Wetterphänomen lässt Leserreporter staunen
Was steckt hinter dem Wolkenring über Sennwald SG?

Kleine Quellwolken, blasser Sonnenschein und plötzlich ist da ein blauer Ring: Am Dienstag fing ein Leserreporter mit seiner Kamera ein seltenes Wetterphänomen ein. Über Sennwald SG bildete sich eine sogenannte «Hole-punch cloud». Was dahinter steckt.
Publiziert: 04.09.2024 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2024 um 13:33 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Leserreporter entdeckt seltenes Wolkenphänomen über Sennwald SG
  • Phänomen könnte durch Eiskristalle und unterkühlte Wassertröpfchen entstehen
  • Fehlende Fallstreifen deuten auf älteres Exemplar hin
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Es ist eine spektakuläre Aufnahme: ein dünner, blauer Ring inmitten einer Wolkendecke. Über Sennwald SG knipste Leserreporter Marco Meier* am Dienstag den Schnappschuss. «So etwas sieht man nicht alle Tage», sagt der Leserreporter zu Blick. «Ich habe das Phänomen zufällig entdeckt und musste gleich ein Foto machen.» 

Laut dem Bundesamt für Meteorologie und dem privaten Wetterdienst Meteo News könnte es sich beim Phänomen um eine sogenannte «Hole-punch cloud» (deutsch: Loch in Wolke geschlagen) handeln. «Hole-punch clouds» werden im Wolkenatlas als «rundes oder längliches Loch in einer dünnen Wolkenschicht» beschrieben.

Eiskristalle bohren sich Weg durch Wolkenschicht

Verantwortlich für das Phänomen sind primär Eiskristalle. In der Wolke befinden sich viele unterkühlte Wassertröpfchen. Das heisst: Die Temperatur der einzelnen Tröpfchen liegt unter null Grad, das Wasser ist aber trotzdem noch flüssig. Geraten nun Eiskristalle in diese Wolkenschicht, gefrieren die Wassertröpfchen an ihnen. In der Folge bilden sich immer schwerere Eiskristalle, bis sie zu schwer werden und durch die Wolkendecke hindurch brechen: Ein Loch entsteht.

Dieses Phänomen traf ein Blick-Leser über Sennwald SG an.
Foto: Leserreporter
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Doch warum bilden sich überhaupt Eiskristalle? Grund können Flugzeuge sein. Diese hinterlassen kurzzeitig eine kleinräumige Region mit tieferem Druck in der Luft. Sinkt der Druck, sinkt auch die Temperatur und es kommt zur Bildung von Eiskristallen.

Bereits ein älteres Exemplar?

Es braucht jedoch nicht immer Flugzeuge, damit eine «Hole-punch cloud» entsteht. Die Wolkenformation kann sich auch bilden, wenn sich gefrorene Wassertröpfchen aus grösserer Höhe den Weg durch die darunterliegenden Wolkenschichten bahnen. Übrigens: Die herunterfallenden Eiskristalle sorgen am Boden nicht für Regen, denn sie verdunsten auf dem Weg nach unten. Stattdessen gibt es häufig Sonnenschein und ein schönes Wolkenspektakel am Himmel. 

Da bei der Sichtung von Blick-Leser Marco Meier die für das Phänomen typischen Wolkenstreifen (sogenannte Fallstreifen) in der Mitte des Loches fehlen, dürfte es sich laut dem Bundesamt für Meteorologie bereits um ein älteres Exemplar handeln. Aufgrund der Abweichungen lässt sich zwar nicht 100 Prozent verifizieren, ob es sich beim Foto tatsächlich um eine «Hole-punch cloud» handelt. Das Erscheinungsbild liefert jedoch einige klare Hinweise auf die spezielle Wolkenformation.

* Name geändert 


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