Wieder Ärger am Blausee
Besitzer und Kanton zoffen wegen Fischkot

Die Berner Behörden werfen der Blausee-Forellenzucht die Verschmutzung eines Bächleins vor und drohen mit Entzug der Wasserkonzession. Die Eigentümer widersprechen.
Publiziert: 20.11.2021 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2021 um 09:43 Uhr
Reza Rafi

Dieses Gewässer kommt nicht zur Ruhe. Die Blausee-Besitzer und die Deponie-Betreiberfirma Vigier lieferten sich diese Woche einen Schlagabtausch darüber, wer schuld an den toten Fischen sei. Ein Strafverfahren läuft.

Jetzt wird die Berner Oberländer Saga um eine Posse reicher: Die drei Eigentümer – Swiss-Economic-Forum-Initiant Stefan Linder, Globetrotter-Patron André Lüthi und Blackrock-Vize Philipp Hildebrand – zanken sich noch mit einem weiteren Lieblingsgegner: SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus.

«Nach Schwefelwasserstoff riechender Schlamm»

Stein des Anstosses ist ein Rinnsal namens Fürtbach. Dorthin leitet die Forellenzucht des illustren Trios ihr Wasser ab. Nun wirft das Neuhaus unterstellte Amt für Wasser und Abfall (AWA) der Firma Umweltverschmutzung vor. Das geht aus einer Verfügung vom 28. Oktober hervor, die SonntagsBlick vorliegt.

Die Blausee-Besitzer Philipp Hildebrand, André Lüthi und Stefan Linder (v.l.) wehren sich gegen die Vorwürfe.
Foto: Blick
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Demnach war es im Bächlein in den vergangenen Jahren bereits mehrfach zu Verunreinigungen gekommen. Worauf man sich jeweils darauf geeinigt hatte, dass die Blausee AG den Wasserlauf säubert und Ablagerungen fortan vermeidet.

Doch sind die Beamten im Frühling im Rahmen eines Revitalisierungsprojekts erneut auf Dreck gestossen, wie sie ausführen. Man habe «weitere Stellen mit 30–40 cm tiefem, schwarzem, nach Schwefelwasserstoff riechendem Schlamm» vorgefunden.

Eigentlicher Anlass für die knapp 30-seitige Verfügung ist die Erneuerung der Wasserkonzession, die 2019 auslief. 2021 haben Linder und Co. eine Erneuerung beantragt. Doch zeigen sich die Beamten skeptisch, ob die Gesuchsteller die dafür geforderten Qualitätsanforderungen einhalten werden: «Zweifelhaft» sei das, die Belastung mit organischem Kohlenstoff, Ammonium und Phosphor sei «deutlich zu hoch». Laboranalysen hätten die Schlammablagerungen als «Fischausscheidungsprodukte und mögliche Futterreste» identifiziert. Bachabwärts habe man DNA von Regenbogenforellen gefunden.

Man halte die Grenzwerte ein, sagt die Blausee AG

Per Verfügung wird die Blausee AG dazu verdonnert, den Bach auf eigene Kosten zu säubern und künftige Verschmutzungen zu vermeiden. Bereits wird mit der Staatsmacht gedroht: Eine allfällige Zwangsvollstreckung werde man «nötigenfalls unter Beizug der Kantonspolizei» durchführen.

Was sagen die Angeschossenen zur Attacke aus dem Departement Neuhaus? Auf Anfrage geben sie sich entspannt. Und betonen, dass man die Grenzwerte einhält, die beim Bau der Anlage in den Bewilligungen definiert wurden. Aktuell analysiere man mit Fachspezialisten und vom AWA akzeptierten externen Experten, wie neue Einleitungswerte von Ausscheidungen der Bioforellen eingehalten werden können. Man werde erst diese Resultate abwarten und zu gegebener Zeit gegenüber dem Amt Stellung nehmen.

Die Blausee AG betreibt die Forellenzucht seit 127 Jahren und hat seit 2001 ein Zertifikat von Bio Suisse. Die Fischzuchtanlage Fürt wurde in den 70er-Jahren gebaut und 2001 um ein Strömungsbecken erweitert.

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