Wetterschmöcker Martin Horat (73) zweifelt am Klimawandel
«Glaubt mir, bald wird es wieder kälter»

Ameisen, Pilze und Bäume dienen Martin Horat (73) als Vorlagen für seine Wettervorhersage. Doch der Schwyzer ist auch ein wandelndes Lexikon. Er kennt die Wetterdaten bis zurück ins Mittelalter. Auch daraus zieht er Schlüsse.
Publiziert: 23.09.2017 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:43 Uhr
Anian Heierli

Wetterschmöcker Martin Horat (73) sitzt am Stammtisch, zieht an seiner Pfeife und sagt: «Die globale Erwärmung hat ihren Höhepunkt erreicht. Glaubt mir, bald wird es kälter.» Er stellt jedoch klar: «Die Umweltverschmutzung ist ein Problem, doch sie ist nicht schuld am Klimawandel.»

Mit seiner Prognose eckt der Schwyzer an. Gerade jetzt, wo die Natur verrückt spielt. In der Karibik wüten gigantische Hurrikans, Italien kämpft mit den Folgen des Hitzesommers und bei uns bröckeln die Berge. Der Muotathaler Wetterschmöcker betont: «Solche Naturkatastrophen gab es schon immer. Wir erinnern uns nur nicht daran!»

Verweis auf das Mittelalter

Horat kennt das Klima der letzten 500 Jahre. Die Männer seiner Familie gaben das Wissen von Generation zu Generation weiter: «Die Zeit zwischen 1530 und 1564 war heisser als heute. Im Sommer regnete es kaum. Die Brunnen blieben im Winter eisfrei.» Und: «Trotzdem wurde es wieder kälter.» Solche Geschichten kennt er zuhauf – besonders von seinem Grossonkel und Namensvetter Martin Horat (†87), der 1964 verstarb.

Wetterschmöcker Martin Horat (73) liest in der Natur das Wetter von morgen.
Foto: THOMAS MEIER
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Horat überlegt: «Der Winter 1805/1806 war extrem mild, die Walderdbeeren wuchsen im Dezember bis hinauf zur Baumgrenze. Am 2. September 1806 kam es dann in Goldau SZ zum massiven Bergsturz.» Er fügt an: «Um 1806 hatte man in der Innerschweiz fast dasselbe Wetter, das aktuell der Katastrophe in Bondo GR vorausgegangen ist!»

So gut wie Meteo Schweiz

Horat seufzt: «Die Studierten von heute sollten das Klima von gestern lernen. Dann könnten wir Geld sparen.» Er ist sich sicher: «Meine Prognosen sind so gut wie die von SRF-Mann Thomas Bucheli. Nur brauche ich keine teuren Satelliten!»

Der Wetterschmöcker generiert seine Prognosen aus ein paar Insekten, Bäumen, Pilzen und viel Bauernschläue: «Wenn sich die Waldameisen in ihren Haufen zurückziehen, wird es kalt oder es kommt Regen.» Stimmen die Prognosen seiner Sechsbeiner, bringt Horat ihnen ein Rindsfilet zur Belohnung. Er schmunzelt: «Mehr Tricks verrate ich nicht. Berufsgeheimnis!»

Behutsam begutachtet er auch den Waldboden: «Ein frischer Pilz und kein Schneckenfrass.» Heisst für ihn: «Die kommende Woche wird sonnig.» Seine Herbstprognose fällt dagegen durchmischt aus: «Im Oktober gibt es immer wieder warme Tage, aber auch viel Niederschlag.» 

Nachfolger gesucht

In der Natur ist Horat in seinem Element. Schnell wird klar: Er lebt fürs Wetter. Nur schade, dass er noch keinen Nachfolger gefunden hat. «Es eignet sich jeder intelligente Mann zum Wetterschmöcker», sagt er. «Einzig Frauen fehlt der Instinkt dazu.» Dafür hätten sie andere Talente, sagt er lachend und blickt kritisch gen Himmel. 

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