«Er hat die Autotür aufgemacht und auf mich eingeschlagen»
3:23
Bei der Mautstelle angegriffen:«Er hat die Autotür aufgemacht und auf mich eingeschlagen»

Zürcher verprügelt Zürcher brutal auf Italo-Autobahn
«Meine Freundin schrie nur noch panisch»

Kurz vor der Schweizer Grenze kommts zu einer hitzigen Situation auf der italienischen Autobahn. Dabei wird Emilio Prata (58) aus Effretikon ZH Opfer einer üblen Attacke.
Publiziert: 07.06.2019 um 15:46 Uhr
|
Aktualisiert: 07.06.2019 um 22:26 Uhr
Auf der Autobahn bei Como kam es letzten Samstag zu einer Attacke. Es geschah bei der letzten Mautstelle vor der Grenze in die Schweiz.
Foto: zvg
1/8
Nicolas Lurati

Die Nerven können nach einer langen Fahrt auf der italienischen Autobahn blank liegen. Erst recht an einem Auffahrtswochenende. Emilio Prata (58) aus Effretikon ZH musste dies letzten Samstag vor dem Grenzübergang in Chiasso TI am eigenen Leibe erfahren. Prata war mit seiner Partnerin auf der Rückfahrt vom Familien-Besuch in Italien. Er geriet in eine Schlägerei – und das mitten auf der Autobahn mit einem anderen Zürcher.

Pratas Bilanz: Prügel kassiert, Handy geklaut!

Was ist passiert? Kurz nach 10 Uhr morgens fährt das Zürcher Paar auf die letzte Autobahn-Zahlstelle vor der Grenze, jene in Como-Grandate. Im Rückspiegel sieht Prata, wie ein weisser SUV mit Zürcher Kontrollschild auf ihn zurast. Der 4x4 rückt Emilio Prata auf die Pelle.

«Es herrschte sehr viel Verkehr, und ich wollte und konnte so kurz vor der Zahlstelle nicht die Spur wechseln, um Platz zu machen» sagt der 58-Jährige. «Das muss diesen Mann im weissen SUV dermassen wütend gemacht haben, dass er uns kurz vor der Zahlstelle rechts überholte, auf gleiche Höhe fuhr und wild gestikulierend mit den Fäusten drohte. Er zeigte uns auch den Mittelfinger.»

«Er schlug wie ein Verrückter an die Scheibe»

Bei der Mautstelle angekommen, schneidet der SUV-Rowdy Pratas schwarzem Renault den Weg ab. «Er wollte uns daran hindern, in die Bezahlnische zu fahren. Er tat dies zweimal. Endlich schaffte ich es, in eine Nische zu kommen, um die Maut bezahlen», so der Italo-Zürcher.

Prata denkt, der Spuk sei vorbei. Nichts da. «Ich sah wie der SUV-Fahrer auf unser Auto zurannte. Auf Höhe der Fahrerseite schlug er wie ein Verrückter an die Scheibe und immer wieder in die Autotür.»

«Meine Freundin schrie nur noch panisch»

Prata will aus seinem Auto aussteigen, um mit dem Mann zu reden. Es kommt erst gar nicht dazu: «Er schlug mich mit beiden Fäusten ins Gesicht, als ich noch im Auto sass. Und er trat auf mich ein. Die Tür war geöffnet. Meine Freundin schrie nur noch panisch.» Prata ist für einige Sekunden benommen. Als er wieder zu sich kommt, zückt er sein Handy und steigt aus dem Auto aus. «Ich wollte das Auto des Angreifers und sein Nummernschild fotografieren.»

Der SUV-Schläger bemerkt dies und rennt zurück. Er geht erneut auf Prata los. «Er attackierte mich und entriss mir mein Handy. Wohl, um Beweismaterial zu vernichten.» Danach steigt der Angreifer in sein Fahrzeug und haut ab.

Erinnerungen an den Vater auf dem Handy

Auch Tage nach dem Autobahn-Albtraum ist Prata schockiert. «Mir ist wirklich nicht bewusst, was ich in der Situation falsch gemacht habe. Der SUV-Typ machte auf mich den Eindruck, als stünde er unter Drogen. So viel Aggression habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt.» Prata erleidet durch die Attacke Schürfungen und Kieferprellungen. «Alles tut mir weh.»

Schwerer als die Prügel wiegt für Prata der Verlust seines Handys. «Vor kurzem starb mein Vater. Ich hatte unzählige Erinnerungen an ihn auf meinem Telefon.»

Prata hat sowohl in Italien wie auch in der Schweiz Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Doch er hat kaum Hoffnung: «Man sagte mir, es sei fast unmöglich, den Täter zu finden. Die Autobahnverwaltung teilte mir mit, dass sie ein amtliches Gesuch brauchen würden, um die Kameras der Mautstation zu überprüfen. Die italienischen Behörden sind langsam und haben kein Interesse daran, meinen Fall zu lösen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?