Die Idylle trügt
Nirgends ist die Luft so schlecht wie in Muotathal

In der 3500-Seelen-Gemeinde ist die Belastung der Luft mit krebserregenden Stoffen fast fünf Mal höher als in Zürich. Auch weil viele Bewohner ihren Abfall im Haus verfeuern. Der Gemeinderat droht jetzt mit Bussen.
Publiziert: 02.01.2015 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:18 Uhr
Sieht eigentlich schön aus: Blick auf Muotathal SZ.
Foto: Stefano Schroeter/SoBli

Muothal – das ist die Heimat der weltbekannten Wetterschmöcker und ein Hort urchigen Brauchtums. Man denkt an idyllische Landschaften und frische Bergluft. Doch die Realität sieht anders aus – zumindest, was den letzten Punkt betrifft.

Im neuesten Infoblatt der 3500-Seelen-Gemeinde hält die Umweltschutzkommission unmissverständlich fest: «Die Luftqualität ist in den Wintermonaten während der Heizperioden sehr schlecht».

Feinstaubbelastung wie in Zürich

Messungen, die jeweil von Janaur bis März durchgeführt werden, haben demnach ergeben, dass sich die Feinstaubkonzentration in Muotathal auf ähnlichem Niveau bewegt wie im verkehrsreichen Ballungsraum Zürich.

Besonders erschreckend: Die Belastung der Luft mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), einer giftigen, krebserregenden Substanz, ist in Muothatal fast fünf Mal höher als in der grössten Schweizer Stadt.

Aufgrund dieser bedenklichen Werte, so heisst es im Infoblatt weiter, drohe der Bevölkerung gar eine «langfristige Gesundheitsgefährdung».

Problem ist bekannt

In der Gemeinde ist das eigentlich bekannt. Schon vor gut drei Jahren, schreibt der «Bote der Urschweiz», seien die Einwohner darüber informiert worden, dass die Luftqualität in Muotathal mit jener stark belasteter Städte vergleichbar sei.

Der Gemeinderat bat damals darum, den Schadstoffausstoss beim Betrieb von Heizungen zu reduzieren. Genützt hat es nicht.

Noch immer werden die vielen Kleinheizungen in der Region offenbar inneffizient oder falsch bedient. Auch haben die Topografie (Tal- und Kessellage) sowie die Wetterverhältnisse (wenig Wind) einen starken Einfluss auf die Luftbelastung.

«Kä Güsel verbrännä»

Das Problem wird allerdings durch die Tatsache verschärft, dass es immer noch einige Unverbesserliche gibt, welche sogar ihren Abfall verfeuern. «Kä Güsel verbrännä», fordert die Gemeinde deshalb im Rundschreiben – sondern «nur trockenes, naturbelassenes Holz».

Noch setzt man in Muotathal vorwiegend auf Appelle und Information. Allerdings bittet die Umweltschutzkommission die Bevölkerung auch, «Vorkomnisse» zu melden – sprich: Umweltsünder zu verpfeifen.

Und Gemeindepäsident Franz Föhn sagte dem «Boten», dass auch «Umweltbussen irgendwann ein Thema» werden. Schliesslich habe jeder Bürger Anrecht auf gesunde Luft. (bau)

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