Rundherum ist alles offen
Entlebucher Skigebiete ärgern sich über Schliessung

Der Kanton Luzern greift im Kampf gegen Corona hart durch. Er war der erste, der mit dem Impfen begann. Und er ist auch der einzige in der Innerschweiz, der die Skigebiete im Lockdown hält. Das ärgert vor allem die Entlebucher.
Publiziert: 03.01.2021 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2021 um 16:57 Uhr
Guido Felder

In Uri, in Schwyz, in Ob- und Nidwalden: In all diesen Innerschweizer Kantonen sowie auch in andern Regionen in der Schweiz laufen die Skilifte wieder. Nur in Luzern müssen sie weiterhin stehenbleiben. Zu hoch sind gemäss Regierungsrat die Corona-Fallzahlen.

Das ärgert die beiden grössten Luzerner Skigebiete. Vergangene Woche beschwerte sich Theo Schnider, Präsident der Bergbahnen Sörenberg, im BLICK: «Die Luzerner Regierung zeigt sich mutlos und öffnet die Skigebiete im Kanton Luzern erst am 8. Januar.»

«Unmut im Entlebuch riesig»

Nun doppelt auch das Skigebiet Marbachegg, zuhinterst im idyllischen Entlebuch gelegen, nach. Martin Knüsel, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer der Sportbahnen Marbachegg AG, sagt zu BLICK: «Der Unmut im Entlebuch ist riesig und nicht mehr erklärbar.»

Klein aber fein: Die Marbachegg ist für Skifahrer ein Geheimtipp. Sie ist zurzeit geschlossen.
Foto: marbachegg.ch
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Solange die Zentralschweizer Kantone solidarisch ihre Skigebiete geschlossen hatten, sei ein gewisses Verständnis noch vorhanden gewesen. «Mit der jetzigen Situation weichen die Luzerner Skisportler auf andere Skigebiete aus. Damit können wir das Virus nicht stoppen, das Risiko erhöht sich umso mehr», ärgert sich Knüsel.

Eine bessere Verteilung der Skifahrer auf alle Gebiete belaste die jeweiligen Destinationen weniger, die Schutzkonzepte könnten besser eingehalten werden, und mit weniger Skifahrern auf den Pisten sinke die Unfallgefahr erheblich, sagt Knüsel.

«Massnahmen verschlafen»

Knüsel zielt direkt auf Gesundheitsdirektor Guido Graf (62, CVP), der den Entscheid mit den hohen Fallzahlen und den überlasteten Spitälern begründe. Knüsel: «Das ist gut gemeint, aber es nützt nichts. Die Solidarität unter den Spitälern der Zentralschweiz funktioniert, den wirtschaftlichen Schaden tragen einzig die Luzerner Skigebiete.»

Knüsel wirft Graf vor, den richtigen Moment für die Verschärfung von Massnahmen verschlafen zu haben. «Nun will er zeigen, dass er mit dem Sichtbarmachen von geschlossenen Skigebieten hart durchgreifen kann und muss», meint der Bahn-Chef.

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Es mangle an Solidarität

Allerdings war es gerade der Kanton Luzern, der die ersten Corona-Impfungen in der Schweiz durchgeführt hat. Dieses Tempo lobt Knüsel, vermisst aber gleichzeitig die Solidarität mit den Nachbarkantonen. «Regierungsrat Graf ist vorgeprescht und hat die Kollegen von Ob- und Nidwalden brüskiert. Dass man letztendlich allein gelassen wird, erstaunt wenig.»

Was bleibe, sei eine «riesige Enttäuschung», sagt Knüsel. «Jeden Tag, an dem der Regierungsrat weiter am Grab schaufelt, werden die Skigebiete tiefer eingelocht.»

Regierungsrat Guido Graf will gegenüber BLICK inhaltlich nicht auf die Vorwürfe eingehen. An einer Video-Konferenz am 30. Dezember, an der auch die Skigebiete Sörenberg und Marbachegg vertreten gewesen seien, habe man das weitere gemeinsame Vorgehen festgehalten. Graf zu BLICK: «Wir werden keine Dreiecksgespräche über die Medien führen, sondern direkt mit den Direktbeteiligten kommunizieren.»

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