Nach Unfall am Monte Rosa erklärt Chef von Air Zermatt
«Piloten müssen nach einem Crash direkt wieder fliegen»

Nach der Beinahe-Katastrophe eines Helikopters der Air Zermatt am Monte Rosa ist das Wrack bereits geborgen. Für die Besatzung beginnt nun aber die seelische Aufarbeitung des Unfalls. Der oberste Chef der Air Zermatt erklärt, wie diese abläuft.
Publiziert: 05.07.2023 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 19:57 Uhr
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Martin MeulReporter News

Schrecksekunden für die Besatzung eines Helikopters der Air Zermatt am Dienstag kurz vor 8 Uhr. Beim Anflug eines Landeplatzes in der Region des Colle Gnifetti sackt die Maschine plötzlich ab und kollidiert mit dem schneebedeckten Gelände. Durch den Aufprall kippt der Helikopter auf die rechte Seite. Die Maschine erleidet Totalschaden.

Die Absturzstelle liegt nahe der Capanna Margherita, der höchstgelegenen Hütte der Alpen.

Das grosse Glück dabei: Bei dem Unfall auf rund 4500 Meter über Meer verletzt sich niemand. An Bord befinden sich der Pilot, der Flughelfer und drei Wissenschaftler der Universität Fribourg. Sie kommen mit dem Schrecken davon. «Es geht allen gut», sagt Philipp Perren (64), Verwaltungsratspräsident der Air Zermatt zu Blick am Mittwoch.

Wrack geborgen

Schlecht steht es jedoch um den Helikopter selbst: Das «Écureuil», das Eichhörnchen, ist ein Fall für den Schrottplatz. Perren beziffert den Sachschaden auf rund drei Millionen Franken. «Dinge kann man aber ersetzen. Viel wichtiger ist, dass alle körperlich wohlauf sind», sagt er.

Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident der Air Zermatt, bestätigt, dass der Unfallpilot weiterhin fliegen darf.
Foto: Zvg
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Bereits am Mittwochmorgen um 7 Uhr wird unterdessen das Wrack vom Berg geflogen. Dafür kommt ein Spezialhelikopter vom Typ Kaman K-Max K-1200 zum Einsatz, ein einsitziger Transporthelikopter, ausgelegt für grosse Lasten. «Zum Glück war der Heli gerade in der Nähe, sonst hätten wir das Wrack auseinandernehmen müssen, um es abtransportieren zu können», sagt Perren. Im Tal wurde es dann von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust und der Bundesanwaltschaft (BA) unter die Lupe genommen. «Inzwischen wurde das Wrack aber bereits zu Entsorgung freigegeben.»

Schäden an der Umwelt seien durch den Absturz keine entstanden. «Der speziell verstärkte Tank hat gehalten, es ist kein Treibstoff ausgelaufen», versichert Perren.

Direkt wieder fliegen

Während die Spuren am Berg schon beseitigt sind, beginnt die seelische Aufarbeitung des Unfalls für die Besatzung des Helikopters erst. «Man weiss nie, wie jemand auf ein solches Unglück reagiert», erklärt der Verwaltungsratspräsident.

Die Crew der Air Zermatt werde entsprechend betreut. Ausruhen ist allerdings nicht. «Piloten müssen nach einem Crash direkt wieder fliegen, am besten noch am gleichen Tag, spätestens am nächsten.» Das soll verhindern, dass sich Flugangst einstellt. «Denn kommt ein Pilot über ein solches Ereignis nicht hinweg, muss er sich einen neuen Job suchen», sagt Perren und dementiert damit Gerüchte, wonach der betroffene Pilot mit einem Flugverbot belegt worden sei.

Untersuchung läuft

Konsequenzen könnte die Sache für den Piloten aber dennoch haben. Sollte die Untersuchung der Sust und der BA ergeben, dass der Pilot fahrlässig gehandelt hat, so droht ihm im schlimmsten Fall eine Geldstrafe von bis zu einem halben Jahreslohn. Die Sust will sich auf Blick-Anfrage nicht detailliert zur Untersuchung äussern.

Bei der Air Zermatt geht man unterdessen davon aus, dass ein Luftwirbel, ein sogenannter Vortex, den Absturz verursacht hat. «Landungen im Gebirge sind schwierig, da gibt es keine technischen Hilfen wie an einem Flugplatz», sagt Philipp Perren.

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