Flügel», so der Walliser Bergführer weiter. Der Fund habe sie schon nachdenklich gestimmt: «Man macht sich natürlich schon Gedanken, was damals passiert ist.» Dass er und seine Gruppe die Entdeckung gemacht haben, sei reiner Zufall: «Normalerweise nehme ich einen anderen Weg. Zudem war das Flugzeug unter einer Gletscher-Moräne versteckt.» Es sei also pures Glück gewesen, dass er die Maschine erblickt hat.

Die Flugzeugteile liegen im Bereich des Konkordiaplatzes auf dem Aletschgletscher verstreut.
Foto: Konkordiahütte/Rebecca Gresch und Stefan Gafner
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Bei Maschine handelt es sich um ein Piper-Flugzeug

Anfangs sei unklar gewesen, um was für eine Maschine es sich handle. Gafner und Co-Hüttenwartin Rebecca Gresch (29) gingen am Freitagmorgen selber vor Ort und fotografierten die Wrackteile. «Um welches Flugzeug es sich genau handelt, weiss ich nicht», sagt Gafner. «Eine Immatrikulationsnummer konnte ich keine entdecken.»

Jetzt ist aber klar, um was für eine Maschine es sich handelt: Wie die Kantonspolizei Wallis mitteilt, haben erste Abklärungen ergeben, dass sich die Wrackteile auf den tödlichen Crash einer Piper Cherokee, registriert als HB-OYL, beziehen. Der Absturz ereignete sich am 30. Juni 1968. Die Bergungsarbeiten sind in Planung und werden so bald als möglich in Angriff genommen.

Drei Zürcher starben beim Crash von 1968

Bei dem Absturz kamen damals drei Menschen ums Leben, wie eine Sprecherin der Walliser Kantonspolizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage sagte. Die Absturzopfer seien aus dem Wrack geholt worden. Aber zum Zeitpunkt des Unfalls habe man nur beschränkte technische Möglichkeiten gehabt, solche Wracks in schwierigem Gelände zu bergen.

Die Kantonspolizei Wallis klärte zuvor ab, ob in den vergangenen 40 bis 50 Jahren ein Flugzeug vermisst wurde. «Anhand der Teile gehen wir davon aus, dass es sich um ein steinaltes Flugzeug handeln muss», sagte ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis auf Anfrage von Keystone-SDA.

Der Zeitung «Le Nouvelliste» vom 1. Juli 1968 zufolge stürzte die Maschine etwa 500 Meter südlich des Jungfraujochs ab. Bei den Todesopfern handelte es sich um einen Sekundarschullehrer aus Zürich, den damaligen Chefarzt des Zürcher Waid-Spitals sowie dessen Sohn. Die beiden letzteren seien in Greifensee ZH wohnhaft gewesen. Die Leichen seien mit einem Helikopter der Schweizerischen Rettungsflugwacht nach Lauterbrunnen geflogen worden.

Die Fliegerlegende Ty Rufer (1923–1991) schrieb im «Gletschermüsterli» von dem Absturz. «In einem Winkel von 45 Grad ist der verunfallte Flieger im tiefen weichen Schnee gesteckt», heisst es in seinem Bericht.

Genaue Absturzstelle unklar

Wie der Polizeisprecher weiter ausführte, wird derzeit abgeklärt, ob die Fundstelle auf Walliser oder Berner Boden liegt. Unklar sei noch, ob eine Untersuchung eingeleitet wird. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) sei ebenfalls involviert.

Die Wrackteile wurden durch die Eisschmelze auf dem Aletschgletscher freigegeben. Die Route über den Gletscher habe sich aufgrund des Klimawandels und der Gletscherschmelze in letzter Zeit verändert und führe nun genau an jener Stelle vorbei, wo die Flugzeugteile lägen, sagt Gafner. Dem Hüttenwart zufolge ist es unklar, ob der Gletscher das Flugzeug transportiert und nun freigelegt habe, oder ob es an jener Stelle abgestürzt sei.

Der Aletschgletscher ist der flächenmässig grösste und längste Gletscher der Alpen. Er befindet sich auf der Südseite der Jungfrau auf Walliser Kantonsgebiet. (noo/dzc/SDA)

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