Aufschrei in der Stadt Zürich
Linke und Grüne wollen Schrebergärten abschaffen

Der Traum vom Schrebergarten könnte für einige Zürcher bald platzen. Geht es nach der SP und den Grünen, dann könnte es in Zürich künftig weniger Gärten geben. Dafür soll wiederum mehr Raum für die Öffentlichkeit entstehen.
Publiziert: 06.10.2023 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2023 um 13:39 Uhr
Wird Zürcher Schrebergärten bald der Kampf angesagt?
Foto: Keystone
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Schrebergärten sind heiss begehrt – insbesondere in Zürich. Dort gibt es aktuell rund 5500 Gartenparzellen, welche von 13 Familiengarten-Ortsvereinen verpachtet werden und der Stadt gehören. Wer einen Platz ergattern will, braucht Geduld. Bei manchen Vereinen warten Hunderte von Bewerbern teils jahrelang auf den Traum vom eigenen Garten. 

Künftig könnte es noch schwieriger werden, an einen Zürcher Schrebergarten zu gelangen, schreibt der «Tagesanzeiger». Wenn es nach Severin Meier von der SP und Roland Hohmann von den Grünen geht, dann sollen die Gärten in Zukunft der Öffentlichkeit weichen. Aus den Gärten, die momentan nur für Einzelpersonen zugänglich sind, sollen gemeinschaftliche Plätze zum Grillieren und Gärtnern entstehen. Das forderten die Politiker in einem Postulat an der Parlamentssitzung vom Mittwochabend. 

Mehr «Orte der Begegnung und des Austauschs»

Darin heisst es weiter, dass mehr Raum für Gemeinschaftsprojekte und Spielplätze geschaffen werden soll. Die Umnutzung solle dazu dienen, «den heutigen, veränderten Bedürfnissen der Stadtbevölkerung gerecht zu werden.» Da der Raum in Zürich immer knapper wird, gebe es auch immer weniger Raum für vielfältige Nutzungsansprüche.

Meier betont: «Für mich ist die Frage: Soll ein Ort, an dem alle Freude haben könnten, öffentlich zugänglich werden – oder einer einzelnen Familie offenstehen?» Weitergehend argumentiert er, dass die Umnutzung der Gärten mehr «Orte der Begegnung und des Austauschs» schaffen könnte.

Dass sich das Schrebergärtner-Milieu über die Forderung nicht freuen wird, haben die Politiker schon im Voraus geahnt. Daher wollen Meier und Hohmann die Umstrukturierung langsam angehen.

Anstatt Schrebergärten wegzunehmen, die aktuell in Benutzung sind, wolle man frei werdende Gartenparzellen nach und nach für die Öffentlichkeit umstrukturieren. «Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, sondern die Gärten dort neu denken, wo Parzellen frei werden», erklärte Meier.

«Warum muss man gerade bei uns Platz schaffen?»

Trudi Kohler, Präsidentin des örtlichen Familiengartenvereins in Zürich Affoltern, ist unzufrieden mit dem Vorschlag. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» fragt sie sich: «Warum muss man gerade bei uns Platz schaffen?» Für die Hobbygärtnerin machen Gemeinschaftsgärten keinen Sinn: «Sie führen zu einem Durcheinander und zu Streit.» Weitergehend argumentiert Kohler, dass die Schrebergärtner-Community zur mehr Biodiversität beitragen würde. Man lege nämlich viel Wert auf die Pflege der Gärten: «Spielplätze und Grillstellen sind auch wichtig, aber wir wollen etwas tun und nicht nur chillen», sagt sie zur Zeitung. 

Der Stadtrat wird den Vorstoss vermutlich innerhalb der nächsten 12 Monate debattieren. Sollten sich weitere Befürworter anschliessen, etwa die AL-Fraktion oder die Grünliberalen, dann könnte es eine Parlamentsmehrheit geben. In diesem Fall hätte der Stadtrat zwei Jahre Zeit, um das Postulat zu beantworten. (mrs)

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