«Eisenjugend»-Mitglied hat Areal-Verbot an Hochschule
Aussprache mit Neonazi-Kunststudent (19) unter Polizeischutz

Die «Eisenjugend Schweiz» eifert amerikanischen Neonazis nach. Bereits mehrmals führte die Polizei bei der Organisation Durchsuchungen durch. Jetzt hat ihr Anführer und Kunststudent Arealverbot an der Zürcher Kunsthochschule erhalten.
Publiziert: 19.09.2020 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2021 um 13:29 Uhr

Ein Winterthurer (19), der unter dem Pseudonym Eszil auftritt, fantasiert im Internet über einen Rassenkrieg. Das Motto seiner «Eisenjugend»: «Schweizer zu sein, heisst, weiss zu sein.» Zu Hause hat der Neonazi zahlreiche Waffen – diese wurden mittlerweile sichergestellt. Nur ein Teil war legal registriert. Ein Verfahren läuft.

Zwei Tage später bekommt Eszil wieder Besuch von der Polizei, als er mit Gleichgesinnten in den Schwyzer Bergen ist, berichtet der «Tages-Anzeiger». Die Polizei kontrolliert ohne Durchsuchungsbefehl die Wanderhütte und die davor parkierten Autos. Der Grund: «dringender Verdacht auf sicherzustellende Gegenstände». Die Szenen dokumentiert ein Ostdeutscher Neonazi und veröffentlicht die Bilder auf Twitter.

Schweizer und deutsche Neonazis in den Schwyzer Bergen.
Foto: Screenshot
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Polizei findet nichts Illegales

Die Beamten finden aber nur Boxhandschuhe und einige Patronen – nichts Rechtswidriges. Deshalb wird auf eine Anzeige verzichtet. Laut dem «Tages-Anzeiger» organisierte Eszil die «Wanderwoche» der Neonazis. Fotos zeigen die Männer beim Schwimmen im Griesslisee im Kanton Uri. Dass die Zusammenkunft aber mehr als nur ein Ausflug war, zeigen die Verbindungen mit der Nationalistischen Jugend Schweiz (NJS) oder mit dem in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerk «Blood & Honour».

Was bei einem Neonazi eher verwundert, ist der Umstand, dass Eszil an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) studiert. Nach der Veröffentlichung der Recherchen regte sich an der Hochschule jedoch Widerstand. Mitstudenten forderten den Rauswurf des Neonazi-Kommilitonen. Zu Studienbeginn diese Woche wurde auch eine antifaschistische Demo an der ZHDK durchgeführt.

Eszil darf keine Veranstaltungen mehr besuchen

Die ZHDK hat nach den Razzien reagiert: Man habe mit Eszil ein Gespräch geführt, berichtet eine anonyme Quelle der Zeitung. Allerdings unter Polizeipräsenz – aus Angst vor einer Gewalttat oder gar einem Amoklauf.

Auf Anfrage gibt sich die ZHDK bedeckter. Die Schule habe disziplinarische Massnahmen eingeleitet, die auch zum Ausschluss vom Studium an der ZHDK führen könnten. Zudem dürfe Eszil das Schulareal nicht mehr betreten und keine Lehrveranstaltungen mehr besuchen. (szm)

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