Er stahl Schild, Kanton strich ihm 24'000 Fr
Künstler schwänzt eigene Vernissage

Eklat an der Vernissage: Weil der Kanton Zürich ihm nach seiner Kunstaktion an der Dunantspitze die Prämie in Höhe von 24'000 Franken gestrichen hatte, ist Roland Roos (42) gestern Abend nicht zu seiner eigenen Werkschau aufgetaucht.
Publiziert: 20.09.2018 um 07:31 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2018 um 20:45 Uhr
Die Preisübergabe in der Zürcher EWZ-Halle am Mittwochabend.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
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Daniel Riedel

Sein Tafeltausch war das Gesprächsthema des Abends. Und alle waren gekommen, um das Werk zu sehen – ausser der Künstler selbst. Nach seiner freimütigen Umbenennung der Dunantspitze zurück in Ostspitze (BLICK berichtete) liess sich Roland Roos (44) auf der Werkschau im Museum Haus Konstruktiv gestern nicht blicken. Wohl aus gutem Grund, denn die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr (55, SP) hatte nach Bekanntwerden des Tafeltausches veranlasst, dass dem Künstler wegen der Aktion die 24'000-Franken-Prämie vom Kanton vorerst nicht ausbezahlt wird.

Prämie erst mal eingefroren

Denn: Mit dem Abmontieren der Dunant-Gedenktafel hat der Zürcher rein juristisch eine Straftat begangen. Die Regierungsrätin (zuständig auch für Kultur) sagt BLICK zu ihren Beweggründen: «Ich bin ja auch Justizministerin und kann kraft meines Amtes keinen Gesetzesbruch belohnen. Daher habe ich entschieden, die angedachte Prämierung des Beitrages vorerst zu sistieren.» So wurden an der Vernissage gestern Abend nur elf statt zwölf Zürcher Künstler für ihre neuesten Arbeiten belohnt.

Im Hintergrund liefen die Drähte schon vor der Verleihung heiss. Regierungsrätin Fehr hatte erst kurz vor der Auszeichnung vom pikanten Tafelklau erfahren. In einigen Telefonaten wurde mit der Amtskollegin im Wallis vereinbart, dass die Aktion nicht honoriert wird. Aber: Die geklaute Tafel bleibt bis auf weiteres Teil der Ausstellung.

Enttäuschung bei Verantwortlichen

«Ich finde die Aktion des Künstlers richtig und gut», sagte ein Besucher gestern Abend zu BLICK. Seine Begleitung fügt hinzu: «Ich finde es jetzt auch ein bisschen kindisch, dass ihm wegen dieser Aktion die Prämie eingefroren wurde.»

Bei den Verantwortlichen herrscht neben Sympathie für die Mission des Künstlers auch grosser Frust über seinen Ausstellungsboykott. Lisa Fuchs, stellvertretende Leiterin Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, sagt: «Wir sind schon verwundert und enttäuscht, dass Roland hier heute nicht auftaucht. Es passt gar nicht zu ihm.»

Künstler hatte keine Lust auf Show

BLICK erreichte den umstrittenen Künstler gestern Abend dennoch. Warum fehlte er bei der Ausstellung? Roland Roos dazu: «Ich stehe weiter zu meiner Aktion, aber ich hatte nach dem Entscheid von Frau Fehr einfach keine Lust mehr auf das ganze Brimborium!» Ausserdem: «Was hätte ich da jetzt gross zu feiern gehabt?» 

Strafrechtlich dürfte der Tafeltausch ein Nachspiel haben. So oder so. Auch Regierungsrätin Fehr hat Redebedarf: «Noch gab es kein Gespräch mit dem Künstler, aber das werde ich sicherlich in den kommenden Tagen nachholen.»

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