«SBB bedrohen unsere Existenz»
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Bubikon ZH wehrt sich:«Die SBB bedrohen unsere Existenz»

«Es ist der Wahnsinn!»
Bubiker Bevölkerung feiert Sieg im Kampf gegen SBB-Megaprojekt

Monatelang haben die Anwohner von Bubikon ZH gegen die geplante SBB-Abstellanlage gekämpft. Nun haben sie einen Zwischensieg eingefahren.
Publiziert: 15.09.2021 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2021 um 21:29 Uhr
Teilsieg für die Anwohner in Bubikon ZH (hier im Januar 2021).
Foto: Philippe Rossier
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Sven Ziegler

Rund 20 Fussballfelder gross ist die geplante Abstellanlage in Bubikon ZH, welche in den kommenden Jahren hätte gebaut werden sollen. Wo bislang Kühe weiden, Obst und Gemüse angebaut werden und seltene Tiere leben, hätten bald die Bagger auffahren sollen.

Im letzten Dezember werden die Anwohner informiert. Sie schliessen sich in einer Interessengemeinschaft zusammen, sagen den SBB den Kampf an. Blick begleitet die IG seit Januar bei ihrem Kampf.

Gemeinsam mit der Bevölkerung

Nun ist klar: Der Kampf hat sich gelohnt. Die Standortsuche für die Abstellanlagen wird neu aufgelegt. Nebst den bisherigen Standorten sollen auch weitere Alternativen diskutiert werden, teilten der Kanton und die SBB am Dienstag mit.

«Wir stehen konsequent zum öffentlichen Verkehr, wollen diesen stärken und weiter ausbauen», sagte die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh an einer Medienkonferenz. Allerdings müsse dies verstärkt mit der Bevölkerung geschehen.

Zwei Jahre für erneute Suche

Martin Neukom, Vorsteher der Baudirektion, gestand ein, dass man die Gemeinden zu wenig in die Standortplanung mit einbezogen habe. «Wir gleisen daher den Prozess neu auf», sagt er. Die Projekte der Abstellanlagen werden somit auf Eis gelegt und das Verfahren beginnt von vorn – dieses Mal aber in verstärkter Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.

Die SBB rechnen mit zwei Jahren für die erneute Suche. «Diese Zeit nehmen wir uns aber gerne», sagt Linus Looser, Leiter Produktion Personenverkehr der SBB. Die Standortevaluation solle sorgfältig und gemeinsam mit allen betroffenen Gemeinden und Anwohnern erfolgen.

«Freudentag» für die IG

Für Nicole Fritschi, Sprecherin der IG, ist es ein Freudentag. «Es ist der Wahnsinn! Wir sind extrem erleichtert über den Entscheid. Das zeigt, dass es sich lohnt, für den Schutz der Natur aufzustehen», sagt Fritschi zu Blick.

Sie hoffe, dass es sich nicht um einen Pro-Forma-Entscheid handle und die Standortsuche tatsächlich neu aufgerollt werde. Daher werde die IG die Entwicklungen der kommenden Monate genau im Auge behalten. «Die SBB haben nach wie vor eigene Flächen oder können bereits versiegelte Industrieflächen nutzen. Es darf nicht noch mehr Natur für riesige Anlagen zerstört werden», sagt Fritschi.

2300 Briefe hätte die Bubiker Bevölkerung in den vergangenen Monaten an den Kanton und die SBB geschickt. Das habe sich gelohnt, auch wenn sie nicht mit einem solchen Kursschwung gerechnet habe. «Ich war überrascht. Meine Befürchtung im Vorfeld war, dass die SBB und der Kanton das Projekt ungeachtet des Protestes fortführen. Daher freue ich mich umso mehr, dass wir gehört wurden. Für uns ist es ein Freudentag!»

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