Miguel H. klaute zwei Millionen Franken
36 Monate Knast für Ex-Altersheim-Chef – 6 davon unbedingt

Ein Zürcher war Altersheim-Chef in Wädenswil und arbeitete im Nebenamt bei einer Ausgleichskasse. Er zweigte über zwei Millionen ab, um das Leben seiner Partner zu finanzieren, Sauna-Clubs zu besuchen und edle Weine zu schlürfen. Nun muss er ins Gefängnis.
Publiziert: 16.08.2023 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2023 um 16:13 Uhr

Ein Altersheim-Chef führte ein Luxusleben. Doch sein Lohn reichte dafür nicht aus. Also scheffelte er zusätzlich Geld, das ihm nicht zustand, um seinem ausschweifenden Lebenswandel frönen zu können. Dazu gehörte auch, das Leben seiner männlichen Partner zu finanzieren. Am Mittwoch stand der 60-Jährige vor Gericht – und wurde wie erwartet verurteilt.

Beim Verurteilten handelt es sich um Miguel H.* Er war 24 Jahre Boss des Wädenswiler Altersheims Frohmatt. Daneben hatte der Zürcher, der in einer eingetragenen Partnerschaft mit einem anderen Mann lebte, über zwei Jahrzehnte Führungspositionen in einer Familienausgleichskasse inne. Von dieser Kasse sowie von der Stadt Wädenswil soll er über zwei Millionen abgezweigt haben.

Abgekürztes Verfahren

Die Verhandlung vom Mittwoch fand im abgekürzten Verfahren statt, der Beschuldigte ist vollumfänglich geständig. H. muss, wie von der Zürcher Staatsanwaltschaft beantragt, 36 Monate ins Gefängnis. Sechs davon muss der ehemalige Altersheim-Chef im Knast absitzen. Die beschuldigte Partei hat diesem Vorschlag zugestimmt, das Gericht folgte deswegen dem Antrag.

Dieser Mann steht am Mittwoch vor Gericht.
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H. wurde unter anderem wegen mehrfacher Urkundenfälschung und der mehrfachen ungetreuen Geschäftsbesorgung verurteilt.

Der Angeklagte arbeitet heute als Nachtportier. Dazu betreibt er einen Wäscheservice mit einer Kollegin. Sein neuer Arbeitgeber weiss nichts von der Vergangenheit von Miguel H. Deswegen wird er die 6 Monate Gefängnis wohl in Halbgefangenschaft verbringen können.

Neben den 2,2 Millionen Franken, die er der Ausgleichskasse und dem Altersheim schuldet, hat er auch noch Kredit- und Steuerschulden in der Höhe von insgesamt einer Million Franken. Aktuell zahlt er 500 Franken pro Monat an die Ausgleichskasse zurück. Die Rückzahlraten für das Altersheim wurden noch nicht bestimmt.

Leckereien aus dem Globus

2011 habe sich H. etwa mittels Bargeldbezügen sowie Konto-Transaktionen am Vermögen der Familienausgleichskasse um über eine halbe Million Franken bereichert, heisst es in der Anklageschrift. Damit finanzierte er sich ein Protz-Leben: Besuche in Sauna-Clubs, Unterhalt seiner Lebenspartner, Barcelona-Trip, Konsum sexueller Dienstleistungen, edle Weine, Delikatessen aus dem Globusmarkt und Luxus-Klamotten.

Andere Eskapaden, die die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft, liegen weniger weit zurück: Im Jahr 2020 habe er sich selbst dank etlicher Transaktionen über 180'000 Franken der Ausgleichskasse zugespielt, die ihm nicht zustanden. Das Geld verprasste er für denselben Zweck: Sauna-Clubs, Lebenspartner bei Laune halten, teure Weine, schicke Fummel.

Einen kleinen Teil der abgezweigten Kohle habe H. zurückbezahlt – mehrmals leistete er Rückzahlungen. Sie deckten aber längst nicht die zu Unrecht bezogenen Gelder. Es blieb ein Schaden über 1,98 Millionen Franken bestehen, heisst es in der Anklage.

* Name geändert

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