Ein Kurtaxenstreit nach dem anderen
Ein Debakel für den Walliser Tourismus

Im Wallis gab es in den vergangenen Jahren nicht nur in einer Gemeinde Ärger wegen der Kurtaxen. An vielen Orten fühlen sich die Zweitwohnungsbesitzer finanziell ausgenutzt.
Publiziert: 02.11.2023 um 14:04 Uhr
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Martin MeulReporter News

Das Walliser Tourismusidyll hat in den vergangenen Jahren Schaden erlitten. Hintergrund sind die Anpassungen im kantonalen Tourismusgesetz im Jahr 2015. Seitdem wurden in sämtlichen Destinationen neue Kurtaxenreglemente ausgearbeitet. Einer der Hauptpunkte dabei ist, dass Zweitwohnungsbesitzer die Kurtaxen pauschal entrichten sollen. Das sollte eine Vereinfachung der Bürokratie bringen.

Gebracht hat es aber vor allem eine Welle von Gerichtsfällen. Im ganzen Kanton wehrten sich die Zweitwohnungsbesitzer gegen die neuen Reglemente. Klagten bis vors Bundesgericht und bekamen oftmals recht.

Nichts gelernt

Schon im Jahr 2017 gab es für die Touristiker in Leukerbad eine Niederlage vor dem Bundesgericht. Die Richter in Lausanne hielten fest, dass die 60 Tage pro Jahr für die Berechnung der Kurtaxenpauschalen zu hoch angesetzt seien. 

In der Aletsch Arena, im Bild die Bettmeralp, gibt es seit Jahren Streit bezüglich der Kurtaxenpauschalen.
Foto: Getty Images
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Andere Destinationen im Kanton, der bezüglich Zweitwohnungsanteil schweizweit einen Spitzenplatz belegt, lernten aus dem Fall Leukerbad nichts. Erst im vergangenen Jahr jubelten die Zweitwohnungsbesitzer in der Aletsch Arena um den verantwortlichen IG-Präsidenten Peter Koch (73). Auch für die sechs Gemeinden der Aletsch Arena hatte das Bundesgericht festgehalten, dass die angesetzte Zahl der Übernachtungen nicht nachvollziehbar sei.

Auch Gemeinden wie Ayent, Goms und Obergoms, um nur ein paar Beispiele zu nennen, mussten ihre Reglemente anpassen. Immer war es die gleiche Argumentation: Den Pauschalen lagen zu viele Übernachtungen pro Jahr zugrunde.

Zerrüttetes Verhältnis

Vordergründig ging und geht es bei allen Streiten über die neuen Reglemente um Geld. Die Zweitwohnungsbesitzer sehen sich finanziell ausgenutzt. Die Tourismusorganisationen hingegen fürchten um ihre Einnahmen. Das neue Reglement hätte beispielsweise der Aletsch Arena eine Million Franken pro Jahr mehr von den Zweitwohnungsbesitzern in die Kassen gespült.

Unter der Oberfläche geht es aber auch um Wertschätzung gegenüber den Zweitwohnungsbesitzern. So sprach Peter Koch von einer «Trickserei, die auf Kosten der Zweitwohnungsbesitzer durchgeführt wird». 

Und auch Albert Ulrich (73) vom Zweitwohnungsverein Anzère R2 in Ayent sagt: «Wir Zweitwohnungsbesitzer sollen lediglich als Goldesel herhalten, unsere Mitarbeit und Meinung will die Gemeinde nicht.»

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